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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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nicht. Sie hat sich am Nachmittag mit Migräne ins Bett gelegt und wollte dort auch bleiben. Und nun ist sie eben weg. Der Mann ist sehr, sehr aufgeregt.«
    »Ist er noch bei euch?«
    »Ja. Soll ich ihn rüberschicken?«
    »Ja. Aber nicht sofort. Ich muss ja auch erst noch ins Büro fahren. Schickt ihn in zehn Minuten los, dann schaffe ich es vor ihm.«
     
    Auf dem Weg zum Wagen versuchte er, Peter Nachtigall zu erreichen, doch der hatte das Handy wohl ausgeschaltet. Vielleicht war er nach der Untersuchung des Tatorts nach Hause gefahren und wollte den Abend mit seiner Freundin ausklingen lassen, überlegte Skorubski und dachte sehnsüchtig an seine Schachpartie zurück. Er hätte einfach das Telefon rausziehen sollen. Er hatte keinen Dienst.
    20 Minuten nach dem Anruf saß ihm ein großer, schwerer Mann mit hochrotem Gesicht gegenüber.
    Benno Brusching schlug mit der fleischigen Faust auf Skorubskis Schreibtisch und stieß einen lauten Fluch aus.
    »Wann passiert hier eigentlich mal irgendwas? Meine Frau ist verschwunden, da draußen rennt ein Mörder frei rum und ihr versucht mir einzureden, das sei alles völlig normal. Kein Grund zur Besorgnis. Frauen tun solche Dinge manchmal! Ich bin doch kein kleines Kind – mir könnt ihr so was nicht weiß machen!«
    Seine für einen Choleriker typische Gesichtsfärbung vertiefte sich, bis sie einen interessanten Kontrast zu seinen leuchtend blauen Augen und den grauen Haaren bildete.
    »Nun beruhigen Sie sich doch erst einmal und erzählen Sie mir genau, wie der Nachmittag Ihrer Frau normalerweise verläuft und was sie heute konkret vorhatte«, forderte Albrecht Skorubski.
    Dabei versuchte er angestrengt, sich daran zu erinnern, wo er den Namen Benno Brusching schon gehört hatte.
    »Ach was! So eine Überraschung! Erst soll es ganz in Ordnung sein, dass meine Frau nicht zu Hause ist, wenn ich komme, und dann wollen Sie gleich wissen, was sie normalerweise so macht. Gleich werden Sie mich fragen, wo ich heute war! Und schon mutiere ich vom besorgten Ehemann zum Tatverdächtigen! Dass man bei der Polizei eine steile Karriere machen kann, ist ja bekannt!«, polterte der Gatte los.
    »Erzählen Sie mir einfach, was Ihre Frau für den heutigen Tag geplant hatte.«
    Albrecht Skorubski dachte an seine eigene Frau, die nun allein zu Hause saß und auf ihn wartete. Vielleicht ruft sie bei Maik an, hoffte er, der will schließlich demnächst heiraten, da gibt es noch viel zu besprechen. Bleibt zu wünschen, dass Maik nie in eine solche Situation wie Brusching geraten würde. Die Liebe, philosophierte Skorubski, verblüte manchmal schneller, als sie Zeit zum Reifen gebraucht hatte.
    Es war unfair zu vermuten, ihm sitze hier etwas anderes als ein besorgter Ehemann gegenüber, tadelte er sich selbst. Sein gewaltbereites Auftreten war vielleicht nichts anderes als die einzige Ausdrucksform für Angst, die ihm zur Verfügung stand.
    Die Röte des Gesichts blasste etwas ab.
    Benno Brusching seufzte und stand auf. Die Rechte fand wie selbstverständlich den Weg in die Hosentasche. Das Sakko war darauf vorbereitet und ließ sich widerstandslos zur Seite schieben. Eine Figur wie Kommissar Berghammer aus Tölz, stellte Skorubski fest. Der Ehemann atmete schwer.
    »Heute Mittag aßen wir gemeinsam. Das tun wir meistens, ich versuche immer, mich mindestens anderthalb oder gar zwei Stunden frei zu machen, um bei meiner Frau zu sein und eine entspannte Mittagspause genießen zu können. Sie stocherte aber nur in ihrem Salat herum. Sie habe Kopfschmerzen, erklärte sie mir, ihr sei übel. Darunter leidet sie schon, seit ich sie kenne. Migräne, eine wirklich üble Sache.« Der schwere Mann zog die Hand wieder aus der Tasche und schob das Jackett zurecht. »Beim Kaffee nach dem Essen war sie schon sehr blass. Also riet ich ihr, eine Tablette zu nehmen und sich hinzulegen. Diesen Rat hat sie sofort befolgt. Sie bat mich noch, ihre Termine für den Nachmittag abzusagen, was ich auch gewissenhaft erledigt habe. Ein Friseurtermin war auch darunter.«
    Benno Brusching setzte sich und sah Skorubski direkt in die Augen. Der Hauptkommissar fühlte sich unbehaglich, hielt aber dem intensiven Blick stand.
    »Bevor ich das Haus verließ, habe ich nach ihr gesehen. Sie lag im Bett, winkte mir matt zu, und ich ging. Normalerweise dauert solch eine Attacke bei ihr mindestens 24 Stunden. Ich erwartete deshalb nicht, das Haus bei meiner Rückkehr leer vorzufinden!«
    »Was, glauben Sie, ist während Ihrer

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