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Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer

Titel: Menschenopfer - Gibert, M: Menschenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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von seinem Kollegen unsanft gebremst. »Was soll die Frau uns schon zu erzählen haben? Und wann, glaubst du, hat sie zum letzten Mal einen Asiaten gesehen?«
    »Auch wieder wahr«, gab Lenz zu und setzte sich in Bewegung.
     
    *
     
    »Wir haben zur Zeit in der gesamten Republik 74 vermisste männliche Asiaten«, erklärte Hain eine knappe halbe Stunde später seinem Boss, der zusammen mit Uwe Wagner in dessen Büro saß und heißen Kaffee in sich hineinkippte.
    »Setz dich doch«, wurde er von Wagner herzlich eingeladen. »Willst du auch einen Kaffee?«
    »Gerne.«
    Der Pressesprecher gab den Ober, und nachdem alle frisch versorgt waren, ließ er sich noch einmal die bis dahin bekannten Einzelheiten des Falles erläutern.
    »Komische Sache«, schlussfolgerte er. »Ein Chinese ohne Kontrabass und zwei Europäer verbrutzeln in der Laube einer Schrebergartenkolonie.«
    »Er ist nach Dr. Franz’ Ansage Asiate, Uwe«, bremste Lenz den Elan seines Freundes. »Das heißt nicht zwangsläufig, dass er Chinese gewesen sein muss. Asien besteht aus deutlich mehr Ländern als nur aus China.«
    »Korinthenkacker«, bedachte Wagner ihn. »China, Japan, Südkorea … Menschen mit Schlitzaugen sehen für mich alle gleich aus.«
    »Was ist denn das für ein Quatsch«, protestierte Hain ein paar Dezibel zu laut. »Wenn du dir mal die Mühe machen würdest, genauer hinzusehen, könntest du gewaltige Unterschiede feststellen.«
    »Ho, ho, nun bleib mal auf dem Teppich, Thilo«, gab der Pressemann angesäuert zurück. »Ich hab es ja nicht böse oder gar ausländerfeindlich gemeint.«
    »So habe ich es auch nicht verstanden. Aber es gibt halt wirklich signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Ethnien, und das sollte man keinesfalls übersehen.«
    Lenz, der den Disput seiner Freunde interessiert verfolgt hatte, bedachte beide mit mitleidigen Blicken.
    »Jungs, wenn es unsere größte Aufgabe in dem Fall sein wird, die einzelnen Ethnien auseinanderzuhalten, könnt ihr gerne weitermachen. Weil das im Augenblick aber nicht der Fall zu sein scheint, sollten wir uns vielleicht auf die Fakten konzentrieren, die wir haben, und ein Faktum ist die Vermisstenliste.«
    Er wandte sich an Hain.
    »Also, Thilo, gibt es vermisste Asiaten aus unserer Gegend?«
    »Nein«, antwortete der Oberkommissar. »Der Kassel geografisch nächstliegende vermisste Asiate hat in Gießen gelebt. Dann kommt schon Frankfurt.«
    Er blätterte in der Liste, die er in seinem Büro ausgedruckt hatte.
    »Mindestens die Hälfte von ihnen stammt übrigens aus Düsseldorf und der näheren Umgebung davon, was auf den ersten Blick zumindest auffällig für mich ist.«
    »Aber relativ leicht erklärbar«, wandte Wagner sich an seinen Kollegen, wobei in seinem Ton so etwas wie eine Entschuldigung mitschwang. »Als in den Sechzigern und Siebzigern des letzten Jahrhunderts die ersten Niederlassungen von asiatischen Unternehmungen in Deutschland gegründet wurden, hat sich in und um Düsseldorf so was wie ein Schwerpunkt gebildet. Von Japanern weiß ich es ganz genau, da hat es sich auch bis heute nicht groß verändert, aber südkoreanische und chinesische Firmen hat es ebenfalls dort hingezogen. Und wenn erst mal ein solcher Ballungsraum entstanden ist, sorgt das dafür, dass die nachfolgenden Generationen bevorzugt in diese Gegend ziehen. Gleiches gesellt sich nun mal gern zu Gleichem.«
    »Das zumindest können wir mal so stehen lassen, Uwe«, stimmte der Leiter der Mordkommission zu. »Und der Rest deiner Ausführungen bringt vermutlich jeden Soziologen ins Schwärmen, uns allerdings kein Jota vorwärts. Zumindest so lange nicht, wie wir nichts über die Identität der drei wissen.«
    Als Reaktion auf diese Zurechtweisung funkelte Wagner seinen Freund an. Lenz ließ sich jedoch davon nicht beeindrucken.
    »Ach komm, nun sei mal nicht gleich angepisst, Junge. Ich hab nur heute Abend keine Lust mehr auf weitschweifige Ausführungen, deren Relevanz für unseren Fall im homöopathischen Bereich liegt.«
    »Stopp, Männer«, ging Hain dazwischen, der realisiert hatte, dass erstens sein Boss völlig genervt war, und zweitens der Pressesprecher sich zutiefst ungerecht behandelt fühlte.
    »Auf das, was sich hier gerade anbahnt, hab ich absolut keinen Bock. Also reicht euch die Hände und übt euch in Demut, und zwar pronto.«
    Ohne eine Regung der beiden abzuwarten, griff er zu einem losen Blatt, das unter der Vermisstenliste klemmte, und hob es triumphierend hoch.
    »Fritz und

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