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Menschensoehne

Menschensoehne

Titel: Menschensoehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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waren gute Freunde, Danni und ich. Wir haben alles gemeinsam gemacht. Alle Jungs aus unserer Klasse steckten viel zusammen, aber wir waren die dicksten Kumpels. Wir haben keine Geheimnisse voreinander gehabt. Wahrscheinlich wäre es am besten gewesen, sich umzubringen, wie die anderen. Wir sind alle total ausgeflippt. Wir haben uns mit allem zugedröhnt, was wir an Drogen in die Pfoten kriegten. Wir waren wie besessen. Wahrscheinlich bin ich noch am besten davongekommen. Ich lebe jedenfalls noch, falls man das Leben nennen kann. Vielleicht war Halldórs Theorie über den Zufall richtig.«
    »Halldórs Theorie über den Zufall?«, fragte Erlendur, erhielt aber keine Antwort.
    »Was war mit den Krankenschwestern?«, fragte Sigurður Óli. »Wer war das? Können wir mit denen reden?«
    »Die Krankenschwestern. Wer hat sie wohl dazu gebracht, Kindern heimlich Blut abzuzapfen?«, sagte Sigmar. »Das ist vielleicht das Komischste an dem Ganzen, wie die zwei in die Schule kommen und uns Blutproben entnehmen konnten, ohne dass irgendjemand das gemerkt hat. Ich bin ihnen seitdem nie wieder begegnet. Zwei Frauen mit Spritzen. Sie waren kaum älter als vielleicht fünfunddreißig.« »Weißt du, wer Halldór ermordet hat?«, fragte Sigurður Óli.
    Sigmar antwortete nicht.
    »Woher wusstest du, dass Halldór dazu gezwungen worden ist, den Jungen diese Pillen zu geben?«, fragte Erlendur.
    Sigmar schwieg.
    »Hast du mit ihm geredet, bevor du ihn ermordet hast?«
    Schweigen.
    »Hast du mit ihm gesprochen, bevor er starb?«
    Sigmar sagte kein Wort.
    »Wer hat Halldór unter Druck gesetzt?«
    Sie merkten, dass aus Sigmar kein Wort mehr herauszubekommen war – zumindest nicht im Augenblick.
    Erlendur bedeutete Sigurður Óli und Pálmi, den Raum zu verlassen, und sie traten auf den Korridor hinaus.
    »Vielleicht sollten wir es im Augenblick dabei bewenden lassen. Wir behalten ihn noch einen Tag lang in Untersuchungshaft. Sigurður Óli, du kümmerst dich um eine richterliche Anordnung. Und dann schauen wir, ob er nicht heute Nachmittag bereit ist, mehr zu sagen.«
    »Mir fällt ein, dass er möglicherweise mit Daníel gesprochen haben kann«, sagte Pálmi. »Halldór hat Daníel in der Klinik besucht, und sie haben sich ein paar Mal unterhalten. Kann sein, dass die Informationen über Halldór daher stammen.«
    »Wir müssen abchecken, was aus diesen Jungen geworden ist«, sagte Sigurður Óli, »und herausfinden, was davon mit Sigmars Aussagen übereinstimmt. Wir müssen uns mit den Familienangehörigen unterhalten und mit dem ehemaligen Schulleiter an der Víðigerði-Schule. Vielleicht kann er uns ja weiterhelfen. Und wir müssen das mit den Krankenschwestern überprüfen.«
    »Ich bin froh, dass es wahrscheinlich nichts mit den Schülern zu tun hat«, erklärte Pálmi. »Falls Sigmars merkwürdige Geschichte stimmt, hat der Mord an Halldór ein langes Vorspiel gehabt. So etwas wurde nicht von Schulkindern verübt.«

Einundzwanzig
    Die Kriminalpolizei hatte an diesem Tag mehr als genug damit zu tun, die Anfragen besorgter Eltern zu bearbeiten, deren Kinder entweder noch in der Víðigerði-Schule waren oder diese vor kurzem verlassen hatten. Sie wollten in Erfahrung bringen, ob die Möglichkeit bestünde, dass Halldór sich an ihren Kindern vergangen habe. Einige Eltern waren aufgebracht, andere in Tränen aufgelöst. Ihnen wurde gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit sehr gering sei. Es seien keine Missbrauchsfälle bekannt geworden, seit Halldór dort angefangen habe. Allem Anschein nach habe Halldór sich die ganze Zeit, während er an der Schule tätig war, nichts zuschulden kommen lassen. Das waren klare Antworten, aber sie hatten keineswegs den gewünschten Effekt auf die Eltern. Zu viel »dem Anschein nach« und »geringe Wahrscheinlichkeit«.
    Sigmar wurde in eine Zelle im alten Untersuchungsgefängnis am Síðumúli gebracht. Erlendur war davon überzeugt, dass Sigmar mehr wusste als das, was er preisgegeben hatte, und hoffte, dass der Mann im späteren Verlauf des Tages bereit sein würde, der Polizei mehr zu erzählen. Auf dem Weg zum Geschäft beschloss Pálmi, Helena im Krankenhaus zu besuchen. Sie lag auf der Intensivstation in der Städtischen Klinik. Sie war wieder bei Bewusstsein und hatte der Polizei gegenüber bereits eine vorläufige Aussage gemacht. Als Pálmi kam, schlief sie. Er gab vor, mit ihr verwandt zu sein, und blieb eine Weile an ihrem Bett stehen. Sie war an alle möglichen Apparate und Schläuche

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