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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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daran erinnern, dass wir in den seltensten Fällen die Ressourcen haben,
selbst die unsinnigsten Spuren zu verfolgen. Dachte Petzold und sagte:
»Natürlich sind Sie hier die Experten in Sachen Terrorismus. Deshalb können Sie
auch sicher besser beurteilen, ob ein Terrorist verdächtige E-Mail-Korrespondenz
über seinen Laptop führt und diese auch noch abspeichert.«
    »Höchstwahrscheinlich handelt es sich dabei um den Versuch einer
Irreführung«, erklärte Bohutsch großspurig. »Haben Sie das Bild denn schon
gefunden, von dem hier die Rede ist?«
    »Wie gesagt, ich hatte die Botschaft eben erst entdeckt, als wir zu
diesem Termin gerufen wurden. Das Bild wollte ich als Nächstes suchen.«
    »Das übernehmen wir«, erklärte Krischintzky und zog den Computer zu
seinem Platz. »Sie gehen, wie besprochen, in diesem Fall nur jenen Hinweisen
nach, auf die Sie von uns angesetzt werden.«
    Oder die ich vor euch erhalte. Wie heute Morgen. Petzold biss die
Zähne zusammen und nötigte sich zu einem falschen Lächeln.
»Selbstverständlich.«
    Bohutsch wandte sich an die beiden Amerikaner. »Ich schlage
folgendes Vorgehen vor: Unsere Behörden ermitteln weiter in diesem Fall. Doktor
Shorts Vergangenheit zwingt uns natürlich zu höchster Aufmerksamkeit. Wir
sollten uns laufend gegenseitig über den neuesten Stand berichten und außerdem
regelmäßige Termine wahrnehmen, um weitere Schritte miteinander abzustimmen.«
Er zückte ein Blackberry und tippte darauf herum. »Wann würde es Ihnen in den
nächsten Tagen passen?«
    Die beiden Amerikaner zogen vergleichbare Geräte hervor und sahen in
ihren Kalendern nach. Schließlich einigte man sich auf einen Nachmittagstermin
in drei Tagen.
    »Dann wären wir hier fertig«, erklärte Bohutsch.
    Sie erhoben sich.
    »Magister Krischintzky begleitet Sie hinunter«, sagte Bohutsch zu
den Amerikanern. »Die Kollegin und der Kollege bleiben noch kurz hier.«
    »Ich freue mich auf die Zusammenarbeit«, sagte Shackleton beim
Händeschütteln.
    Kaum war die Tür hinter den Amerikanern zugefallen, giftete
Bohutsch: »Eine Zusammenarbeit wird es nicht geben. Ich hätte gute Lust auf ein
Disziplinarverfahren gegen Ihre Mitarbeiterin, Doktor Pribil.«
    »Sie können mir ruhig direkt drohen«, bemerkte Petzold kühl. Sie
hasste es, wenn sich zwei ältere Männer in ihrer Gegenwart unterhielten, und
noch dazu über sie, als sei sie Luft.
    Bohutsch fuhr zu ihr herum und starrte sie feindselig an. Statt
einer Antwort verzog er nur abfällig das Gesicht und wandte sich wieder an
Pribil. »Als offizieller Ermittler bleiben Sie bitte weiterhin im Vordergrund,
Herr Doktor.«
    »Selbstverständlich, Herr Kollege.«
    »Aber halten Sie Ihre Mitarbeiter in Zaum.«
    Petzold wusste, wann ein Kampf sinnlos war. Deshalb verzichtete sie
nicht unbedingt darauf. Die Einladung dieser Windmühlen aber würde sie ignorieren.
Sie musste lernen, den Mund zu halten. Manchmal muss man anfangs still sein, um
später das Sagen zu haben. Eigentlich mochte sie diesen Gedanken nicht. Jene,
die mit dieser Strategie später was zu sagen bekamen, vergaßen allzu oft, es
dann auch zu tun.

Alter Bock
    In Freunds Büro war es nicht kühler geworden. Mit einem Becher
Fertig-Eiskaffee hockte er sich vor den Computer.
    Seit der Nacht war er im Eiltempo unterwegs. Weder zu einem
Frühstück noch zum Mittagessen war er gekommen. Claudia hatte er noch immer
nicht erreicht. Permanent bettelten Journalisten am Handy um einen »Zund«, wie
man in Wien einen Hinweis nannte. Freund hob gar nicht mehr ab. Abwesend kippte
er den Kaffee in sich hinein, während er den Computer hochfuhr und beim
Onlinelexikon Wikipedia das Suchwort eintrug.
    Das Ergebnis folgte sofort: Teufel. Relevanz 100 %. Freund klickte
den Link an.
    Am Beginn jeder Ermittlung standen für Freund Hypothesen. In der
Folge versuchte er wie ein Wissenschaftler, diese zu verifizieren oder zu
widerlegen. Eine war in diesem Fall klar: Der Täter wollte mit der Inszenierung
etwas sagen. Um die Botschaft zu entschlüsseln, musste Freund zuerst deren
Bedeutung kennen. Die Verkörperung des Bösen schlechthin wählte man nicht ohne
Grund.
    Laut Wikipedia stammte die Bezeichnung »Teufel« vom griechischen
»Diábolos« und bedeutete: der »Verleumder, Durcheinanderwerfer, Verwirrer«. Na,
das war dem Praterteufel gelungen. In monotheistischen Religionen bildete er
den Widersacher eines guten Gottes. Das hebräische »Satan« ( Sin-Teth-Nun )
hieß so viel wie »Widersacher« oder

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