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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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auch Alfred Wuster
verschwunden ist.«
    »Haben wir etwas über diese Rother?«
    »Keine kriminelle Vergangenheit, wenn du das meinst.«
    »Wer hat die Anzeige aufgegeben?«
    »Ihr – er nennt sich Privatsekretär, wahrscheinlich ist er ihr
Lebensgefährte, ein gewisser Norbert Lindl.«
    »Geschäftsfrau, sagst du. Keine Medizinerin?«
    »Den ersten Informationen nach nicht.«
    »Demnach eher Opfer als Täter. War schon jemand bei ihm?«
    »Wollten wir dann gleich.«
    »Gut. Der Ziegenbock. Was wissen wir über das Tier?«
    Mit lautem Krach flog die Tür auf. Ein Polizist stürmte herein und
wedelte mit einer Zeitung.
    »Druckfrisch«, keuchte er und warf das Blatt mitten auf den Tisch.
    Auf der Titelseite prangte ein flächendeckendes Foto des Teufels.
Nur die Augen waren durch einen schwarzen Balken abgedeckt. Das Bild war von
schlechter Qualität und schien noch während der Dämmerung aufgenommen worden zu
sein. Freund hatte alle polizeilichen Tatortfotos gesehen. Dieses war keines
davon. Immerhin. Die Lichtverhältnisse ließen darauf schließen, dass jemand
ihren Abschirmungsbemühungen zuvorgekommen war.
    Darüber schrie die Schlagzeile: »Der Teufel von Wien«.
    »Ach, du liebe …«
    Unsquare Dance. Der Pepe.
    »Woher hat die Zeitung das Bild?«, brüllte der Präsident ansatzlos.
In sein Büro war wohl auch gerade jemand mit der frischen Ausgabe gestürzt.
    »Auf jeden Fall nicht von uns«, erwiderte Freund bestimmt und
spürte, wie sein Magen schrumpfte.
    »Gut«, entfuhr dem Pepe im Ton tiefster Erleichterung, und er legte
grußlos auf.
    In seiner Haut wollte Freund jetzt auch nicht stecken. Der
öffentliche und politische Druck in den nächsten Tagen würde enorm sein. Er
überflog die Artikel. Insgesamt widmete Österreichs größtes Boulevardblatt dem
Verbrechen zwölf Seiten Berichterstattung.
    Mit Schwung klappte er die Zeitung zu und schob sie von sich. Das
Blatt machte die Runde, während Freund erklärte: »Euch ist klar, was das
bedeutet. Ab sofort schaut uns ganz Österreich auf die Finger und verfolgt
jeden unserer Schritte. Marietta, bitte. Weiter mit dem Ziegenbock.«
    »Wie wir schon wissen, wurde das Tier vor drei Tagen aus einem
Streichelzoo am Cobenzl gestohlen.«
    Freund fragte sich, ob man gestohlen oder entführt sagte. Einen
süßen Schoßhund würde sie wahrscheinlich als entführt bezeichnen. Aber
Ziegenböcke besaßen nun einmal weniger Sympathiepotenzial als Pinscher.
    Varic warf ein paar Fotos auf den großen Tisch, die sich
fächerförmig verteilten. »Der zwei Meter hohe Zaun und die Schlösser von Gehege
und Stall waren unbeschädigt. Das heißt, jemand muss das Tier darübergehoben
haben. Der Bock muss um die sechzig Kilogramm gewogen haben. Das muss man sich
einmal vorstellen! Das ist deutlich mehr als ein Zementsack. So ein Gewicht
kann nicht jeder stemmen.«
    »Und wenn das Tier sich wehrt, ist das erst recht unmöglich«, warf
einer der Polizisten ein. Wie die anderen trug er nur ein Kurzarmhemd. Er war
aufgestanden, hatte die Fotos auseinandersortiert und betrachtete sie.
    »Richtig. Es muss wehrlos gewesen sein. Es gab allerdings keine
Blutspuren. Wenigstens haben die Techniker auf den ersten Blick nichts
gefunden. Die endgültigen Ergebnisse stehen noch aus.«
    »Also vielleicht bloß betäubt.«
    »Gut möglich. Wir suchen ja vermutlich einen Mediziner. So einer
wird auch Zugang zu Narkosemitteln haben.«
    »Trotzdem verdammt schwer«, sinnierte Freund.
    »Und wenn es doch mehrere Täter sind?«
    Die Aufnahmen des Geheges, des Stalls und der umliegenden Gebäude
wanderten durch die Hände der Anwesenden.
    »Habt ihr die Stelle gefunden, wo der Bock aus der Umzäunung
gebracht wurde? Wenn es ein einzelner Täter war, muss er ihn ja über den Zaun
geworfen haben. Abdrücke? Fasern am Zaun, Hautfetzen? Irgendwas?«
    »Keine Chance. An den Folgetagen war zu viel Publikum da.«
    »War zu befürchten. Die Besitzer haben nichts bemerkt? Wenn jemand
in so ein Gehege eindringt, machen die Viecher doch meistens einen gewaltigen
Lärm.«
    »Die Betreiber wohnen nicht unmittelbar daneben. Sie haben nichts
gehört.«
    »Und wenn der Bock nicht heimlich entwendet wurde?«, fragte Wagner.
    »Du meinst, die Ziegenbesitzer könnten etwas damit zu tun haben?«
    »Dann hätte man das Tier nicht umständlich über den Zaun heben
müssen, sondern einfach aus dem Stall geführt.«
    »Der Betreiber ist ein Biobauer ohne medizinische Ausbildung. Mit
einem Umfeldcheck haben wir bereits

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