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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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eines schweren
Motorrads. Freund erkannte den Klang. Jeden Moment würde Lukas Spazier sich
neben ihm einbremsen. Freund drückte schon einmal auf Hermine Rothers
Klingelknopf. Um diese Tageszeit würde Herr Lindl eine Weile benötigen, um
aufzuwachen und sie hereinzulassen. Tatsächlich stand Freund immer noch vor
einer verschlossenen Tür, als Spazier die Maschine abstellte und den Helm
abnahm.
    »Du bist doch kein Frühaufsteher«, bemerkte Freund.
    »Ich bin gar nicht erst schlafen gegangen.«
    Freund musterte ihn von oben bis unten. »Aber du warst zu Hause.«
    »Gut beobachtet. Aber nur, um zu duschen und frische Kleidung
anzuziehen. Nach dem Tag gestern …«
    »Wie war die Nacht?«
    »Das Übliche. Hunderte Anrufe von Spinnern, Wichtigtuern und
Arschlöchern. Die Jungs sind noch dabei herauszufiltern, ob Ernstzunehmendes
dabei ist.«
    Freund klingelte noch einmal, sehr lang.
    »Spurensicherung ist unterwegs?«, fragte er Spazier während des
Wartens.
    »Muss jeden Moment eintrödeln.«
    »Durchsuchungsbefehl hast du?«
    »Musste ich nicht lange darum betteln.«
    Endlich meldete sich eine verschlafene Stimme aus der
Gegensprechanlage. Freund stellte sich vor, und sie wurden eingelassen. Vor
ihnen öffnete sich der Panoramablick auf Haus und Stadt. Freund gefiel der
verschachtelte Entwurf aus weiß gestrichenem Sichtbeton, Glas und Metall ganz
gut, auch wenn er selbst sich etwas anderes bauen ließe. So bald würde er sich
allerdings keine Villa am Schreiberweg leisten können. In der Eingangstür
wirkte der Mann im weißen Bademantel sehr klein. Eine Täuschung, wie Freund
beim Näherkommen feststellte.
    Norbert Lindl überragte ihn um Haupteslänge. Varic hatte nicht
übertrieben. Lindl konnte man wahrscheinlich ohne Bedenken auf einen Mailänder
Laufsteg schicken. Mit festem Händedruck begrüßte er sie und bat sie ins Haus.
    »Sie müssen etwas Wichtiges herausgefunden haben, wenn Sie sich um
diese Zeit herbemühen. Kann ich Sie dafür wenigstens mit einem Kaffee
entschädigen?«
    »Da sage ich nicht nein.«
    »Ich auch, bitte.«
    Sie bewunderten das Haus und den Talblick aus der raumhohen
Glaswand, während Lindl einer chromblitzenden Maschine Düfte und Dampf abrang.
    Er stellte zwei Tassen Espresso auf den Tresen vor ihnen.
Mittlerweile kämpften auch unten in der Stadt die Lichter gegen den
aufziehenden Tag an. Freund kippte das heiße Gebräu mit einem einzigen Schluck
hinunter und genoss das Brennen in seinem Hals. Für Diplomatie war es zu früh
und er zu müde.
    »Die Haare, die Sie uns gestern gegeben haben, stammen von derselben
Person wie jene, die bei Alfred Wusters Leiche gefunden wurden.«
    Lindl fiel die Espressotasse fast aus der Hand, und er verschüttete
ein paar Tropfen ihres Inhalts. Zitternd stellte er sie ab.
    »Was bedeutet das?«
    »Das wollten wir Sie fragen. Wie lange sind Sie schon Frau Rothers –
Privatsekretär?«
    »Sie brauchen mit Ihrer Betonung meines Berufs gar nichts zu
insinuieren. Auch wenn es nichts zur Sache tut, mein Interesse gilt nicht
älteren Frauen – jungen übrigens auch nicht.«
    Er wischte den verschütteten Kaffee mit einer Küchenrolle auf. »Um
Ihre Frage zu beantworten: Ich arbeite seit drei Jahren für Frau Rother.«
    »Unsere Techniker von der Spurensicherung werden auch jeden Moment
ankommen. Wir müssen das Haus durchsuchen.«
    »Haben Sie denn … ach was, ich sehe zu viel fern … stellen Sie alles
auf den Kopf, aber machen Sie bitte nichts kaputt.«
    »Wollen Sie uns vielleicht schon einmal ein wenig herumführen?«
Eigentlich sollten sie auf Canellas Leute warten und mögliche Spuren nicht
zerstören. Freund hatte keine Geduld dafür. Außerdem glaubte er nicht, dass er
Wichtiges vernichten würde.
    Lindl bat sie, ihm zu folgen. Entlang der Panoramaglaswand stieg er
Treppen hinunter. Weil das Haus am Hang lag, besaß es auf der Talseite ein
Stockwerk mehr. Unter der Wohnküchenebene fand sich ein weiterer Wohnsalon mit
grandioser Aussicht. Ein Bücherregal säumte die gesamte Wand. Moderne Möbel,
teure Stereoanlage.
    »Wenn Sie nicht Frau Rothers Lebensgefährte waren«, fragte Freund,
»gab es dann wen anderen?«
    »Seit ich sie kenne, nicht. Sie scheint sich weder aus Männern noch
aus Frauen viel zu machen.«
    Lindl wartete, Freund bedeutete ihm, weiterzugehen. Der junge Mann
führte sie in einen Arbeitsraum. Auf einem Schreibtisch türmten sich
Unterlagen. In den Regalen an den Wänden stapelten sich Ordner und Papiere.
Sehr ordentlich

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