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Menschenteufel

Menschenteufel

Titel: Menschenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Raffelsberger
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war die Frau nicht.
    »Das ist Frau Rothers Arbeitszimmer.«
    Auf den ersten Blick fiel Freund außer der Unordnung nichts auf.
Genauer würden dann Canellas Leute und Tognazzi schauen müssen. Lindl führte
sie in einen Fitnessraum mit ein paar Geräten, zwei Bäder und Rothers
Schlafzimmer, von dem man über eine Terrasse in den Garten gelangte.
    »Und Sie wohnen hier auch?«
    »Wozu wollen Sie das sehen?«
    »Gibt es einen Grund, es nicht zu tun?«
    »Nein.«
    Auf der Hangseite des Gebäudes lag ein düsterer Raum mit kleinem
Fenster. Freund war überrascht, ein weiteres Bett darin zu finden. Es war
ungemacht, der Schreibtisch ebenso ordentlich aufgeräumt wie das Regal
dahinter. Sein Blick fiel auf ein paar Buchtitel.
    »Sie interessieren sich für Medizin?«
    Lindl geriet ins Stottern. »Ich habe bis vor zwei Jahren studiert. Momentan
ruht das Studium aber.«
    »Sie haben …?«
    Die Türglocke meldete sich mit der Melodie von Londons Big Ben.
    »Das werden die Spurensicherer sein«, erklärte Freund.
    In weißen Overalls standen sie vor der Tür wie Seuchenbekämpfer.
Pascal Canella war persönlich mit zwei seiner Leute erschienen. Lindl ließ sie
ein.
    »Was suchen wir hier?«, wollte Canella unwirsch wissen.
    »Das wissen wir, sobald du es findest«, erwiderte Freund. »Und dir
auch einen guten Morgen. Sieh dir bitte als Erstes ein Zimmer im Untergeschoss
an.« Er führte sie zu Lindls Raum. Während die weißen Männer zu kramen
begannen, kehrte Freund mit dem jungen Mann in die Küche zurück. Spazier blieb
unten.
    Oben angekommen, bereitete Lindl noch einen Kaffee.
    »Wollen Sie auch noch einen?«
    »Gern, danke. Sie haben also Medizin studiert. Wie weit waren Sie?«
    Lindl antwortete ihm über die Schulter, während er an der Maschine
hantierte. »Im zweiten Abschnitt.«
    »Das ist ja schon weit. Warum haben Sie unterbrochen?«
    »Ich musste Geld verdienen. Und dann hat die Arbeit bei Frau Rother
mich so sehr in Anspruch genommen.«
    »Was machen Sie denn nun genau für sie?«
    »Korrespondenz, Termine, Telefon, Buchhaltung …«
    »Das können Sie als Mediziner?«
    »Ich war auf einer Handelsschule.«
    »Und dann Medizin?«
    »Ich möchte kein Arzt werden, sondern ins Medizinmanagement.
Krankenhäuser verwalten und führen, neue Behandlungskonzepte entwickeln. Mit
dem Altern unserer westlichen Gesellschaft kommen große Herausforderungen auf
diesem Gebiet auf uns zu. Da ist die Kombination aus Wirtschaft und Medizin
ideal. Ich bin auch auf der Wirtschaftsuni inskribiert.«
    »Haben Sie schon Praktika in Krankenhäusern gemacht?«
    »Zweimal, warum?«
    Freund konnte sehen, wie der breite Rücken mitten in der Bewegung
festfror. Langsam wandte Lindl sich zu ihm um.
    »Fragen Sie das alles, weil im Fall Wuster ein Mediziner gesucht
wird? Glauben Sie etwa, ich …?«
    Trampeln aus dem Untergeschoss kam Freunds Antwort zuvor. Atemlos
eilte Spazier zu ihm an den Tresen. Mit dramatischer Geste legte er ein
zusammengerolltes Tuch darauf. Freund hörte ein leises Klirren.
    Entsetzt starrte Lindl darauf.
    »Was ist das?«, fragte ihn Spazier.
    Langsam rollte er das Tuch auf. Nach und nach kamen Skalpelle,
medizinische Scheren und andere Geräte, die Freund nicht kannte, zum Vorschein.
    Aus Lindls Gesicht war alles Blut gewichen.
    »Das ist mein Sezierbesteck aus dem Studium«, kreischte er fast.
Sein ganzer Körper spannte sich. »Das hat jeder Medizinstudent!«
    Als weder Freund noch Spazier etwas erwiderten, sondern ihn nur
stumm beobachteten, fuhr er fort: »Wenn ich damit ein Verbrechen begangen
hätte, würde ich es doch nicht in meinem Zimmer aufbewahren! Für wie blöd
halten Sie mich?!«
    Freund hob beschwichtigend die Hand.
    »Jetzt beruhigen Sie sich einmal. Vorläufig haben Sie hier als
Einziger etwas von Verbrechen gesagt. Wir werden dieses Besteck natürlich genau
untersuchen. Sie müssen zugeben, dass das ein bisschen blöd für Sie aussieht.«
    Hinter Lindl lärmte und dampfte der Espressoautomat.
    »Zumal Sie kein Alibi für die Tatnacht haben.«
    Die Gerichtsmedizinerin Romana Wanek hatte von einem Menschen mit
ausgezeichneten chirurgischen Fähigkeiten als Täter gesprochen. Besaß die ein
verkrachter Student wie Lindl, der vor ihnen gerade fast in Ohnmacht fiel?
    »Ich schwöre Ihnen, dass ich nichts damit zu tun habe!«
    Gleich beginnt er zu weinen, dachte Freund. Gestern schon hatte
Spazier den Verdacht geäußert hatte, dass Lindl ihnen etwas verschwieg.
    »Aber Sie wissen vielleicht mehr,

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