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Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah

Titel: Mercy - Die Stunde Der Rache Ist Nah Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nähe. Wo bist du? Um Himmels willen, Jennifer! Seine
Lungen drohten zu bersten, er strampelte, um Auftrieb zu bekommen, und stieß
heftig den Atem aus, als er die Wasseroberfläche durchbrach. Dann schnappte er
nach Luft und fluchte.
    Wohin zum Teufel war sie verschwunden? Wohin,
verdammt noch mal?
    Er schüttelte die Haare aus den Augen und
wünschte, sie würde auftauchen.
    Komm schon. Komm schon!
    Gib's auf, Bentz, ermahnte ihn sein Verstand. Es
gibt sie nicht. Das weißt du. Du jagst einem Hirngespinst hinterher.
    Furcht, kalt wie der Ozean, durchfuhr ihn. Er
wurde wahnsinnig. Das war die Wahrheit. Ach, du liebe Güte ... Gib nicht auf! Du hast sie gesehen!
    Er trat Wasser und ließ den Blick umherschweifen
- unter dem Pier, entlang der Pfähle, über das Ufer und die düstere, kabbelige
Wasserfläche weiter draußen. Kein Zeichen von einer Frau in einem roten Kleid.
Auch sonst war niemand zu sehen. Er drehte sich um die eigene Achse, atmete
flach und blickte suchend über die Wellen - vergeblich. Wo war sie? Wohin war
sie verschwunden?
    Oben riefen Leute, und er schwamm zwischen die
Stützpfähle unter dem Pier. Keiner hatte sich an einen der Balken geklammert,
keiner trieb in den tanzenden Wellen. »Jennifer!«, rief er. Seine Stimme hallte
übers Wasser. Er hielt sich an einem mit Rankenfußkrebsen überwucherten Pfeiler
fest. Wo bist du?
    »Jennifer!«, rief er noch einmal und spuckte
Wasser aus. Der salzige Geruch stach ihm in die Nase, Wellen schlugen über ihm
zusammen, die Strömung zerrte an seiner nassen Kleidung. Er sah nichts, und er
hörte auch nichts außer den Stimmen hoch über seinem Kopf und dem Hall der Füße
auf den Planken. Noch immer versuchte er, sie zu entdecken oder einen Hinweis
darauf, dass sie hier gewesen war. Er ließ den Stützpfahl los, trat erneut
Wasser und blinzelte angestrengt in den Nebel - in der Hoffnung, eine Bewegung
in dem langen Streifen Dunkelheit unter dem Pier zu erkennen. Doch er sah
nichts.
    Nur Dunkelheit ... das Spiel von Schatten weiter
hinten, unter dem Überbau, wo Straßenlaternen eine verschwommene Helligkeit im
wabernden Nebel verbreiteten. Wie ein leuchtender Schemen erhoben sich die
Neonlichter des Vergnügungsparks aus dem Dunst. Unwirklich. Surreal. Jennifer,
oder wer immer sie in Wirklichkeit war, war verschwunden. Schaudernd fühlte
er, wie ein Fisch an ihm vorbeiglitt. Er ließ los und schwamm.
    Sie hat dich auf den Pier
gelockt... das ist Teil ihres Plans. Mach dir jetzt bloß keine Vorwürfe. Sie
ist nicht da. Du bist allein.
    Die Stimmen über seinem Kopf wurden lauter, und
es waren jetzt mehr. Von hier unten klangen sie geisterhaft, gedämpft von
Nebel und See.
    »Ich sag doch, ich hab ihn gesehen. Ein Mann ist
ins Wasser gesprungen!«
    »Du hast ihn gesehen? In diesem Nebel?«
    »Ja, verdammt noch mal! Irgendein Spinner hat
einen Kopfsprung von der Pierbrüstung gemacht.«
    »Einen Kopfsprung? Barney, dir ist mal wieder
der Tequila nicht bekommen.«
    »Mein Gott, und ich sage dir, ein Kerl im Anzug
ist von dem gottverdammten Pier gesprungen!«
    »Da unten ist nichts.«
    »Wie kannst du das behaupten? Du kannst doch im
Nebel kaum etwas erkennen!«, beharrte Barney. »Ich hab die 911 angerufen. Die
Polizei müsste jeden Moment eintreffen.« Gut, dachte Bentz. Er könnte ein wenig
Hilfe gebrauchen. Er schwamm unter den Pier auf den Strand zu und ließ sich mit
den hereinrollenden Wellen treiben. Als er durchs flache Wasser ans Ufer
watete, erfasste ihn von oben der Strahl einer Taschenlampe. »Da ist er!«
    »Ich hab's dir ja gesagt!«, ließ sich Barney
vernehmen, und andere Stimmen fielen ein. Oben auf dem Pier hatte sich eine
Menschenmenge versammelt. Das Geräusch einer Sirene gellte durch die Nacht und
kam rasch näher. Bentz rappelte sich auf und hinkte durch den nassen Sand,
durchgefroren bis auf die Knochen.
    Die Lichter der Stadt flackerten, das Riesenrad
warf ein unheimliches Zerrbild auf das schimmernde Meer. Er dachte an Jennifer
in der kalten dunklen Bucht. Hielt sie sich dort versteckt, lachte über ihn und
freute sich, weil sie ihn dazu gebracht hatte, von der Brüstung zu springen?
Oder hatte sie sich unter Wasser verfangen, in Seegras verheddert, und starrte
nun blicklos nach oben, während sich das rote Kleid wie ein Leichentuch auf
ihre totenblasse Haut legte? Reiß
dich um alles in der Welt zusammen! Er wischte sich mit
zitternder Hand übers Gesicht. Mehrere Leute kamen auf ihn zugerannt. Das
Pärchen, das er auf dem Pier

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