Mercy Thompson 02 - Bann des Blutes-retail
der Nacht, aber ich glaube nicht, dass es das am Tag tun kann.«
»Also gut«, sagte er. »Es wird eine Weile dauern. Ich lasse es einen unserer Neuzugänge machen. Willst du so lange warten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht leisten. Wirst du mich anrufen?«
»Ja.«
Ich dachte, er würde mich wieder in den Warteraum bringen, aber er begleitete mich bis nach draußen. Diesmal drängten sich keine Schüler im Eingangsbereich.
»Danke«, sagte ich, als ich ins Auto stieg.
Er hielt die Autotür auf und sah, was Stefan mit dem Armaturenbrett gemacht hatte.
»Jemand hat diesem Ding einen Faustschlag versetzt«, sagte er.
»Ja. Manchmal wecke ich diesen Wunsch in Leuten.«
»Mercy«, sagte er ernst. »Pass auf, dass er dich nicht ebenfalls schlägt.«
Ich berührte das gerissene Vinyl, das die Spuren von Stefans Ausbruch trug. »Das wird er nicht«, versicherte ich Tony.
»Bist du sicher, dass ich dir nicht helfen kann?«
Ich nickte. »Ich verspreche, wenn sich das ändert, werde ich dich sofort anrufen.«
Ich hielt an einem Fast-Food-Restaurant an und bestellte mir ein Mittagessen. Ich aß zwei Cheeseburger und eine doppelte Portion Pommes Frites, obwohl ich nicht besonders hungrig war. Ich hatte keinen Schlaf gehabt, also brauchte ich zumindest Treibstoff, um wach bleiben zu können. Das Koffein in meinem Getränk würde ebenfalls helfen.
Als ich fertig gegessen hatte, stieg ich ins Auto und fuhr ziellos herum. Meine Gedanken bewegten sich im Kreis. Ich hatte einfach nicht genug Informationen, um den Zauberer zu finden, und ich musste ihn finden, bevor es dunkel wurde. Bevor er Samuel und Adam umbrachte – ich weigerte mich zu glauben, dass sie bereits tot waren. Er hatte noch keine Zeit gehabt, um mit ihnen zu spielen.
Warum hatte Marsilia mich ausgeschickt, Littleton zu finden, obwohl sie wusste, dass ich dazu zu dumm war?
Ich fuhr mein Auto an den Straßenrand und blieb abrupt stehen, zu sehr mit Nachdenken beschäftigt, um weiterfahren zu können.
Traue niemals einem Vampir. Das war das Erste, was ich über Vampire gelernt hatte.
Trotz ihres Verhaltens bei Stefans Verhandlung behauptete Marsilia, sie habe Stefan geglaubt, als er ihr sagte, dass sich ein Vampir, der auch ein Zauberer war, in den Tri-Cities herumtrieb. Sie hätte die ganze Siedhe in den Kampf gegen ihn schicken können – stattdessen hatte sie bloß Stefan und Daniel ausgesandt. Nein, Stefan hatte Daniel mitgenommen. Marsilia hatte erwartet, dass Stefan Andre wählen würde. Wie übrigens auch Andre.
Selbst nachdem sie glaubte, dass Stefan tot war, befahl sie immer noch nicht der gesamten Siedhe, nach Littleton zu suchen. Stattdessen schickte sie mich und Andre. Mich. Ich sollte Littleton finden können, hatte sie gesagt. Andre sollte
dabei für meine Sicherheit sorgen – oder mir folgen, damit Marsilia wusste, was ich tat.
Andre glaubte, Marsilia habe vor, Littleton eher zu beherrschen als ihn zu töten. War es das, was die Herrin der Vampire von ihm erwartete? War es das, was er hätte tun sollen, wenn er mit Stefan auf die Jagd gegangen wäre?
Wenn Marsilia ihm sagte, er solle Littleton nicht töten, würde er das nicht tun. Sie war seine Schöpferin, und er musste ihr gehorchen – obwohl dieses Gesetz für Stefan offenbar nicht galt.
Ich rieb mir das Gesicht und versuchte, klarer zu denken. Zu wissen, was Marsilia wollte, wäre langfristig vielleicht wichtig, aber es würde mir nicht helfen, Littleton zu finden.
Littleton hinterließ keine Spuren, denen ich folgen konnte.
»Was machst du also, wenn du auf der Jagd bist und keine Spuren finden kannst?«, fragte ich mich laut. Es war eine grundlegende Frage, eine, die Samuel immer den neuen Werwölfen stellte, die zu ihrer ersten Jagd aufbrachen.
»Du gehst an Stellen, die dein Wild anlocken werden«, antwortete ich. »Komm schon, Samuel, das hilft mir nicht. Ich weiß nicht, was den Zauberer hierhergebracht hat.«
Um zu wissen, wie du es finden kannst, musst du dein Wild verstehen.
Ein Gedanke begann an mir zu nagen. Littleton kam nicht aus den Tri-Cities. Er war auf der Durchreise gewesen, als er Daniel begegnet war. Dann war er zurückgekommen, und Stefan und ich hatten ihn aufgesucht. Er hatte auf Stefan gewartet. Warum?
Dann verstand ich es.
Ich hatte mehrere Versionen der Faust-Geschichte gelesen, von Benéts »Der Teufel und Daniel Webster« über Marlowe
bis hin zu Goethe. Zauberer verkauften sich an Dämonen, um Wissen und Macht zu
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