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Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok

Titel: Mercy Thompson 04 - Zeit der Jäger-retail-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Dad zu rupfen, und benutzt dich dafür.« Ich zögerte. »Aber ich glaube nicht, dass es vorgetäuscht war.« Warum sollte jemand zum Beispiel den Geruch nach menschlichem Blut einbringen, der zu subtil war, um von einer menschlichen Nase wahrgenommen zu werden? Trotzdem, ich fühlte mich verpflichtet, so sicherzugehen wie möglich, dass es kein Menschenwerk war.
    Er dachte eine Weile darüber nach, dann nickte er ernsthaft und zeigte mir reizvolle Sachen. Einen kleinen, leeren Raum hinter einer sehr dicken Tür, der vielleicht einmal ein Kühlraum war. Eine alte Kohlenschütte mit einer Kiste alter Decken am Ende. Ich steckte meinen Kopf in den Metalltunnel und witterte, aber das bestätigte nur meinen
Verdacht: Chad war die Kohlenschütte aus Spaß heruntergerutscht.
    Seine Augen blinzelten besorgt unter seinen zu langen Haaren hervor. Für mich sah es nicht gefährlich aus – es sah aus, als würde es Spaß machen. Und noch mehr Spaß würde es machen, wenn niemand davon wusste; ich hatte in seinem Alter auch ein paar solcher Orte gehabt. Also sagte ich nichts.
    Ich zeigte ihm die alten, unverkleideten Kupferstromdrähte, nicht mehr in Benutzung, aber immer noch da, und die Steinmetzzeichen auf den Granitblöcken, die benutzt worden waren, um den Keller zu bauen. Wir kontrollierten die Kellerdecke unter der Küche und dem Esszimmer. Nachdem ich nicht genau wusste, was in Küche und Esszimmer passiert war, wusste ich auch nicht, wonach ich suchen sollte. Aber es war einleuchtend, dass es hätte eingebaut werden müssen, kurz bevor der Spuk begann – was erst ein paar Monate her war. In diesem Teil des Kellers wirkte allerdings alles so, als wäre es älter als ich.
    Die nächsten zwei Stockwerke waren bei weitem nicht so interessant wie der Keller – keine Schwarzen Witwen. Jemand hatte sie gründlichst modernisiert und keine Spur einer alten Bedienstetentreppe oder eines Speiseaufzugs zurückgelassen. Die Holzarbeiten waren schön, aber aus Kiefer, nicht aus Hartholz – die Handwerksarbeit war gut, aber nicht außergewöhnlich. Ich schätzte, dass das Haus von jemandem aus der oberen Mittelschicht gebaut worden war, und nicht von jemandem, der wirklich reich war. Mein Trailer war für die wirklich Armen gebaut worden, also konnte ich solche Dinge gut einschätzen.
    Der Geist war seit letzter Nacht nicht in Chads Zimmer
gewesen – alles war ordentlich und an seinem Platz. Wie Corban gesagt hatte, gab es keine Anzeichen von Fäden oder Drähten oder irgendwas, was das Auto quer durch den Raum hätte schleudern können. Ich nahm an, dass auch Magie im Spiel sein konnte – ich wusste nicht besonders viel über Magie. Aber ich hatte keine gespürt, und normalerweise kann ich spüren, ob jemand Magie benutzt oder nicht.
    Ich schaute Chad an. »Wenn wir nicht etwas wirklich Seltsames in dem Stockwerk über deinem Zimmer finden, dann denke ich mal, dass das hier tatsächlich echt ist.«
    In meinem Zimmer lag die Bürste auf dem Boden, aber ich hätte nicht beschwören können, dass ich sie nicht selbst dort hatte liegen lassen. Unter Chads stechendem Blick machte ich mein Bett und stopfte die Kleider, die ich über den ganzen Boden verstreut hatte, zurück in meinen Koffer.
    »Das wirkliche Problem«, erklärte ich ihm, während ich meine Unordnung beseitigte und mich dann aufs Bett setzte, »ist, dass ich nicht weiß, wie wir den Geist dazu bringen können, dich in Frieden zu lassen. Ich kann ihn besser sehen als du, glaube ich – du hast gestern nichts gesehen außer Dingen, die sich bewegt haben, oder?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich schon. Nichts Deutliches, aber ich konnte ihn sehen. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn dazu bringe, zu verschwinden. Er ist kein Wiederholer – ein Geist, der dieselbe Handlung wieder und wieder vollzieht. Hinter seinen Taten steckt Intelligenz …« Ich musste alles zweimal sagen, bis Chad es wirklich verstanden hatte.
    Als er es begriffen hatte, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse und zischte bösartig.

    Ich nickte. »Er ist wütend. Wenn wir vielleicht herausfinden, warum er wütend ist, können wir …«
    Irgendwo erklang ein gewaltiges, krachendes Geräusch. Meine Reaktion musste es verraten haben, denn Chad stand auf und berührte mich an der Schulter.
    »Etwas im Erdgeschoss.«
    Wir fanden es in der Küche. Der Kühlschrank stand offen und die Wand gegenüber hatte eine Dulle und war überzogen mit einer nassen, klebrigen Substanz, die wahrscheinlich Orangensaft war.

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