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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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den Kopf und sagte ein einziges Wort: »Elen.«
    Sie schaute ihn an, immer noch hielt sie seine schlaffe Hand. »Ich bin hier. Bei dir.«
    »Elen«, wiederholte er mit heiserer Stimme. »Ich musste dich finden. Musste . . . dir sagen.«
    Sie beugte sich näher zu ihm. »Mir was sagen?«
    Er blinzelte, als hätte er Mühe, klar zu sehen. »Ich habe Unrecht getan . . . so viel Unrecht. Der Welt, so vielen, aber am
     meisten . . . dir.«
    »Bitte«, sagte sie leise, »versuch nicht zu sprechen.«
    Einen Augenblick blitzten seine Augen wütend und erinnerten an den grausamen König, der er einmal war. »Ich muss sprechen!
     Bevor . . .« Wieder versuchte er den Kopf zu heben, aber er fiel zurück auf den nassen Sand. Schwach schloss er seine Finger
     um ihre. »Elen . . .«
    »Ja?«
    »Bitte . . . vergib mir.«
    Sie führte seine Hand an ihre Lippen und küsste sie. Ihre Saphiraugen schauten in seine. »Ich vergebe dir.«
    Eine neue Ruhe schien sich über sein Gesicht zu breiten, sie strömte wie eine der Wellen, die durch die seichten Stellen floss.
     Sein Mund wurde weicher; seine Stirn entspannte sich. Dann drehte er langsam den Kopf mir zu. Ich sah an seinen Augen, dass
     ihm auch an meiner Vergebung gelegen war. Aber entweder aus Schwäche oder aus Starrsinn brachte er es nicht über sich, darum
     zu bitten.
    Und ich konnte mich nicht zu einer Antwort durchringen.
    Einen langen Augenblick sahen wir einander wortlos an. Ein plötzlicher Krampf durchfuhr ihn, er bäumte sich auf. Mit einem
     letzten Stöhnen wandte er den Kopf wieder Elen zu und heftete den Blick auf sie. Dann schloss er für immer die Augen.

XXIII
DAS SCHIFF
    S anft legte Elen Stangmars Hand auf seine blutige Brust. Sie schaute mich an, Tränen liefen ihr über die Wangen. Leid und Tadel
     waren aus ihrem Ton herauszuhören, als sie sagte: »Du hättest ihm verzeihen können.«
    Ich scharrte unbehaglich im Sand. »Nein. Nicht nach allem, was er getan hat.«
    Sie sah mich nur traurig an.
    Ich wandte mich ab und ging den Strand hinunter. In meinen Stiefeln stapfte ich über viele schön gefärbte Muscheln, aber ich
     achtete nicht darauf. In der Ferne sah ich Shims geflochtenen Hut, Wellen schlugen gegen seine untere Kante. Schon waren einige
     Kinder zurückgekehrt. Ein paar umstanden gaffend Stangmars Leiche; andere erkletterten die Dünen oder wateten im seichten
     Wasser.
    Ich ging an ihnen vorbei am Ufer entlang. Als ich meinen Schatten neben mir sah, fuhr ich ihn an: »Wo warst du bei diesem
     Kampf? Du warst vielleicht eine Hilfe!«
    Der Schatten blieb stehen und trennte dadurch seine Füße von meinen. Ich spürte fast seinen wütenden Blick.
    »Nein, das werde ich dir nicht verzeihen«, erklärte ich. »Sicher, du bist gut bei leichteren Aufträgen, zum Beispiel einen
     Riesen zu suchen. Aber wenn es auf etwas wirklich Gefährliches hinausläuft, auf Leben oder Tod, wo bist du dann?«
    Der Schatten schüttelte trotzig den Kopf.
    »Na schön. So bist du eben. Geh weg, so weit du willst. Und ich hoffe, du kommst nie zurück!«
    Der dunkle Schatten auf dem Sand schwenkte wild die Arme. Dann drehte er sich um und stakste über den Strand davon.
    Ich schaute ihm nach und war sicher, dass er bald zurückkehren und sich besser benehmen würde. Mir drehte sich der Magen um.
     Und wenn der Schatten es sich anders überlegte? Ich schaute auf den leeren Sand zu meinen Füßen und kam mir seltsam beraubt
     vor. Fast hätte ich den Schatten gerufen, bevor er zwischen den Dünen verschwand, aber ich brachte kein Wort heraus.
    »Du sein wütend, Merlin. Ich können sehen.«
    Ich schaute auf. Shims Knollennase hing über mir.
    »Ja, das stimmt. Auf dieses Ekel mit den Schwertarmen, auf Stangmar, auf meinen Schatten . . .« Ich unterbrach mich und schluckte.
     »Und am meisten auf mich.«
    »Sein lieber wütend auf diesen schwertärmlichen Krieger«, riet der Riese. Behutsam leckte er seine große Handfläche. »Wenn
     er nicht so schneidend scharf sein, drücken ich ihn zu Fleischküchlein.« Er leckte noch mal und fügte hinzu: »Aber ich raten,
     er lassen dich eine Weile in Ruhe, weil ich ihn so weit hinaus ins Meer werfen.«
    »Das hast du gut gemacht, Shim. Selbst wenn er überlebt, bist du ihn jedenfalls jetzt losgeworden.«
    »Ich wünschen, ich sein ihn los für immer! Er sein so gefährlich. Selbst mit seinen Klingenarmen wetten ich, dass er noch
     schwimmen können. In zwei Tagen können er zurückkommen und dich und die winzigen Kinderlein

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