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Merlin und die Fluegel der Freiheit

Merlin und die Fluegel der Freiheit

Titel: Merlin und die Fluegel der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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töten.«
    »Aber dann sind wir weg«, erklärte ich. »Weißt du, Shim, ich habe einen Plan.« Ich schaute hinauf zur höchstenDüne, wo ich im Morgengrauen die steigende Spirale der Wasservögel beobachtet hatte. Hinter der Düne ragten die Spitzen der
     abgestorbenen Bäume hervor, sie sahen aus wie weiße Haare, die aus dem Sand wachsen. »Wenn dieser Plan gelingt, wird er die
     Kinder für immer aus der Reichweite des Töters – und vielleicht auch Rhita Gawrs – bringen. Aber ich brauche dazu deine Hilfe.«
    Der Riese richtete sich auf und schwankte ein wenig, während er gähnte. »Ich haben das Gefühl, ich bekommen mein Nickerchen
     eine Weile nicht.«
    »Nur eine kleine Weile.«
    Ich schaute auf die Nebelwand, hinter der die Wellen endlos schwappten und klatschten, und kaute nachdenklich meine Unterlippe.
     Immer noch quälte mich die Frage, wer der Töter war. Und warum hatte er gesagt, als er auf Elen einschlagen wollte, ihr Tod
     passe hervorragend?
    Shim beugte sich wieder herunter. »Was denken du, Merlin?«
    »Oh, ich habe mir nur gewünscht, ich hätte ihm die Maske heruntergerissen, bevor du ihn ins Meer geworfen hast.«
    »Ich auch«, kam die Antwort, von einem weiteren kolossalen Gähnen gefolgt. »Jetzt sagen mir diesen Plan, bevor ich einschlafen.«
    Und ich gehorchte. Ich nahm Shim mit zu den Bäumen und erklärte ihm, dass wir ein Floß brauchten, das alle Kinder – dreiundachtzig
     nach seiner Zählung – plus Elen und mich aufnehmen konnte. Er schien skeptisch, besonders als ich ihm sagte, ich wolle das
     Floß mithilfe meiner eigenen Magie durch eine tödliche Sperre aus Zaubersprüchen bringen. Dennoch machte er sich sofort an
     die Arbeit. Er schlang die Arme um den Stamm des nächsten Baums undentwurzelte ihn mit einem einzigen Ruck, wobei er uns beide mit Sand und zerbrochenen Ästen überschüttete.
    In den nächsten Stunden arbeiteten wir beide, rissen Bäume aus, entfernten Wurzeln und Zweige und legten die Stämme nebeneinander
     auf den Strand. Sand und Rindenteilchen kamen mir in Mund, Augen und Haar. Doch trotz all dem Dreck und den Schmerzen in meinem
     Rücken und den Oberarmen nahm das Floß Gestalt an. Die Stämme passten gut zusammen, als wir das dickere Ende des einen neben
     das dünnere Ende des nächsten legten. Und ich verstärkte die Stabilität der Fläche, indem ich mit einigen größeren Ästen die
     Lücken füllte.
    Meine Überzeugung wuchs, dass unser Schiff tatsächlich alle aufnehmen konnte – und am nächsten Morgen fahrbereit sein würde.
    Während wir arbeiteten, bekamen wir Gesellschaft von vielen Kindern, die sich auf die Dünen setzten und zuschauten. Lleu tat
     jedoch mehr als das, ebenso das sportliche Mädchen Medba und ein paar der Älteren. Sie schlugen mit Treibholz auf die Äste
     und halfen mir so sie zu stutzen, sie brachten auch den Abfall weg. Danach bat ich sie einige Zuschauer für eine andere Aufgabe
     zu holen. Es dauerte nicht lange, da suchten zwei Gruppen, eine von Lleu und eine von Medba angeführt, am Strand nach geschmeidigen
     Tangsträngen, mit denen ich die Stämme aneinander binden wollte.
    Am Spätnachmittag war die Arbeit fast getan. Als Bronzetöne die Dünen sprenkelten und die Schatten länger wurden, streckte
     ich meinen steifen Rücken und begutachtete das Floß. Dank der robusten Stämme sah es sehr seetüchtig aus. Jetzt musste das
     Holz nur noch mit Tang verbunden – und ins Wasser gebracht werden.
    Obwohl ich am liebsten alles jetzt, vor Sonnenuntergang, vollendet hätte, wusste ich, dass eine andere, weniger befriedigende
     Aufgabe Vorrang hatte: Stangmars Beerdigung. Ich hatte meiner Mutter versprochen es in der Abenddämmerung zu tun, und das
     Licht nahm ständig ab. Elen schritt ernst am Strand hin und her, daran sah ich, dass sie bereit dafür war. Die letzten Arbeiten
     am Floß würden bis morgen warten müssen.
    Ich rief Lleu zu mir und bat ihn mit den Abfällen von den Bäumen und allem Treibholz, das er finden konnte, ein Feuer zum
     Wärmen zu machen. Erfreut lief er mit Zunder in der Hand davon. Dann beauftragte ich Medba mit ihrer Gruppe im nassen Sand
     bei den seichten Stellen so viele Muscheln auszugraben, wie sie finden konnten. Auch sie fand, dass gebratene Muscheln ein
     gutes Abendessen sein würden. Und sie verriet mir etwas anderes: Im Hut des Riesen waren reichliche Vorräte an Haferplätzchen,
     Brot, getrocknetem Obst und Apfelsaftflaschen, die einige Dorfbewohner gespendet hatten,

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