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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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ich gern
     und lange bleiben könnte.«
    »Wo bist du zu Hause?«
    Ich seufzte. »Ich weiß es nicht.«
    »Suchst du danach?«
    »Danach und nach mehr.«
    Rhia spielte mit einer Ranke an ihrem Ärmel. »Ist dein Zuhause nicht dort, wo du gerade bist?«
    »Das ist nicht dein Ernst«, spottete ich. »Zuhause ist der Ort, von dem du stammst. Der Ort, wo deine Eltern leben, wo deine
     Vergangenheit verborgen ist.«
    »Verborgen? Was um alles in der Welt meinst du damit?«
    »Ich habe keine Erinnerung an meine Vergangenheit.«
    Obwohl sie das zu interessieren schien, stellte Rhia keine weiteren Fragen. Stattdessen griff sie nach einem anderen Büschel
     roter Beeren und steckte sie in den Mund. Mit vollem Mund sagte sie: »Vielleicht ist das, was du suchst, näher, als du glaubst.«
    »Ich bezweifle es.« Ich streckte meine Arme und Schultern. »Ich werde mehr von diesem Land erkunden, aber wenn ich nichts
     über meine Vergangenheit erfahren kann, baue ich mir ein neues Boot und fahre so weit wie nötig. Bis zum Horizont, wenn es
     sein muss.«
    »Dann bleibst du wohl nicht lange hier?«
    »Wahrscheinlich nicht. Was heißt überhaupt hier? Hat dieses Land einen Namen?«
    »Ja.«
    »Wie heißt es?«
    Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Dieses Land, diese Insel heißt Fincayra.«

XV
VERDRUSS 
    I ch zuckte zusammen, als hätte mich ein Peitschenschlag getroffen. »Fincayra?«
    Rhia schaute mich aufmerksam an. »Hast du davon gehört?«
    »Ja. Jemand hat mir ein wenig davon erzählt. Aber ich hätte nie gedacht, dass es Fincayra wirklich gibt.«
    Sie seufzte trübsinnig. »Oh doch, Fincayra ist durchaus wirklich.«
    Es stimmt, dachte ich. So wirklich wie der Y Wyddfa. So wirklich wie der Olymp. Wenn ich es nur Branwen erzählen könnte! Ich
     versuchte mich zu erinnern, was sie über Fincayra gesagt hatte. Einen
Ort der vielen Wunder
hatte sie es genannt.
Nicht ganz auf der Erde und nicht ganz im Himmel, sondern eine Brücke, die beide verbindet.
Sie hatte auch strahlende Farben erwähnt. Das stimmte, ich wusste es. Und noch etwas. Über Riesen.
    Während wir schweigend dasaßen und unseren eigenen Gedanken nachhingen, umhüllte die Decke des Abends den Garten der Shomorra.
     Mit jeder Minute, die verstrich, wurden aus Farben Schatten und aus Formen Umrisse.
    Endlich regte sich Rhia. Sie rieb ihren Rücken gegen den Stamm. »Schon dunkel! Wir haben keine Zeit, zu meinem Haus zurückzugehen.«
    Benommen von der üppigen Mahlzeit rutschte ich tieferin das weiche Grasbett unter dem Baum. »Ich habe schon an schlimmeren Orten geschlafen.«
    »Schau!« Rhia deutete zum Himmel, wo die ersten Sterne durch die fruchtbeladenen Zweige leuchteten. »Möchtest du nicht fliegen
     können? Unter diesen Sternen segeln und eins sein mit dem Wind? Ich wollte, ich hätte Flügel. Richtige Flügel!«
    »Ich auch«, antwortete ich und suchte nach dem Pegasus.
    Sie drehte sich zu mir. »Was wünschst du dir noch?«
    »Nun . . . Bücher.«
    »Wirklich?«
    »Ja! Ich stelle es mir wunderbar vor, wirklich wunderbar, mich in einem Zimmer voller Bücher zu vergraben. Mit Geschichten
     von allen Menschen zu allen Zeiten. Ich habe einmal von einem solchen Zimmer gehört.«
    Sie betrachtete mich einen Augenblick. »Von deiner Mutter?«
    Ich holte tief Luft. »Nein. Von einer Frau, die wollte, dass ich sie für meine Mutter halte.«
    Das schien Rhia zu verwirren, aber sie sagte nichts.
    »In dem Zimmer«, fuhr ich fort, »würde es jede Art Buch geben, die man sich nur vorstellen kann. Rund um mich herum, wohin
     ich mich auch wende. In so einem Zimmer zu sein wäre ziemlich wie fliegen, weißt du. Ich könnte durch die Buchseiten fliegen,
     wohin ich will.«
    Rhia lachte. »Ich hätte lieber richtige Flügel! Besonders in einer solchen Nacht. Siehst du?« Sie deutete durch die Zweige
     hinauf. »Du kannst schon Gwri mit den goldenen Haaren erkennen.«
    »Davon habe ich noch nie gehört. Wo?«
    »Genau da.«
    Obwohl ich mein zweites Gesicht anstrengte, sah ich an diesem Teil des Himmels nichts als einen einzelnen Stern, von dem ich
     wusste, dass er allmählich ein Teil vom Flügel des Pegasus werden würde. »Ich seh’s nicht.«
    »Kannst du kein Mädchen sehen?«
    Sie nahm meinen Arm und zeigte damit hinauf. »Jetzt?«
    »Nein. Ich sehe nur einen Stern, der gleich zum Sternbild Pegasus gehört. Und dort sehe ich noch einen Stern für Pegasus.«
    Rhia schaute mich fragend an. »Sterne? Sternbilder?«
    Selbst verwirrt fragte ich zurück: »Was

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