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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Geheimnisvolleres.Wie ein Samen zu einem Baum wächst. Die Liebe zwischen zwei Geschöpfen. Das Licht, das in den Flügeln eines Schmetterlings schimmert, oder die Augen eines Kindes. Das alles, möchte ich behaupten, ist das Wesentliche der Magie.«
    »Und du hast recht.« Basilgarrad schlug wieder mit dem Schwanz und zerquetschte so einen kleineren Vulkan zu einem rauchenden Aschehaufen. »Magie umgibt uns rundum – in jedem Samen, jedem Blatt, jedem Geschöpf.«
    Merlin nickte und bildete einen Funken in der Hand. Er betrachtete ihn, rollte ihn von der Fingerspitze hinunter in die Handfläche und warf ihn dann ins Lagerfeuer. Der Funken glühte ein paar Sekunden lang hell auf, als er durch die Luft flog, dann verschwand er in den Flammen. Leise, mehr zu sich als zu seinem Freund, wiederholte er: »In jedem Geschöpf.«
    In diesem Moment fiel Basilgarrad etwas Merkwürdiges auf. Genau am Rand seines Gesichtsfelds bewegte sich ein winziges Lebewesen, es näherte sich einem gesplitterten Tuffstein. Ein Egel! Der kleine schwarze Wurm – mit verdrehten Hautfalten, rundem Mund und einem einzigen dunklen Auge – kroch träge über den Boden.
    Das ist seltsam,
dachte er, von Egeln in diesem Gebiet hatte er noch nie gehört. Wovon konnten sie sich hier ernähren? Von kleinen Drachen vielleicht, deren schützende Schuppen sich noch nicht gebildet hatten?Oder von den Lidern der Gobsken – dem einzigen Körperteil, der nicht von knochiger Haut bedeckt war? Oder vielleicht von den Flamelons – obwohl sie weit von hier im Osten lebten, an der Mündung des Feuerflusses …
    Der Drache hielt plötzlich den Atem an. Denn der Egel – ein lästiges, aber harmloses kleines Geschöpf – erinnerte ihn an etwas, das gar nicht harmlos war. Etwas, das er bei all seinen Abenteuern als Drache in den Hintergrund seines Bewusstseins verdrängt hatte. Etwas, worüber er und Merlin, von ihrem jetzigen Leben beansprucht, seit Jahren nicht gesprochen hatten.
    Rhita Gawr.
Der schlimme Kriegsherr der Geister, immer darauf versessen, Avalon zu erobern, hatte ein wenig von sich als Egel getarnt vor Jahren hereingeschmuggelt. Ein Egel, der über die schwarze Magie des Meisters verfügte … zu den gleichen schwarzen Zwecken.
    Als der damals noch sehr kleine Basilgarrad den Egel zum ersten Mal entdeckte, sah er aus wie jeder andere, ein schwarzer Wurm wie der, den der Drache jetzt gerade bemerkt hatte. Bis auf einen wichtigen Unterschied: Das Geschöpf von Rhita Gawr hatte ein blitzendes, blutunterlaufenes Auge.
    Das alles schoss ihm durch den Kopf, während er das kleine Tier fortkriechen sah. Als es hinter dem geschwärzten Fels verschwunden war, kam er sich plötzlich ein bisschen albern vor. Warum sollte ersich über solche Dinge Gedanken machen? Niemand in Avalon hatte später etwas von diesem bösen Egel gesehen. Niemand. Höchstwahrscheinlich war das Geschöpf gestorben – vertrocknet aus Mangel an gesaugtem Blut.
    Und außerdem,
sagte er sich mit einem zufriedenen Brummen,
als ich diesen kleinen Quälgeist besiegte, waren wir praktisch gleich groß … warum sollte ich mich jetzt sorgen, wo ich ein Drache bin?
    Er lachte tief in seiner massigen Kehle in sich hinein.
Und noch dazu ein ziemlich großer Drache.
Ganz sicher war er jetzt noch größer als Shim, dieser groteske, aber gutmütige Riese. Größer als seine Drachenschwester Gwynnia, die sich – zusammen mit ihrem frechen Sohn – einmal über ihn so lustig gemacht hatte. Sogar noch größer als der berühmte Wasserdrache Bendegeit, der nach dem Zeugnis der Barden so riesig war, dass er mit einem Ohrenwackeln ein Schiff versenken konnte.
    Als Basilgarrad so weit gekommen war, wandte er sich Merlin zu. Der Zauberer starrte wieder gedankenverloren ins Lagerfeuer.
    Inzwischen hatte der Egel hinter dem Fels angehalten, wo er außer Sicht war. Langsam richtete er sich auf, bis er gerade dastand wie ein kleiner Zweig. Dann machte er etwas ganz Ungewöhnliches. Aus der Tiefe seines dunklen Auges schoss er eine Reihe leuchtend roter Blitze, als wäre das ein Signal für einen anderen.
    Als die Blitze aufhörten, blieb etwas von dem roten Licht zurück. Nur ein paar Sekunden – aber lange genug, um die Lichtquelle in ein strahlendes, blutunterlaufenes Auge zu verwandeln.

7
Eine steigende Flut
    Wer hat eigentlich behauptet, Unglück habe gern Gesellschaft? Ich habe mein Unglück gern für mich allein, so wie ich einen Fleischbrocken am liebsten mag: ohne Gesellschaft, nur ich und etwas

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