Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
gesehen, Heinrich.“
„Vielleicht habe ich das.“
Hartmanns Augen wünschten eine Erklärung für diese orakelhafte Antwort, doch Heinrich hob abwehrend eine Hand. „Es hat nichts mit unserem Auftrag hier zu tun!“ Er nahm einige große Schlucke von seinem schon bereitstehenden Wein.
Hartmann nickte verständnisvoll und unterließ es, weiter auf den augenscheinlichen Trübsinn seines Begleiters einzugehen. „Habt Ihr ihn gefunden, Heinrich?“
„Wen?“
Der Birgeler blinzelte verwirrt. „Den Franzosen. Robert de Marle.“
„Oh, sicher. Eine ganze Weile lang konnte ich ihn beschatten.“
„Welchen Eindruck macht er auf Euch?“
„Der Bursche ist so still und kalt wie ein tiefer See.“ Er schilderte Hartmann den Verlauf seiner Überwachung. „Vor dem Hauptmarkt“, schloss er seinen Bericht mit einem gedämpften Seufzer, „habe ich ihn dann leider aus den Augen verloren.“
Hartmann rieb sich das Kinn. „Jedenfalls hat er nichts unternommen, was ihn verdächtig erscheinen ließe.“
„Nichts“, bestätigte Heinrich. „Doch gleich morgen werde ich ihn mir noch einmal vornehmen.“
„Ja, das solltet Ihr tun. Vielleicht macht der Kerl ja dann den entscheidenden Fehler ...“
„Wenn er tatsächlich der Löwenmörder ist, wird er früher oder später Fehler begehen. Jeder Mörder macht Fehler, verlasst Euch darauf.“
„Eure Zuversicht macht mich froh, Heinrich. Zumal der Graf voller Ungeduld auf unsere erste Erfolgsmeldung wartet.“
„Der Graf?“
Hartmann nickte knapp. „Unser wackerer Gardist Bodo ist aus Nideggen zurückgekehrt. Wilhelm ist bestürzt über den neuerlichen Mord. Die Zeit drängt.“
„Ich weiß, ich weiß. Wir müssen ihn finden, den Löwenmörder.“
Hartmann lachte und hielt Ausschau nach dem Wirt. „Aber zuerst müssen wir etwas Ordentliches essen, findet Ihr nicht? Wo ist bloß dieser Beutelschneider?“
Heinrich trank seinen Becher leer und erhob sich. „Danke, Hartmann. Aber ich werde heute nichts mehr essen. Gestattet, dass ich mich in meine Kammer zurückziehe. Ich bin sehr müde.“
Er hob eine Hand zum Gruß und verließ die Stube unter den nachdenklichen Blicken des Birgelers.
14. Kapitel
Gekicher erfüllte die Scheune. Raschelndes Stroh und knarrendes Gebälk ließen keinen Zweifel daran, dass sich dort oben, auf dem Heuboden, zwei Verliebte zu einem ungestümen Stelldichein verabredet hatten.
„Wenn du mich noch einmal kneifst“, fiepte eine Frauenstimme in gespielter Empörung, „dann ...“
„Was dann?“
„Dann kneife ich zurück!“
Dietrich grinste schief. „Wirklich? Und wohin kneifst du mich?“
„Wirst schon sehen.“
„Darauf lasse ich es ankommen.“ Er schob eine Hand unter ihr Kleid und zwickte sie in den Oberschenkel.
Ein Jauchzen war die Antwort. Sie schubste ihn von sich und rollte die drallen Rundungen ihres Körpers über ihn, so dass ihr sommersprossiges, rotwangiges Gesicht unmittelbar vor dem seinem erschien. „Liebst du mich?“, fragte sie drohend.
„Wen wohl sonst?“
„Mehr als die Pferde?“
„Sicher. Dich zu striegeln macht sehr viel mehr Freude.“
„Striegeln?“ Ihre Hand zupfte an den Falten seines Wamses. „Was meinst du denn damit, he?“
„Ich glaube, du weißt genau, was ich meine, mein süßes Täubchen.“
Sie biss ihn sanft in die Lippen. Dietrich ließ seine Fingerspitzen über ihren Rücken kreisen. Ihre Münder verzehrten sich. Als sie ihre Liebkosungen nach einer Weile einstellten, fassten sie sich bei der Hand und blickten versonnen zum Scheunendach empor, durch dessen Ritzen ein blauer Sommerhimmel erstrahlte. Draußen zwitscherten Vögel.
„Würdest du mich heiraten, Regina?“, fragte Dietrich.
„Wen wohl sonst?“
„Vielleicht diesen Gewürzhändler aus der Stadt, der ab und an auf der Burg erscheint und dir schöne Augen macht.“
„Was, dieser pockennarbige Bursche?“ Sie lachte laut. „Der sieht ja aus, als würde er in einem Pfefferfass übernachten ...“
„Aber er ist nicht arm. Und könnte dir etwas bieten.“
„Also gut. Ich werd’s mir überlegen!“
„Was?“ Er drückte ihre Hand so fest, dass sie ihr Gesicht verzog. „Garstiges Weib, du.“
Regina lachte abermals und richtete ihren Oberkörper auf. „Ich will dich , Dietrich. Und keinen Pfefferhändler.“
Der Diener seufzte. „Ach Regina, ich wünschte, eine gute Fee würde erscheinen und mir einen Wunsch gewähren.“
„Und was würdest du dir wünschen? Mich?“
„Warum sollte ich? Dich besitze ich doch sowieso – mit Haut
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