Merry Ex-Mas
unter der Spüle, hockte sich hin und krabbelte hinein. Die Schüssel nahm er mit. Ella stellte die Kochplatte aus, auf der die Suppe stand, und nahm die Taschenlampe.
„Wofür ist die Schüssel?“, wollte sie wissen. Es war schwer zu ignorieren, wie knackig sein Hinterteil aussah, aber sie gab sich alle Mühe.
„Um das Wasser aufzufangen, das vielleicht noch in der Leitung ist. Hey, wo bist du?“
„Ich bin hier.“ Sie hockte sich ebenfalls hin und richtete die Taschenlampe auf den Abfluss.
„Du musst weiter reinkommen. Richte das Licht auf den Schlauch. Genau hier.“
Sie krabbelte noch weiter hinein. Und jetzt hockten sie da, nebeneinander unter der Spüle und waren sich näher, als sie sich innerhalb des letzten Jahres gekommen waren. Sein würziges Aftershave stieg ihr in die Nase und rief Erinnerungen an seine stürmischen Küsse wach. Als er den Maulschlüssel ansetzte, konnte sie nicht anders: Sie musste auf seine Muskeln starren, die sich bewegten. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie schnell es unter einer Küchenspüle so heiß werden konnte.
Jetzt war der alte Schlauch ab. „Gib mir mal den anderen Schlauch“, bat Jake sie.
Als Ella ihm den Schlauch reichte, kam sie sich vor wie eine Krankenschwester im Operationssaal. „Skalpell, Herr Doktor“, witzelte sie.
„Das hast du gut erkannt: Ich bin der liebe Onkel Doktor, der alles wieder heil macht.“
Zu schade, dass er nicht das, was zwischen ihnen kaputt gegangen war, heilen konnte.
Es dauerte nicht lange, bis der neue Schlauch fest saß, aber es war lange genug für Ella, um sich allen möglichen albernen Gedanken hinzugeben, denen sich eine geschiedene Frau definitiv nicht hingeben sollte, jedenfalls nicht in Bezug auf ihren Ex.
Mit einem letzten Ruck zog Jake alles fest. „So, fast wie neu.“ Er drehte sich zu ihr herum, und langsam schwand sein lockeres Lächeln. Stattdessen wurde es durch einen Blick ersetzt, den Ella nur allzu gut kannte. Einen Blick, der sie beide immer direkt ins Schlafzimmer geführt hatte. „Hat dir schon mal jemand gesagt, wie gut du unter einem Spülbecken aussiehst?“
Jake, der Schmeichler. Ja, das hatte er schon immer gut gekonnt.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ziemlich eingebildet bist?“, konterte sie und kam wieder hoch.
Tiny, der sich das ganze Prozedere angeschaut hatte, bellte kurz. Dann hörten sie, wie die Haustür aufgeschlossen wurde und Stimmen durch den Flur hallten. Mit einem weiteren Bellen flitzte Tiny zur Küche hinaus.
„Jemand zu Hause?“, rief Axel Fuchs, ihr Makler. „Tiny, Platz!“
Ella starrte Jake voller Panik an. „Axel!“ Sie sprang auf und eilte den Flur entlang.
Tatsächlich, da stand er, wie immer piekfein im Anzug, über dem er heute einen Kamelhaarmantel trug. Axel war ein großer, schlanker Mann mit blonden Haaren und kantigen Gesichtszügen. Er war stets akkurat gekleidet und hätte für das Titelbild des Gentleman’s Quarterly posieren können. In seiner Gegenwart war Ella sich ihrer abgetragenen Jeans und der zerzausten Haare nur allzu unangenehm bewusst. Umso mehr, nachdem sie das Paar entdeckte, das Axel begleitete. Auch die beiden waren wie aus dem Ei gepellt. Sie schienen Ende vierzig zu sein, und man konnte ihnen ansehen, dass sie Geld hatten. Potenzielle Käufer.
Und Jake lungerte in der unaufgeräumten Küche herum, auf dem Boden lag Werkzeug, weil der Ablauf kaputt gewesen war. Sie würde ihn dazu bringen, das alles schnell beiseitezuräumen, während das Paar sich im ersten Stock umsah. Ella dachte an das ungemachte Bett, auf dem Jake gesessen hatte. Mist. Trotzdem war es immer noch besser, als wenn sie das Chaos in der Küche zu Gesicht bekamen.
Tiny tat sein Möglichstes, um die Besucher zu begrüßen. Ella hielt ihn am Halsband fest. „Nein, Tiny. Platz. Keine Angst, der beißt nicht“, versicherte sie der Frau, die sich hinter ihrem Ehemann versteckte.
„Aber er zerkaut bestimmt gern alles Mögliche, oder?“, fragte der Mann und sah sich misstrauisch um, als wollte er nach Schäden suchen.
„Nein, er ist ein gut erzogener Hund“, antwortete Ella schnell.
Die Frau entspannte sich wieder. „Hier riecht aber irgendetwas sehr gut.“
„O ja, ich war gerade dabei, mir eine Suppe warm zu machen“, sagte Ella und strich ihr Haar glatt. Und einen undichten Wasserabfluss zu reparieren .
Es war so peinlich, so eiskalt erwischt zu werden. Normalerweise wären sie gar nicht hier. Weder sie noch Jake. Axel hatte es lieber,
Weitere Kostenlose Bücher