Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
dachte, ich wäre diskret. Und als ich auf der Bank war und in ihrem Schließfach nachgesehen habe … ich hätte wirklich keiner Menschenseele etwas davon gesagt, wenn das hier … wenn das hier nicht passiert wäre.« Sie deutete mit der freien Hand auf das Zimmer, während sie mit der anderen weiter in ihrer Tasche wühlte.
»Aber das hier bedeutet, dass er davon weiß. Und dass er weiß, dass ich es wahrscheinlich habe, weil er es in der Wohnung nicht finden konnte.«
»Wer ist ›er‹, und was ist das für ein Ding, das er haben will, Miss Collins?«, fragte Markby mit mühsam unterdrückter Ungeduld.
»Sie werden auch nicht böse sein? Ich wollte keine Schwierigkeiten machen, Mr. Markby. Ich dachte, es sei unnötig – dass es niemandem schaden würde, wenn ich es für mich behalte und Ellens Ruf schütze. Es ist … ich hab’s, hier ist es.« Sie zog nicht die erwartete Packung Papiertaschentücher hervor, sondern ein akkurat gefaltetes Blatt, das sie Markby mit zitternder Hand reichte. Markby nahm es und faltete es auseinander. Sie beobachtete ihn mit angehaltenem Atem. Er faltete das Papier wieder zusammen und steckte es in seine Innentasche.
»In Ordnung, Miss Collins. Hören Sie mir jetzt genau zu. Es war richtig von Ihnen, dass Sie uns dieses Dokument übergeben haben. Sie sind nicht in unmittelbarer Gefahr, und niemand wird Ihnen etwas tun. Aber Sie sind eine wichtige Zeugin, und ich denke, es wäre vielleicht besser, wenn Sie fürs Erste nicht in Ihr möbliertes Zimmer zurückkehren. Abgesehen von allem anderen glaube ich, Sie werden sich wohler fühlen, wenn Sie für eine Weile woanders wohnen. Haben Sie einen Freund oder eine Freundin, die Sie für ein paar Tage besuchen könnten?« Sie schüttelte den Kopf, und er versuchte es noch einmal.
»Was ist mit Ihrer Kirche?«
»Ich möchte nicht, dass sie davon erfährt! Ich will nicht, dass sie mir Fragen stellen!« Sie fing wieder an zu zittern.
»Schon gut, schon gut«, beruhigte Markby sie.
»Dann machen wir Folgendes. Ich bringe Sie in ein Hotel. Wir versuchen es im ›Crossed Keys‹. Wir buchen Ihnen ein Zimmer, und Sie bleiben fürs Erste dort. Ein weiblicher Constable wird zu Ihrem möblierten Zimmer gehen und ein paar Dinge zusammenpacken, damit Sie alles haben, was Sie für ein paar Übernachtungen brauchen. Sie lassen sich Ihre Mahlzeiten ins Zimmer schicken, und wir bleiben in ständiger Verbindung. Dort sind Sie in Sicherheit. Wir werden dem Inhaber erklären, dass er niemandem Informationen über Sie weitergeben und dass niemand zu Ihnen nach oben darf. Das ist alles nur eine Vorsichtsmaßnahme; wir glauben nicht, dass er Ihnen etwas tun wird. Wahrscheinlich ist er selbst verängstigt, aber er könnte zu Ihnen kommen und Ihnen Fragen stellen …« Markby deutete auf seine Innentasche mit dem Papier darin.
»Oder er könnte versuchen, auf eigene Faust herauszufinden, ob Sie es besitzen oder nicht.«
»Wollen Sie ihn denn nicht verhaften?«, rief Margery verzweifelt.
»Das kann durchaus geschehen. Aber im Augenblick ist es dazu noch zu früh. Mit den Beweisen ist es so eine Sache, Miss Collins. Solange wir nicht seine Fingerabdrücke in der Wohnung entdecken, können wir nicht einmal beweisen, dass er tatsächlich der Einbrecher war.«
»Aber was …«
»Seien Sie unbesorgt, wir kümmern uns um alles. In Ordnung?«
Eine Stunde später war Margery sicher im ›Crossed Keys‹ untergebracht. WPC Jones hatte den Auftrag erhalten, ihr eine zusammenhängende Aussage zu entringen, bevor sie zu Margerys gemietetem Zimmer ging, um eine Tasche mit dem Notwendigsten zu packen. Markby und Pearce saßen im Büro des Chief Inspectors. Markby nahm das Blatt Papier aus der Tasche, das er von Margery erhalten hatte, und legte es auf seinen Schreibtisch.
»Dreimal dürfen Sie raten, Pearce.«
»Ich hab nicht die geringste Ahnung, Sir!«, sagte Pearce, der unübersehbar vor Neugier brannte.
»Na, kommen Sie. Ein offizielles Dokument. Ich hatte schon mal so eins, und Sie haben noch keins. Irgendwann werden Sie auch eins bekommen. Na, was machen die meisten von uns früher oder später? Ich geb Ihnen einen Tipp. Zu welchen drei Gelegenheiten gehen die meisten von uns in die Kirche, selbst wenn sie sonst keinen Fuß hineinsetzen würden?«
»Zur Taufe und zur Beerdigung«, sagte Pearce. Er zögerte.
»Zum Heiraten?«
»Zum Heiraten, Pearce.« Markby hielt das Papier hoch.
»Eine Heiratsurkunde. Einundzwanzig Jahre alt. Ein australisches
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