Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Ställen zu kommen, nachdem er sich mir gegenüber erklärt hat. Aber ich dachte, dass er über die Sache hinwegkommt. Es tut mir schrecklich leid, dass er diese schlimmen Dinge über … über Sie und, äh, mich gesagt hat.«
»Schlimme Dinge?«, entgegnete Eric, während er sich schwer auf seinen Stuhl sinken ließ.
»Nun, vielleicht hat er sich ja gar nicht so sehr getäuscht. Nein, bitte verstehen Sie das nicht falsch! Dies ist weder die Zeit noch der Ort, auch wenn ich nicht verheimlichen möchte, dass ich Sie für eine äußerst attraktive junge Frau halte. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass ich Ihnen in der Vergangenheit nicht in einem besonders guten Licht erschienen bin. Ich wollte versuchen, das wieder gutzumachen. Ich hatte gehofft, dass wir von heute an Freunde sein könnten. Vielleicht sogar, eines Tages …« Eric unterbrach sich, nicht, weil sein Gegenüber etwas gesagt oder getan hätte, sondern weil es überhaupt keine Reaktion gab. Er hob den Blick und sah, dass Zoës Augen ihn mit einer Wut anfunkelten, die er in ihrem schlanken Körper nicht vermutet hätte. Sie bebte vor Zorn. Die Haare standen ihr förmlich zu Berge. Sie sah aus wie ein kleines Paket hochexplosiven Sprengstoffs kurz vor der Detonation.
»Mr. Schuhmacher«, sagte sie leise.
»Wollen Sie andeuten, dass Ihr Angebot, den Schutzhof umzusiedeln, nur aus dem einen Grund erfolgt, weil Sie hoffen, mich auf diese Weise ins Bett zu kriegen?«
»Nein!«, rief Eric entsetzt.
»Selbstverständlich nicht!« Zoë schwieg eisig.
»Nun ja, jedenfalls nicht so, wie Sie es ausdrücken …«, fügte er verhängnisvollerweise hinzu. Sie wartete nicht ab, bis er ausgeredet hatte, sondern legte beide Hände flach auf die feuchte Tischdecke und beugte sich kampflustig vor.
»Ich hatte angefangen zu denken, dass Sie ein recht netter Kerl sind. Ich dachte: Vielleicht habe ich mich ja die ganze Zeit über geirrt. Bevor Sie vor ein paar Tagen zum Schutzhof gekommen sind, habe ich von Ihnen nichts anderes als Opposition erwartet. Hinterhältige Taktiken, vielleicht sogar Schikanen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie uns ein neues Stück Land anbieten könnten, und ich … ich war tatsächlich gerührt! Für einen Augenblick jedenfalls. Ich habe Sie für freundlich gehalten! Ich muss verrückt sein! Das war keine freundliche Geste, das war … das war eine sexuelle Belästigung! Jetzt sehe ich, dass Rob Recht hatte, was Sie betrifft! Wie verabscheuungswürdig kann ein Mensch nur sein?«
»Ich habe Sie nicht sexuell belästigt!«, brüllte Eric. Inzwischen führten beide ihre Konversation mit höchster Lautstärke, doch keiner von beiden scherte sich darum. Im Restaurant hätte man eine Nadel fallen hören können. Niemand gab auch nur vor zu essen oder zu trinken, und sämtliche Ohren lauschten angestrengt auf die wütenden Stimmen, die hinter der Topfpalme erschallten.
»Nun, ich vermute, der Ausdruck ist zu modern für Sie!«, brüllte Zoë mit puterrotem Gesicht. Sie hüpfte auf und ab vor Wut und Ärger.
»Vielleicht weiß Ihre Generation mit dem hier mehr anzufangen: Sie sind nichts weiter als ein schmutziger alter Mann!«
»Das bin ich ganz gewiss nicht!«, brüllte Eric zurück.
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so etwas Lächerliches gehört! Wenn ich jemanden verführen wollte, würde ich das allen Ernstes in meinem eigenen Restaurant vor dem Personal und den Gästen tun?«
»Woher soll ich wissen, was Sie tun und was nicht? Sie sind zu allem imstande! Vermutlich haben Sie gedacht, ich würde mich geschmeichelt fühlen? Lassen Sie sich gesagt sein, das bin ich nicht! Ich besitze nicht Ihren geschmacklosen Sinn für Werte! Hören Sie gut zu! Sie haben sich die Falsche ausgesucht! Probieren Sie ihre Verführungskünste bei einer anderen, Sie … Sie … Gourmet-Casanova! Leben Sie wohl, Mr. Schuhmacher. Ich werde den armen Rob suchen, und ich hoffe, dass Ihre Schläger ihm nichts getan haben!« Zoë stieß die Topfpalme aus dem Weg und ging hoch erhobenen Hauptes durch das totenstille Lokal. Im Ausgang blieb sie stehen und wandte sich zu dem Meer neugieriger, ehrfurchtsvoll erstarrter Gesichter um. Im Hintergrund erkannte sie schwach Schuhmachers zusammengesunkene Gestalt zwischen den grünen Palmwedeln. Es sah aus, als hätte er das Ge sicht in den Händen verborgen.
»Ich gehe jetzt!«, verkündete Zoë gegenüber der Gästeschar.
»Aber vorher möchte ich, dass Sie erfahren, woher diese Kleider stammen. Ich
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