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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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»Mein Name ist Yorak.«
    »Yorak ist tot«, sagte Tajan und tastete fast lautlos mit dem Fuß am Boden nach seinem Messer. »Der oberste Magier starb beim Palastbrand vor fünfundzwanzig Jahren.«
    Das Wesen beugte sich vor, hob Tajans Messer auf, bevor er es erreichen konnte und drückte es ihm in die Hand. »Ihr müsst mich nicht bekämpfen. Ich bin ein alter Mann und ich habe nicht vor, Euch etwas zu tun.«
    Tajan sog die Luft ein. »Aber vor vier Jahren … habe ich Ur auf dieser Insel gesehen! Oder … wart Ihr es? Habt Ihr damals den Mord an drei Maurern beobachtet?«
    Yorak atmete hörbar ein. »Ihr wart dabei? Ihr untersteht Warkan?«
    »Nein!«, wehrte Tajan ab. »Niemals. Niemals wieder.«
    »Ich hatte gehofft, dass Ihr mir helfen könnt«, erwiderte Yorak zögernd. »Besucher sind hier selten, und ich weiß nicht, wie lange ich diese Bibliothek noch schützen kann. Ein anderer Magier muss meinen Platz einnehmen.«
    »Sie ist hier? « Ein Lächeln glitt über Tajans Gesicht. »Keine Sorge, wir möchten diese Bibliothek ebenso schützen wie Ihr. Dann haben wir sie tatsächlich gefunden?«
    Divya seufzte. »Ja, und ich wünschte, du könntest sie sehen. Sie ist so wunderschön!« Sie blickte an den glitzernden Wänden entlang. Und stutzte. Was war das?
    Tajan griff suchend nach ihrer Hand und nahm sie in seine.
    »Du kannst sie sehen?«
    Divya ging an Tajans Hand ein paar Schritte näher an die Bibliothek heran, um sie genauer betrachten zu können. Plötzlich atmete sie tief ein und lachte auf. Tiefe Erleichterung machte ihr Atmen wieder viel leichter. »Ja, ich kann sie sehen! Und du könntest es auch, wenn du so viel Licht hättest wie ich!«
    Ihr Lachen überschlug sich, während sie auf der Stelle hüpfte und Tajan schließlich umarmte und auf die Nase küsste.
    »Du bist nicht blind! Diese Wände! Du kannst sie nicht sehen … weil sie aus Tausenden von Lichtern bestehen.«
    Yorak nickte erstaunt. »Ja natürlich. Wer sonst hätte diesen Raum mitten im Fluss erschaffen können? Die Kräfte der Magier werden im Volksglauben immer noch überschätzt.«
    Er ging auf einen großen Felsblock in der Nähe der Wand zu. »Entschuldigt, wenn ich mich setze, aber ich würde euch gern die ganze Geschichte erzählen. Die Lichter haben mir gesagt, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt, und in den letzten Jahren kamen nicht viele vertrauenswürdige Menschen hierher. Plünderer, Diebe und Schatzsucher. Leider kann ich die Insel nicht allzu lange verlassen, um einen Nachfolger zu suchen. Wenn ich die Lichter länger als einen Tag allein lasse, dann gehen sie auch – und überlassen die Bibliothek dem Wasser.«
    Divya ließ sich zu seinen Füßen auf dem Boden nieder und Tajan folgte dem Knistern ihrer Vesséla.
    »Warum könnt Ihr die Lichter sehen?«, fragte sie ohneUmschweife. »Hat Sannean Euch etwas von seiner Magie verraten? Ich weiß, dass er mit ihnen sprechen konnte.«
    Yorak schnaubte. »Sannean war ein ehrgeiziger Schaumschläger. Die Lichter haben mir erzählt, dass er Warkan geholfen hat – und dass er gestorben ist. Damals, unter der alten Regierung, hat er so lange mit mir zusammengearbeitet, bis er meine Geheimnisse kannte. Aber er wollte mit den Lichtern nicht nur sprechen, er wollte Ruhm und Ehre mit ihnen gewinnen.«
    »Deshalb hat er sie dazu gebracht, erst eine Flut zu schicken und gleich darauf das Feuer?«
    Yorak zog die Augenbrauen hoch. »Nein, bei allen Geistern! So etwas hätte er niemals getan! Abgesehen davon können die Lichter nichts zerstören.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte Tajan. »Offenbar haben sie fünfundzwanzig Jahre lang dafür gesorgt, dass die Menschen Warkan verehren.«
    Yorak seufzte. »Ja. Ich weiß, sie haben mir davon erzählt. Aber auf die Lichter in seinem Käfig hatte ich leider keinen Einfluss. Bitte versteht sie nicht falsch, sie wollen niemandem etwas Böses. Aber sie sind zu komplexem Denken auch nicht fähig. Wenn ihnen jemand Zuckerwasser gibt, helfen sie ihm. Wenn jemand sie einsperrt und quält, helfen sie ihm auch. Aber sie haben keinen eigenen Willen und sie zerstören nicht. Jeder Mensch, der leidet, sendet einen Schrei in Gedanken aus. Stellt euch vor, was sie ertragen müssten, wenn Hunderte von Menschen auf einmal sterben würden, durch eine Flut oder gar ein Palastbrand. Nein, die Lichter waren es nicht!«
    »Aber wer sonst sollte zu so etwas fähig sein?«, fragte Divya.
    »Überraschungen bringt die Natur. Und das Böse der Mensch.«
    Tajan runzelte

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