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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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nicht Annemaries Tochter!«
    Wiggins sah Kroll lange verständnislos an. »Das gibt’s doch nicht. Ich hätte alles Geld der Welt darauf gewettet, dass Liane ihre Tochter ist. Vor allem, seitdem du das mit der Narbe unterm Auge erzählt hast. Sind die sich wirklich ganz sicher?«
    Kroll verstand die Bedenken seines Kollegen nicht. »Du kennst doch die Leute vom Labor!«
    Wiggins beugte sich über das Treppengeländer und sah hinunter. »Ich hätte wirklich alles darauf gewettet!«, wiederholte er. »Aber was soll das Ganze dann? Warum wurde Liane in diesem Fall überhaupt entführt? Das macht doch keinen Sinn!«
    Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sie eine Stimme aus Badstubers Wohnung hörten. »Verdammt, den kenne ich doch!«
    Kroll und Wiggins rannten in die Wohnung. Der Polizeizeichner war dazu übergegangen, das Phantombild ohne Badstubers Hilfe fertigzustellen.
    »Den kenn ich! Den habe ich gestern Abend noch gesehen! Die Tattoos, die kurzen Haare, das ist er mit Sicherheit.«
    »Wo hast du den gesehen?«, fragte Kroll nervös.
    Der Zeichner wurde ein wenig verlegen. Von der Euphorie seiner Entdeckung war nichts mehr zu spüren. »Ich war gestern Abend bei diesem Cage Fight. Mein Nachbar hatte Freikarten. Normalerweise interessiere ich mich ja gar nicht für diesen Quatsch.«
    Kroll waren die persönlichen Befindlichkeiten des Kollegen egal. »Dann weißt du doch bestimmt auch, wie der heißt.«
    »Der hat so einen komischen Namen, den konnte ich mir natürlich nicht merken, irgend so etwas Jugoslawisches. Aber in der Szene nennen den alle nur Goran!«
    Wiggins stockte der Atem. »Goran?«, wiederholte er, um ganz sicherzugehen.
    Der Polizeizeichner nickte. »Ziemlich guter Fighter! Der hat gestern alles gewonnen. Dem möchte ich lieber nicht im Dunkeln begegnen!«
    Wiggins kramte sein Handy aus der Innentasche seines Jacketts. »Ich versuch mal, den Veranstalter zu erreichen.«
    Kroll ging die Treppe hinunter zur Hauseingangstür. Er wollte in Erfahrung bringen, ob die Kollegen von der SOKO etwas herausgefunden hatten. Man teilte ihm mit, dass sie aufgrund der Befragungen der Nachbarn sicher seien, dass der Täter und Liane Mühlenberg mit einem roten Mercedes Benz, ein älteres Baujahr, weggefahren waren. Ein Nachbar hatte sich sogar das Kennzeichen notiert. Der Wagen war als gestohlen gemeldet. Die Fahndung verlief bislang ergebnislos. Selbstverständlich würden die Kollegen dranbleiben.
    Wiggins kam Kroll entgegen. »Zum Glück habe ich jemanden beim Veranstalter erreicht. Unser Goran heißt mit bürgerlichem Namen Adnan Jankovic. Zumindest hat er diesen Namen bei der Einschreibung zum Turnier angegeben. So richtig kontrolliert hat das aber keiner. Seine Adresse ist angeblich die Feuerbachstraße 134 in Leipzig.«
    »Wir fahren da jetzt sofort hin!«, schlug Kroll vor.
    Wiggins schüttelte mit dem Kopf. »Das ist totaler Quatsch. Die Feuerbachstraße hat doch nicht mehr als 50 Hausnummern!«
    »Aber der Kerl muss doch irgendwo wohnen!«
    »Fragt sich nur wo«, dachte Wiggins laut.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Kroll hilflos.
    Wiggins zuckte mit den Schultern. »Wir müssen jetzt warten, was die Fahndung bringt. Lass uns erst mal ins Büro fahren.«
    Kroll hielt den Dienstwagen vor dem Präsidium an. »Geh du schon mal rein und halte mit der Fahndung Kontakt. Ich muss noch mal los!«
    Wiggins schaute Kroll fragend an. Er erwiderte seinen Blick nur flüchtig und sah auf die Straße. »Nun mach schon. Ich muss nur schnell was klären!«

    Henry Schreck war Mitte 50. Er war groß, hager und gab sich Mühe, seriös zu wirken. Sein Haupt hatte er kahl geschoren, wohl die einzige Stelle an seinem Körper, der er eine gewisse Aufmerksamkeit widmete. Er hatte kleine spitze Zähne. In seinem Mund steckte ein Zigarillo, der unablässig zwischen den Mundwinkeln hin und her wanderte, so als würde er darauf kauen.
    Schreck saß in seinem schäbigen Büro in der Plautstraße und telefonierte. Seine dreckigen schwarzen Halbschuhe lagen auf dem Schreibtisch. Das Telefonat schien ihn zu amüsieren. Er lachte mehrmals lauthals.
    Kroll trat ohne anzuklopfen ein. Seine Anwesenheit veranlasste Schreck offenbar dazu, sein Gespräch abrupt zu beenden. Er sah Kroll mit seinen grünen Augen an.
    »Lange nicht mehr gesehen, Kroll!« Er stand auf und schenkte sich einen Whiskey in ein extra dafür bereitstehendes Glas ein. »Auch einen?«
    Kroll verneinte. »Bin im Dienst!«
    »Immer noch Bulle?«
    »Hab halt

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