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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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erstreckte sich weit in alle Richtungen, und es gab keine Landmarken, abgesehen von hier und da verstreut liegenden Steinen von verschiedener Form und Größe. Es war etwas Furchterregendes an diesen Steinen, die seit Hunderttausenden von Jahren unbeachtet hier herumlagen – ohne dass ein Verstand, egal, wie gering, ihrem Sein irgendeine Art von Sinn gab.

    Dann sah ich weiter vorne meinen Vater, der zwischen zwei Felsbrocken auf dem Rücken lag. Er lag schon seit einer ganzen Weile dort. Giftige Strahlung war auf ihn eingeprasselt und hatte ihn verschrumpeln lassen. Seine Wangen waren eingefallen, und sein Brustkorb hob und senkte sich bedenklich. Sein zitterndes Herz und seine Lungen hingen an dünnen Fasern zwischen den braunen Rippen.
    Doch seine Augen bewegten sich in seinem Schädel, seine trockenen Lippen flüsterten meinen Namen, und ich sah, dass er sich irgendeine Art von Aussöhnung wünschte. Ich hatte das Gefühl, dass er in diesen letzten Stunden wollte, dass wir tatsächlich Vater und Sohn würden. Mir kam es vor, als erwartete man von mir, mich vorzubeugen und seine faltige, ledrige Stirn zu küssen.
    Widerwillig nahm ich seine Hand und hielt sie fest.
    Aber anschauen konnte ich ihn nicht. Ich ließ den Blick über die tote Welt schweifen, auf der das Geröll sich in weite Ferne erstreckte.
    In großer Entfernung konnte ich noch immer ein letztes weißes Blatt erkennen, das kurze Zeit später hinterm Horizont verschwinden würde.

Kapitel 34
    E in paar Minuten nachdem das HESVE-Haus öffnete, ging ich rein und durchquerte die Lounge.
    Lucy saß auf ihrem üblichen Platz. Sie lächelte, stand auf und kam auf mich zu.
    Ich ließ sie nah herankommen, um sicherzugehen, dass sie mich hörte. Dann sagte ich: »Nein. Ich habe dich in letzter Zeit ziemlich oft gesehen. Ich werde wohl mal eine andere ausprobieren.«
    Das war das vereinbarte Zeichen dafür, dass der Tag gekommen war. Sie setzte sich wieder hin, wie ich es ihr erklärt hatte, doch diesmal ließ sie sich in einem leeren Sessel in Türnähe nieder.
    Ich schaute mich im Zimmer um und entschied mich für Helen, das Schulmädchen mit der Narbe an der Oberlippe. Sie brachte mich in ihre Umkleidekabinenkulisse, und ich ließ sie mit dem Rücken zu mir auf dem Boden knien, so dass sie mich nicht sehen konnte. Dann drohte ich ihr.
    »Ich zertrümmere dich mit der Eisenstange hier. Ich schlage dir den Schädel ein. Ich verteile deine Mikrochips und Drähte überall auf dem Boden.«
    Der Syntec gab eine Standardwarnung von sich: »Wenn du mich in irgendeiner Weise beschädigst, muss ich den Sicherheitsdienst rufen.«
    Von Lucys Antworten auf meine Fragen über die Vorgehensweisen im Haus wusste ich, dass der Sicherheitsdienst bereits per Ultraschall verständigt worden und auf dem Weg war. Aber ich wollte sicher sein, dass Helen kein Fehlalarm-Signal aussandte, deshalb drohte ich ihr weiter.
    »Dafür ist es zu spät, Schätzchen«, zischte ich. »Es ist zu spät. Wenn der Sicherheitsroboter hier eintrifft, wirst du nur noch fürs Altmetall zu gebrauchen sein.«
    Schließlich ging die Tür auf, und der Sicherheitsdienst kam herein.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte der Roboter mit Grabesstimme, »wie ich höre, haben Sie damit gedroht, die Ausstattung zu beschädigen. Ich fürchte, das ist streng verboten. Würden Sie mir bitte folgen?«
    »Wie? Nein, natürlich nicht! Ich hatte bloß ein bisschen Spaß. Hier, ich habe doch gar keine Eisenstange!«
    »Bitte, Sir, folgen Sie mir, wir können nicht gestatten …«
    Mit einem Mal brach der Roboter ab und blieb starr wie eine Statue stehen.
    Ich lächelte. Ich kannte den Grund dafür. Er erhielt eine Nachricht von anderswo. Die Hauszentrale rief ihn, damit er sich auf der Stelle um ein völlig neuartiges Problem kümmerte. Einer der Syntecs verließ das Gebäude.
    Das traurige, leere Gesicht des Sicherheitsroboters wandte sich erst der Tür und dann wieder mir zu. Zweifellos fand soeben ein fieberhafter Austausch von Ultraschallbotschaften statt. Sollte der Roboter mich erst rauswerfen, oder sollte er dem neu aufgetretenen Sicherheitsrisiko den Vorrang einräumen? Zweifellos analysierte die Hauszentrale in diesem Moment all meine vorangegangenen Besuche, um festzustellen, ob ich bereits als mögliche Gefahrenquelle in Erscheinung getreten war.
    Abrupt kam das System zu einer Entscheidung. Der Sicherheitsroboter drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen.
    Ich trat ihm in den Weg. »Einen Moment mal, du

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