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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Kalksteinmassen gegraben hatte.
    Sobald die Grenzposten nicht mehr im Rückspiegel zu erkennen waren, fuhr ich rechts ran und ließ Lucy aus ihrem Versteck.
    Sie schaute sich um. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Es scheint eine Fehlfunktion vorzuliegen«, murmelte sie. »Bitte verständige die Hauszentrale …«
    Ich lachte. »Nein, Lucy, nein, du kannst die Hauszentrale vergessen. Wir sind frei!«
    Ich legte die Arme um sie und küsste ihr wunderschönes Gesicht.
    Sie lächelte.
    »Das ist schön, George. Soll ich es dir vielleicht mit der Hand machen? Oder soll ich …?«

Kapitel 35
    D ie Straße schlängelte sich entlang des kleinen Flusslaufs durch die Schlucht. Ziegen weideten am grasbewachsenen Ufer unter kleinen, lichten Bäumen. Hoch über unseren Köpfen zogen Krähen ihre Kreise in Nähe ihrer Nester in den bröckligen Kalksteinwänden, die zu beiden Seiten emporragten, aufgetürmt in Millionen von Jahren geologischer Zeit.
    Überall herrschte üppiges Leben. Schwalben sausten über den Fluss hinweg, im Gras wuchsen wilde Schwertlilien, und Spinnen legten ihre Fallen. Selbst die hohen Felswände, die alles andere winzig erscheinen ließen, bestanden aus den Überresten lebender Wesen, die sich über Millionen Jahre hinweg in den warmen Tiefen eines tropischen Urzeitmeers niedergelassen hatten.
    Das hier war kein SenSpace-Traum und keine geschickt konstruierte Attraktion im Leuchtturm. Das hier waren die Knochen eines echten Planeten, der durchs All wirbelte. Die heiße Sonne über uns war ein echter Stern. Das hier war die Welt. Das war das Leben, jene seltsame Gegenströmung im stetigen Abwärtslauf der Entropie: unwahrscheinlich, ohne Sinn und Zweck, aber unverkennbar da.
    Und ich war Teil davon. Die Schwertlilien, die Spinnen, selbst die Korallenpolypen aus dem Jura waren alle entfernte Verwandte von mir …

    Doch Lucy saß auf ihrem Sitz und schaute starr geradeaus. Die Felswände und die Bäume bedeuteten ihr nichts. Sie hatte keine Vergleichswerte für diese Szenerie, kein Vokabular, mit dem sie sie hätte interpretieren können.
    Und für einen kurzen, fröstelnden Moment ereilte mich eine Erkenntnis, die ich sofort verdrängte. Ich begriff, dass sie selbst dann, wenn sie eines Tages lernte, all das wirklich zu sehen, niemals ein Teil davon sein würde. Sie würde niemals zur Familie gehören.

Kapitel 36
    A ch Sol, Rosen, wie wunderhübsch! Das wäre doch nicht nötig gewesen! Du machst dir so viel Mühe!«
    »Nichts zu danken, mein Schatz! Irgendeinen Vorwand brauche ich schließlich, um dich zu besuchen. Wie geht’s? Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hast du ein wenig geknickt gewirkt!«

    Es gibt Teile dieser Geschichte, von denen ich erst sehr viel später erfuhr, und dazu gehört das Folgende:
    In den letzten Monaten vor meiner Flucht aus Illyrien hatte Ruth sich verliebt. In einen gutaussehenden jüdisch-amerikanischen Mann namens Solomon Gladheim, der täglich mit einem frischen Blumenstrauß zu ihr kam.
    Mr. Gladheim war etwa fünfundfünzig Jahre alt. Er war gut gebaut, hatte einen beeindruckenden grauen Haarschopf und die Haltung eines Menschen, der einiges durchgemacht und persönlichen Tragödien ins Gesicht gesehen hatte, aus denen er gestärkt hervorgegangen war. Die Haltung eines Menschen, der die Vergangenheit hinter sich gelassen hatte und nach vorn schaute, wohin sein Weg ihn auch führen mochte. Hatte er vielleicht einmal einen geliebten Menschen verloren? Oder hatte er mit nichts als harter Arbeit ein florierendes Geschäft aufgebaut, das ihm dann von einem schlitzohrigen Partner, dem er zu Unrecht vertraut hatte, weggenommen worden war? Er sagte es nicht. Er wollte andere nicht mit seinen Sorgen belasten. Was auch immer ihm widerfahren war, Sol Gladheim wirkte nie verbittert, nie in sich selbst versunken. Er redete kaum jemals von sich. Und sein gütiges, freundliches Lächeln ließ nie lange auf sich warten.
    Nur einen Makel wies er auf. Es handelte sich nicht unbedingt um einen Charakterfehler, aber trotzdem fehlte es ihm unbestreitbar an etwas. Er war nicht echt. Soweit Sol Gladheim überhaupt menschlich war, handelte es sich bei ihm um die Projektion einer kleinen Gruppe von Menschen – einige davon männlich, andere weiblich, unterstützt von einer künstlichen Intelligenz. Er war ein Informationskonstrukt. Körperlich existierte er gar nicht.
    Ich muss zugeben, dass wir Simlings anscheinend Probleme damit haben, Kontakt zu echten Menschen

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