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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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rief ich zum Beispiel.
    »Ich liebe dich auch«, antwortete sie dann.
    Ich wusste, dass es sich um eine Standardantwort handelte, doch ich sagte mir, dass sie den Sinn dieser Worte vielleicht eines Tages wirklich begreifen würde.
    Damals kam ich nicht darauf, mich zu fragen, ob ich selbst ihre Bedeutung kannte.

Kapitel 31
    E ines Abends ging ich zu Marijas Wohnung. Seltsamerweise fühlte ich mich ihr gegenüber entspannter als je zuvor, und wir verbrachten zusammen eine angenehme Stunde, redeten und tranken Wein.
    Marija achtete darauf, mich nicht nach der AMG zu fragen. Und obwohl ich ihr eine Menge Fragen über SE-Roboter und Syntecs stellte, passte sie auch dabei sorgfältig auf, sich nicht danach zu erkundigen, warum ich all das wissen wollte. Sie dachte sicher, dass meine Fragen mit irgendeiner AMG-Operation zu tun hätten, über die ich nicht würde reden wollen.
    »Übrigens«, sagte sie, »hast du die Nachrichten gesehen? Ein Polizeiroboter ist vor dem Nachrichtengebäude Amok gelaufen. Offenbar hat er jemanden umgebracht.«
    Sie nahm die Fernbedienung zur Hand und schaltete zur letzten Meldung zurück. Ein wackliges Digitalkamerabild zeigte Massen, die panisch über die Straße der Wissenschaften flohen, während sich draußen vor dem Nachrichtengebäude unter dem Auge der illyrischen Flagge ein Polizeiroboter traurig über eine menschliche Leiche beugte. Ich weiß noch, dass auf dem riesigen Bildschirm hinter ihm eine Nahaufnahme der wüsten Oberfläche des Planeten Mars zu sehen war.
    »Er ist außer Kontrolle geraten«, erklärte Marija, »genau wie all die anderen. Ein menschlicher Polizist wollte ihm Anweisungen geben, und da hat er sich plötzlich umgedreht und ihn mit seinem Handlaser getötet …«
    Sie schaltete erneut zurück. Die verängstigten Massen platzten einmal mehr aus dem Nachrichtengebäude heraus. Die Leute rannten in dieser halb geduckten Haltung davon, die verriet, dass geschossen wurde. Die verwirrte, halb erwachte Maschine beugte sich wieder über das tote Etwas, das sie selbst dazu gemacht hatte. Auf der anderen Straßenseite stand ein weiterer Roboter. Es war ein Syntec, ein männlicher Syntec-Kellner. Doch daran, wie er dastand und ruhig zuschaute, sah man, dass er kein Mensch war …
    »Das können sie nicht unter den Teppich kehren«, meinte Marija. »Es ist direkt vor dem Nachrichtengebäude passiert, und jemand war mit einer Kamera zur Stelle.«
    »Was ist aus dem Roboter geworden?«, erkundigte ich mich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, man hat einen anderen Roboter mit seiner Zerstörung beauftragt. Ich sage dir was: Dadurch wird sich endlich die Politik in Sachen selbstentwickelnde Roboter ändern. Derartige Vorfälle werden schon so lange einfach vertuscht. Aber jetzt ist Kung bereits im Fernsehen aufgetreten und hat versprochen, dafür zu sorgen, dass etwas Derartiges nie wieder vorkommt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Zweifellos die Sechsmonatslöschung«, sagte Marija gelassen. »Das steht schon seit einer ganzen Weile an.«
    »Und das bedeutet …?«
    »Dass die Erinnerungen aller SE-Roboter alle sechs Monate gelöscht werden, damit sie keine unkontrollierten Verhaltensmuster entwickeln können. Dann sind sie zwar weniger effizient und lebensecht, aber dafür sehr viel berechenbarer.«
    In diesem Moment wurde es mir zum ersten Mal klar: Lucy und ich würden nach draußen fliehen müssen, und ich wäre dabei gezwungen, sie als Menschen auszugeben. Wir würden da draußen ein neues Leben anfangen. Für einen Dolmetscher gab es immer Arbeit.
    »Du siehst besorgt aus.«
    »Nein, ich denke nur nach. Aber jetzt sollte ich besser los.«
    »Hast wieder einen dringenden Termin, was?«
    »So in der Art.«
    Ich schaltete noch einmal zurück, um mir die Szene vor dem Nachrichtengebäude ein drittes Mal anzusehen.
    »Die Armen«, murmelte ich.
    »Der Arme, meinst du. Nur ein Mensch wurde getötet.«
    »Nein, ich meine die Maschinen. Wie der Mann in dieser alten griechischen Geschichte: Die ganze Zeit muss er diesen Stein den Hang hochschieben, und der rollt jedes Mal wieder herunter, bevor der Mann oben ankommt.«
    Sie lächelte. »Du hast wirklich eine Schwäche für Roboter, nicht wahr?«

Kapitel 32
    I ch holte mir meinen gesamten Anteil vom Erbe meines Vaters, verteilte ihn zuerst auf mehrere Konten und hob dann den Großteil davon in bar ab. In Illyrien, wo Bargeld normalerweise nur für kleine Transaktionen wie den Kauf eines Kebabs auf der Straße verwendet

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