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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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nicht da gewesen.
    Charlie rollte unbeholfen auf den Notarzt zu und stieß ihn an. Der ältere Polizist schob ihn behutsam zur Tür hinaus und schloss sie hinter ihm.
    »Ein X3!«, murmelte er seinem Kollegen zu. »Erinnert mich an früher. So ein Ding habe ich seit Jahren nicht gesehen.«

Kapitel 38
    A chtundvierzig Stunden später erwachte Ruth in einem Bett im Ullman-Krankenhaus. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, was geschehen war und wo sie sich befand. Ein seltsames, kribbelndes Gefühl ging von ihren Fingern, Armen und Zehen aus, und ihre Sicht war verschwommen und grobkörnig.
    Genau genommen sah sie übergangsweise durch ein elektronisches Auge, das an ihren rechten Sehnerv angeschlossen war. Die Welt ähnelte einem frühen Versuch in Sachen virtuelle Realität, vor den Zeiten hochauflösender Darstellung.
    »Wie geht es Ihnen, Mrs. Simling?«, erkundigte sich eine Syntec-Krankenschwester, während sie zugleich per Ultraschall der Krankenhauszentrale meldete, dass Patientin RS/5/76 erwacht war.
    Kurz darauf trat ein junger Arzt ein. Er schaute auf das übel zugerichtete Ding auf dem Bett herab. Seine Hände schwitzten unangenehm, als er sich stählte, um ihr zu sagen, was sie erfahren musste.
    »Ihnen ist etwas sehr Unschönes widerfahren, Mrs. Simling«, fing er an.
    Ruth reagierte nicht.
    »Es tut mir leid«, setzte er erneut an, »es tut mir leid, aber wir mussten eine ziemlich drastische Operation vornehmen.«
    Er blickte sich unbehaglich zu der Syntec-Frau um, die mit einem wunderschönen Lächeln aufwartete. Der Arzt erwiderte es. Dieser Syntec war sehr viel hübscher anzuschauen als Ruth, und wie mit allen Syntecs konnte man wunderbar mit ihm flirten.
    Erneut schaute er auf den Körper meiner Mutter herab. Jetzt verachtete er sie für ihre Hässlichkeit und für ihr Elend und dafür, dass sie allen Grund hatte, sich Sorgen zu machen.
    »Es tut mir leid, Mrs. Simling. Ihre Gliedmaßen waren sehr schwer geschädigt, und wir mussten sie amputieren.«
    Da, es war raus. Nun würde er sich etwa zehn Minuten lang mitfühlend zeigen müssen, ehe er sich guten Gewissens anderen Dingen zuwenden und diese ganze unangenehme Geschichte vergessen konnte. Er vertrat ohnehin nur einen Kollegen. Eigentlich war das hier gar nicht seine Station.
    Ruth nickte. Sie scheint die Nachricht sehr gefasst aufzunehmen, dachte der junge Arzt hoffnungsvoll. Tja, warum sollte er den Rest nicht auch gleich hinter sich bringen? Er zuckte deutlich erkennbar mit den Schultern, obwohl die Geste eigentlich unmerklich hatte sein sollen.
    »Außerdem gab es ein Problem mit Ihren Augen und …«
    Die Stimme des Arztes erstarb.
    »Hören Sie«, sagte er dann, »Sie müssen sich keine Gedanken wegen der Behandlungskosten und so machen. Die SenSpace Corporation hat bereits zugesagt, alle Kosten zu begleichen, die nicht von Ihrer Krankenversicherung abgedeckt werden – einschließlich dauerhafter Pflege. Es ist nur so, dass Sie sich bei Gelegenheit einen Rechtsanwalt suchen sollten, der sich das Angebot einmal ansieht, Mrs. Simling, denn im Vertrauen gesagt haben Sie die von SenSpace bei den …«
    Ein weiteres Mal brach er ab, als ihm klarwurde, dass es darum im Moment wohl kaum ging.
    »Leider werden Sie nicht mehr besonders viel rumkommen, Mrs. Simling.«
    Der Arzt zögerte. Er hatte kein Gefühl für derlei Situationen, das war das Problem.
    »Allerdings ist es heutzutage möglich, Ihr Nervensystem direkt an den SenSpace anzuschließen«, erklärte er. »Haben Sie schon mal was von Direktverbindungen gehört? Wir können Sie so an den SenSpace anschließen, dass Sie sich frei darin bewegen können, obwohl Ihnen das hier draußen unmöglich ist. Sie können nach wie vor das Gefühl erleben, Gliedmaßen und Augen und so weiter zu haben …«
    Ruth bewegte die Lippen, als versuchte sie, etwas zu sagen.
    Dem Arzt war bewusst, dass er alles falsch machte. Diese Frau war soeben aufgewacht und hatte feststellen müssen, dass ihr Körper nur noch aus einem Stumpf bestand, und er stand hier rum und quasselte etwas von Entschädigungszahlungen und SenSpace.
    »Ich weiß, dass das nicht das Gleiche ist«, fügte er beinahe beschämt hinzu.
    Er schaute sich zu der hübschen Syntec-Krankenschwester um, die sich gerade um einen Nährstofftropf am Fußende des Betts kümmerte. Als sie bemerkte, dass er sie betrachtete, erwiderte sie sogleich dienstfertig seinen Blick und bedachte ihn mit einem weiteren bezaubernden Lächeln. Er

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