Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
Vom Netzwerk:
nach ihr aus, und Ruth nahm sie, drückte sie und hielt sie fest.
    Sie war noch immer durcheinander von der Narkose.
    »Na bitte!«, meinte sie. »Ich wusste doch, dass die Ärzte sich geirrt haben, als sie sagten, ich hätte keine Hände!«
    Mr. Gladheim lächelte und strich ihr über den Handrücken.
    »Ob jemand Hände hat oder nicht«, brummte Ruth nachsichtig. »Man sollte doch meinen, dass Ärzte sich mit so etwas auskennen!«
    »Sollte man meinen.«
    »Ach, mir tut alles so, so weh. Was haben die bloß mit mir gemacht?«
    »Tja, zumindest bist du wieder hier bei uns«, erklärte Mr. Gladheim. »Und diesmal lassen wir dich nicht wieder weg!«
    »Wenn ich will, dann gehe ich! Ich kann mir einen Körper mieten, weißt du!«
    Ruth wollte sich aufsetzen. Ihre motorischen Funktionen waren nun über eine Funkverbindung direkt an das SenSpace-System angeschlossen und nicht mehr länger mit Muskeln aus Fleisch und Blut verbunden. So konnte sie sich aufsetzen, ohne dass ihr echter Körper sich bewegte, weshalb dieser Vorgang nicht schmerzhafter für sie war, als still zu liegen.
    Sie setzte die imaginären Füße auf den imaginären Teppich auf dem imaginären Schlafzimmerboden. All die richtigen Eindrücke durchströmten ihre sensorischen Nerven.
    »Komm schon. Gehen wir in den Garten!«, forderte sie Mr. Gladheim auf.
    Es machte ihr ziemlich viel Spaß, ihn herumzukommandieren.
    »Ja, lass uns das machen! Die anderen können es sicher gar nicht erwarten, dich zu sehen.«
    »Was ist mit Charlie und George?«, fragte Kleine Rose schuldbewusst.
    Doch dann war sie draußen in der Sonne, und da waren Großpapa und Bessy und Delmont und all ihre anderen Nachbarn.
    »Ein dreifaches Hoch!«, riefen sie alle gemeinsam. »Ein dreifaches Hoch auf Kleine Rose!«

Kapitel 40
    S chau sie nicht an!«
    Lucy und ich saßen draußen vor einem Café im Zentrum von Ioannina, in der Nähe des Museums für Archäologie. Die übliche Gruppe von Jungen und Jugendlichen hatte sich versammelt, um die makellose junge Frau aus der Stadt anzustarren, wie es bereits mehrere Male vorgekommen war.
    »Schau sie nicht an, Lucy.«
    Ich wusste, dass sie reagieren würde, wenn sie sich zu den Jugendlichen umschaute und sie lächeln sah. Sie würde ihr Lächeln erwidern, würde ihnen ihren süßen einladenden Blick zuwerfen, sie würde sogar langsam aufstehen. Das letzte Mal, als das in einer Stadt nahe der Grenze geschehen war, hatte das die Jungs, die sich um sie geschart hatten, in helle Aufregung versetzt.
    Es hatte ihnen Pfiffe und einiges Gegröle entlockt. Aber es hatte sie auch wütend gemacht. Ein kalter Ausdruck war in ihre Augen getreten. Sie hatten sich nach der Religionspolizei umgesehen und Lucy für das, was sie in ihnen geweckt hatte, gehasst.
    »So ist es recht«, sagte ich, »schau sie einfach nicht an.«
    Stattdessen betrachtete sie mich. Doch ich machte den Fehler, ihr ermutigend zuzulächeln, und sofort machte sie all diese Dinge bei mir. Sie griff nach meiner Hand, strich mit dem Daumen über mein Kreditarmband, sah mir schmachtend in die Augen …
    »Schamlos!«, hörte ich einen der Zuschauer fauchen.
    »Nein. Mach das auch nicht bei mir, Lucy. Sei einfach du selbst, denk dran, sei du selbst!«
    Mit einem Mal wurde ihre Miene ausdruckslos und tot. Plötzlich herrschte Schweigen unter unseren Beobachtern.
    »Die spinnt«, murmelten sie. »Die ist irgendwie schwachsinnig …«
    Und voll Unbehagen wandten sie sich ab.
    »Trink deine Zitronenlimonade«, sagte ich zu ihr, während ich meine winzige Tasse Kaffee leerte. »Wir sollten unsere Angelegenheiten hier schnellstens erledigen und verschwinden.«

    Mit einem Mal senkte sich eine große Hand auf meine Schulter.
    Die Doppel-O!
    Ich erstarrte, drehte mich dann um und blickte nach oben in ein breites Gesicht mit dickem Schnurrbart.
    »Ich erinnere mich an dich, mein Freund aus der Stadt. Du und deine Freunde, ihr habt mich auf einen fröhlichen Tanz mitgenommen. Ich dachte, man würde mich lynchen.«
    Es war Manolis, der Taxifahrer. Er nahm einen leeren Stuhl, drehte ihn herum und setzte sich rittlings darauf zwischen Lucy und mir hin. Zwischen seinen Lippen qualmte eine Zigarette, während er sich nun vorbeugte und uns musterte.
    »George, nicht wahr?«, sagte er zu mir. »Ich erinnere mich. Ein guter griechischer Name! Nun ja, letztlich ist ja niemand zu Schaden gekommen, und jetzt sind wir wieder Freunde, nicht wahr? Epiros und die Stadt, der Erzbischof und der Chinese mit den

Weitere Kostenlose Bücher