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Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Messias-Maschine: Roman (German Edition)

Titel: Messias-Maschine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Beckett
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Roboterbeinen!«
    Er hob die Hand von der Stuhllehne, streckte sie mir entgegen und schüttelte die meine. Eine ziemlich eindrückliche Geste, mit der er erfolgreich Großmut und Lässigkeit vereinte.
    »Und das ist … deine Frau vielleicht?«
    »Ja«, antwortete ich. »Ja, das ist meine Frau. Lucy. Auf Griechisch Lucia …«
    Lächelnd wandte er sich Lucy zu.
    »Nur ein kleines Lächeln, Lucy«, erklärte ich ihr in unserer Sprache, »nur ein kleines Lächeln. So ist gut. Und jetzt sei wieder du selbst …«
    Als der leere Ausdruck wieder auf ihr Gesicht trat, verengten sich die Augen des Griechen einen Moment lang. Dann streckte er erneut mit derselben raumgreifenden, trägen Geste den Arm aus. Ein kleines Heiligenmedaillon baumelte an einem Goldkettchen von seinem Handgelenk.
    »Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, kyria. «
    »Nimm seine Hand, Lucy, so ist es gut, lächle, und jetzt lass los. Sag guten Morgen, wie ich es dir beigebracht habe, erinnerst du dich? Sag guten Morgen auf Griechisch.«
    »Kalimera«, intonierte Lucy.
    »Sehr gut! Sehr gut!« Der Taxifahrer grinste.
    Ich lächelte entschuldigend. »Mehr Griechisch kann sie nicht.«
    »Nun, sicher spricht sie schon bald wie eine von uns. Bitte sag ihr von mir, dass sie sehr schön ist.«
    »Lucy. Lächle. Schau schüchtern und erfreut. Das genügt.«
    Der Taxifahrer sah zu mir und wieder zu Lucy. Erneut kniff er die Augen leicht zusammen. Mit einem Mal lehnte er sich zurück und griff in seine Jackentasche.
    »Pistazien«, sagte er, holte eine kleine Papiertüte hervor und hielt sie Lucy hin. »Bei denen kann ich einfach nicht widerstehen. Willst du eine?«
    Ein Junge höhnte: »Du musst ihr schon mehr als ein paar Nüsse zahlen!«
    Vor Zorn errötend drehte Manolis sich um.
    »He!«, herrschte er die zum Glotzen Versammelten an. »Ein bisschen Respekt, bitte! Haltet ihr diese Leute vielleicht für Zootiere?«
    Lucy starrte noch immer auf die Pistazientüte. Sie hatte keine Ahnung, worum es sich handelte oder warum man sie ihr anbot.
    »Willst du nicht eine?«, fragte der Taxifahrer.
    »Lächle ihn an und sag etwas!«, wies ich sie an und fügte an Manolis gewandt hinzu: »Meine Frau mag Nüsse nicht besonders gern.«
    Doch Lucy nahm die ganze Tüte. Sie zerriss. Die Pistazien fielen auf den Tisch. Lucy starrte sie an.
    »Lächle und sag irgendetwas«, zischte ich. »Und leg die Tüte hin!«
    Sie lächelte – allerdings nicht in Manolis’ Richtung, sondern in die von einem Mann an einem anderen Tisch.
    »Ich liebe dich«, sagte sie in unserer Sprache zu dem Mann und ließ dabei die Pistazientüte fallen.
    Dann schien ihr klarzuwerden, dass sie etwas falsch gemacht hatte, und sie wandte sich Manolis zu. »Ich bin eine Maschine«, erklärte sie.
    Das machte mir eine Heidenangst, obwohl Manolis unsere Sprache nicht verstand.
    »Das darfst du hier draußen nie sagen, Lucy!«, zischte ich. »Sag das nie, nie wieder!«
    Mit Mühe und einem sehr angespannten Lächeln drehte ich mich zu Manolis um, der all das aufmerksam beobachtet, jedoch nichts dazu gesagt hatte. Jetzt blinzelte er mir zu.
    »Ich werde eure Stadt niemals verstehen. Nie.«
    Wahrscheinlich sah ich aufgewühlt aus. Höflich beschäftigte er sich erst einmal damit, sich eine neue Zigarette anzuzünden, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete.
    »Nun sage mir, mein Freund, gibt es etwas, wobei ich dir helfen kann? Du bist doch sicher nicht ohne Grund hier.«
    Ich zögerte, doch dann beschloss ich, ihm zu vertrauen. Ich brauchte tatsächlich seine Hilfe.
    »Papiere«, erwiderte ich. »Du hast mir einen Ort gezeigt, an dem man Papiere kriegt. Ich habe schon danach gesucht, bin mir aber nicht mehr sicher, wo es war.«
    Er lachte triumphierend, wobei er große Schwaden beißenden Rauchs ausatmete. »Habe ich es dir nicht gesagt? Habe ich dir nicht gesagt, dass du das eines Tages brauchen würdest?«

Kapitel 41
    L ucy aß nicht. Sie nahm alles, was sie brauchte, in flüssiger Form zu sich: Zucker als Treibstoff, Zitrone und Eiweiß als Nahrung für ihre organische Haut.
    A lso aß ich an diesem Abend allein in einem kleinen, verstaubten Hotel in einem Dorf zwanzig oder dreißig Kilometer vor Ioannina.
    Es war gut, Abstand zur Stadt und zu den Menschenmassen zu gewinnen. Wir hatten nach wie vor Pläne zu schmieden, aber das konnte warten. Ich hatte genug Geld, um hier draußen für ein paar Jahre gut davon leben zu können. Ich konnte es mir leisten, mich bei meiner

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