Metabolic Balance - Das Stoffwechselprogramm
jetzt Morphin, andocken. In Folge gibt es Veränderungen im Körper, in der Zelle: Die Schmerzen gehen weg, und die Stimmung wird euphorisch.
Endorphine
Im zweiten Schritt überlegte die Wissenschaftlerin weiter: Die Natur hat uns nicht mit diesen Morphinrezeptoren versorgt, damit wir etwa Mohn anbauen, die Mohnblumenkapseln im Herbst anritzen, den Saft aus dieser Kapsel isolieren, mit dem Saft ins Labor gehen und aus ihm dann Morphium isolieren und damit unseren Körper versorgen. Nein, Candace B. Pert sagte sich, wenn die Natur uns mit solchen Rezeptoren ausgestattet hat, dann muss es auch körpereigene Substanzen geben, die mit diesem Morphinrezeptor reagieren! Und in der Tat, sie fand diese Stoffe, die Endorphine, die von unserem Körper selbst produziert werden. Es sind ebenfalls Stoffe, die uns euphorisch und schmerzfrei machen, und die, wenn man das im Labor dann mal überprüft, sogar einen 20-fach stärkeren schmerzlindernden und euphori schen Effekt haben als Morphium aus der Apotheke, welches wir unserem Körper von außen zuführen. So schließt sich letztendlich der Kreis: Jeder Rezeptor ist nicht dafür gedacht, um irgendwelche Stoffe, die wir dem Körper von außen zuführen, in der Zelle aufzunehmen oder diese Information an die Zelle weiterzugeben. Sondern für jeden Rezeptor kann unser Körper eigene Stoffe entwickeln, um genau mit diesem zu reagieren. Unser Körper ist also in der Lage, eigene Schmerzmedikamente, nämlich diese Endorphine, herzustellen.
Revolutionär: Die Entdeckung der Rezeptoren
Candace B. Pert fand heraus, dass es auf jeder Körperzelle, in jeder Zellmembran, bis zu 10 Millionen winziger Rezeptoren gibt. Heute sind 70 bis 80 unterschiedliche Rezeptoren bekannt, von denen man weiß, mit welchen Substanzen sie reagieren.
▶ Ein Morphinrezeptor ist dafür zuständig, die Information von Morphin aufzunehmen.
▶ Der Insulinrezeptor ermöglicht, dass das Hormon Insulin andocken kann, um die Zelle zu veranlassen - keine Information, sondern einen Stoff -, Glukose aufzunehmen.
▶ Andere Rezeptoren ermöglichen, dass Krankheitserreger in die Zelle hineinkommen. Ein klassischer Rezeptor ist z. B. einer, der das Grippevirus in die Zelle einlässt, der Mensch erkrankt dann an Grippe. Allerdings kam in der Wissenschaft natürlich hier der Gedanke auf, dass es nicht sein kann, dass unser Körper einen Rezeptor entwickelt, nur damit dort ein Grippevirus eindringen kann! Der Grippevirus ist ja etwas, was nicht vom Körper selbst produziert wird, sondern von außen kommt und uns eher schadet. Also hat die Wissenschaftlerin nach Substanzen gesucht, die eigentlich für diesen Rezeptor vorgesehen sind. Und was hat sie gefunden? Die Grippeviren benutzen genau den gleichen Rezeptor, den zum Beispiel auch das Hormon Noradrenalin benutzt, um an der Zelle etwas zu verändern.
▶ Wenn also jemand z. B. sehr viel Sport treibt und damit den guten Stress, den Eustress hat, dann schüttet sein Körper sehr viel Noradrenalin aus. Diese Noradrenalin-Moleküle besetzen diesen Noradrenalinrezeptor. Und was passiert, wenn ein Grippevirus vorbeikommt? Er findet keinen freien Rezeptor, durch den er in die Zelle eindringen kann.
▶ Die daraus resultierende Erkenntnis: Jeder Rezeptor ist in der Lage, auf mehrere Substanzen zu reagieren, so wie in unserem Beispiel ein Rezeptor für Grippeviren gleichzeitig auch für Noradrenalin zuständig ist. Wir können also nicht nur den Schluss ziehen, sondern dies auch wissenschaftlich beweisen: Leute, die viel Sport treiben, die sich immer aktiv halten, sind wesentlich weniger anfällig für Grippekrankheiten als andere, weil die »Gripperezeptoren« bereits durch Noradrenalin besetzt sind!
Emotionen schützen vor Krankheiten
Mitarbeiter des Instituts, in dem Pert arbeitet, fanden des Weiteren einen Rezeptor, der für das Aids-Virus zuständig ist, durch den es die Zelle befällt. Und der erste Gedanke, den Pert wiederum hatte, war, dass der Körper sicherlich keinen Rezeptor nur für das Aids-Virus erschaffen hat, damit dieses möglichst schnell und ungehindert in die Zelle eindringen kann. Pert fand ein Eiweiß, ein Peptid. Es wird im vorderen Teil des Gehirns produziert und trägt den Namen »VIP«: vasoaktives-intestinales Peptid. Es handelt sich um ein Hormon, das in unserem Körper eine Stärkung der Selbstachtung hervorruft. Menschen, die ein sehr starkes Selbstwertgefühl und Selbstachtung haben, schütten folglich sehr viel von diesem Peptid VIP aus.
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