MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Empfangshalle des Hauses Monsa, als würde es ihr gehören, was es in gewissem Sinne ja auch tat. Obwohl keinesfalls eine außergewöhnliche Spielerin, war sie immerhin doch die Tochter des Adels, und einer der vielen Vorzüge des Adels – abgesehen von Unsterblichkeit – bestand in einem traditionellen Minimalstatus für die Nachkommen, einem Basisstatus, den die Kinder der Adeligen zwar erhöhen, unter den sie jedoch nicht herabsinken konnten. Manche Häuser verzichteten allerdings auf diese Kungelei und bevorzugten einen rein auf Leistung orientierten Geschmack, aber das Haus Monsa gehörte nicht dazu. Und so schritt die zerbrechlich wirkende Sweet_Ting im Vertrauen darauf, dass die Menge sich für sie teilen würde, dahin, wobei ihr leichtes und extravagantes Gewand hinter ihr herflatterte. Sie schien aufrichtig überrascht, dass sie immer wieder wegen eines armen Tropfs in der bevölkerten Halle innehalten musste, der sie nicht hatte kommen sehen und tölpelhaft in sie hineinstolperte. Dann musste Sweet_Ting den Dummkopf jedes Mal mit Beleidigungen und Drohungen vertreiben, wobei ihr die Augen aus den Höhlen traten. Sie hätte vielleicht sogar auf Gewalt zurückgegriffen, wenn sie dafür gebaut gewesen wäre. Sie wusste jedoch, dass jeder Tritt oder Hieb, den sie austeilte, ihr mehr schaden würde als dem Empfänger.
Unmittelbar hinter Sweet_Ting schritten Lyra und Djoser, die jetzt, nachdem sie sich wieder in einer Gesellschaft mit Normen befanden, von denen sie profitierten, ebenfalls eine gewisse zuversichtliche, wenn auch nicht königliche Gangart angenommen hatten. Amanda bewachte Djosers Seite. Ihr Kopf ging hin und her, und eine Hand ruhte auf einem Schwertgriff, während sie nach Gefahren Ausschau hielt. Auf jeden Fall würde sie Djoser vor dem Unerwünschten schützen, wie zum Beispiel vor dummem Pöbel, dem das Gefühl dafür fehlte, ihnen breiten Raum zu lassen. Anders als Sweet_Ting war Amanda dafür entworfen, Schmerzauszuteilen, und sie war ganz und gar nicht abgeneigt, diejenigen aus dem Weg zu schubsen, deren Vergehen nur leicht waren, und den weniger Glücklichen kräftige Schläge mit der Hand zu versetzen. Brian räumte ebenfalls Grokster aus dem Weg, aber er verließ sich in erster Linie auf seine breiten Schultern, die sich durch die Menge schoben wie ein Pflug durch Schneewehen. Er genoss diese Aktivität und hoffte insgeheim auf eine kleine Auseinandersetzung, die eine kurze Demonstration seiner anderen, beeindruckenderen Fähigkeiten erfordern mochte.
In der Nachhut gingen D_Light und Lily, die vielleicht in dem Durcheinander der Menge vergessen worden wären, wenn sie nicht entschlossen gedrängelt und geschoben hätten und den anderen gefolgt wären, so rasch sie konnten. Genauer gesagt kümmerte sich D_Light ums Schieben, während Lily wie ein Mungo durch die Menge schlüpfte, was keine leichte Aufgabe war, wenn man berücksichtigte, wie sehr die Szenerie in der Empfangshalle sie ablenkte. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen.
Allein die Groksta-Besucher waren schon ein Anblick für sich. Schwärme von Menschen standen überall herum. Menschen reihten sich auf Wendeltreppen, die sich hoch hinaufwanden, bis zum gewaltigen, massiven Deckengewölbe. Auf den Veranden mit den durchsichtigen Fußböden waren Leute, Menschen, die auf nichts zu treiben schienen, Menschen auf Bühnen, Menschen, die neben einer kunstvollen Fontäne lagen, Menschen überall, die alles Mögliche taten. Und wie diese Menschen gekleidet waren! In diesem Groksta waren Schleier offensichtlich zugelassen, da viele der Frisuren und Hüte den Naturgesetzen der Physik Hohn sprachen. Die Kleidung, echt und illusionär, war absonderlich sowohl hinsichtlich Volumen als auch Farbe. Accessoires waren beliebig und seltsam, wie zum Beispiel Kinderspielzeug oder alte Bauwerkzeuge. Alles in allem erinnerte die Szenerie Lily an eine dunkle Vision, die sie eines Nachts gehabt hatte, als sie an einem besonders schlimmen Halluzivirus erkrankt war.
Und dann waren da die Produkte. Es gab ein riesiges Kaninchen, das so massiv war, dass eine erwachsene Frau in einem Sattel auf seinemRücken sitzen konnte. Das Kaninchen bewegte sich jedoch nicht sehr. Zum Glück war es darauf trainiert, nicht die Menschen zu ersticken, die es unter seinem gewaltigen, pelzigen Rumpf streichelten. Der Frau schien die Fügsamkeit des Kaninchens nichts auszumachen. Vielleicht reichte ihr das Wissen, dass sie ein Kaninchen ritt, wie langsam auch
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