MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
»Vielleicht kommt er nur gerade durch. Mach keine Annahmen, bevor du nicht triftige Gründe dafür hast.«
D_Light nickte nachdenklich. »Könnte nur gerade durchkommen. Das wäre noch einfacher. Überprüft das! Da ein Dämon keinen Account hat, wird er nicht in ein Spiel eingeloggt sein. Seht euch um! So ziemlich jeder ist eingeloggt. Wenn wir jemanden sehen, der normal herumläuft …«
»Insbesondere eine Frau«, warf Djoser ein.
»Ja, insbesondere eine Frau«, sagte D_Light. »Aber ich wette, dass der Dämon hier lebt. Meine Seele, das wäre doch schlau, sich hier zu verstecken! Alle sind eingeloggt, wer würde dich also bemerken? Wer würde dich überhaupt nur sehen? Du könntest dich in aller Öffentlichkeit verstecken. Für jemanden, der nicht zu finden sein möchte, für jemanden, der kein Spanker ist, ist das Leben hier wie das Leben inmitten von nirgendwo.«
»Nirgendwo, offiziell bekannt als Anywhere und Überall«, witzelte Lyra. »Was habe ich euch gesagt? MetaGames sind die besten.«
Djoser seufzte. »Trotzdem –
wenn
dieser Dämon nur durchkommt, sollten wir uns besser rasch auf die Suche machen.«
Er zupfte an einem der zahlreichen Zöpfe, die aus Amandas Kopf sprossen. »Du, mein Liebe, bist die schnellste von uns. Warum siehst du dich nicht rasch um?«
Amanda nickte knapp und sprintete dann ohne weiteres Wort los. Das Produkt hatte keinen Vertrauten und würde sich daher auf den Chip an ihrer Bewusstseinsschnittstelle verlassen müssen, um alle zu grokken, die sie sah. Die zusätzliche Prozessorkapazität eines Vertrauten wäre effizienter, aber da Amanda jetzt das Profil der Verdächtigen kannte, könnte sie ihre Prozessorkapazität auf diejenigen konzentrieren, die von besonderem Interesse waren.
Während Lyra dem genetisch engineerten Produkt nachsah, wie es davonrannte, fragte sie: »Sollten wir uns darum Sorgen machen, dass sie den Dämon warnt?« Die Adelige wirkte merklich verärgert.
Djoser zuckte die Schultern. »Sieh dich um – viele Leute rennen irgendwohin oder von irgendwoher weg. Es ist, als hätten sie alle irgendwie falsche Infos bekommen. Nein, sie wird gut dazu passen.«
»Alle rennen um ihr virtuelles Leben, hm?« Lyra starrte D_Light einen Augenblick lang an, bis er begriff, dass sie mit ihm sprach, und dann lächelte er verlegen und nickte.
Lyra, die so viel Raum wie möglich in der kürzesten Zeit abdecken wollte, befahl daraufhin Brian, loszuziehen und Amanda bei der Suche nach möglichen Verdächtigen zu unterstützen. Brian war rasch dabei zu protestieren. Er beharrte darauf, dass es nicht sicher sei, die beiden Adeligen völlig ohne Schutz zurückzulassen, aber Lyra versicherte ihm, dass es ihnen in seiner Abwesenheit gut ginge. Zögernd begab sich der pflichtbewusste Leibwächter auf die Straßen, wobei er seinen vertrauten Knüppel, Tiffany, fest an seiner Seite hielt.
»Also. Was bleibt uns zu tun, während die angeheuerte Hilfe ihre eigene kleine Ad-hoc-Suche absolviert?«, fragte Djoser scheinbar gelangweilt.
»Ich zeig’s euch«, rief D_Light über die Schulter zurück, während er den Hügel hinuntertrabte. Die anderen folgten etwas widerstrebend in den Eingang des nächstgelegenen Wohnhügels.
»Ich wette, dass der Dämon sich irgendwo in diesen Hügeln verkriecht«, sagte D_Light.
»Was schlägst du also vor, Ratgeber?«, fragte Djoser. »An die Türen klopfen und ein Angebot machen? Es muss tausend Wohnungen in diesem Ghetto geben!«
»Mehr Wohnungen, als wir wissen«, sagte Lyra und drückte mit der Hand auf die weiche, pelzige Wand aus Hydroranken. »Diese Hügel sind lebendige Dinger. Die Wände, die Böden – alles lebt.«
»Ja,
D
, dieses ganze Ghetto verändert beständig seine Flure und Wohnungen. Meine Vermutung geht dahin, dass der ganze Komplex verwildertist, also ist an einen rationalen Plan der Flure gar nicht zu denken«, sagte Djoser.
»Und ich kann nicht mal eine Nanosite-Karte aufrufen! Was für eine Provinz ist das denn?«, fragte Lyra, während sie auf ihre Vertraute hinabsah.
»Anywhere ist wie überall sonst – es gibt Nanosites, die alles und jedes bedecken, aber Spanker lassen gewöhnlich nicht zu, dass ihre Stadtpläne öffentlich angezeigt werden. Vergesst nicht, das ist nicht bloß ein Ort zum Leben, es ist ein großes Spielelabyrinth. Echtzeitpläne würden den Spaß verderben.«
»Klingt soweit prächtig«, sagte Djoser sarkastisch, während er ein paar Mal auf dem schwammartigen Boden auf und nieder hopste.
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