Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
zuvor.
Verzweifelt
versuchte ich meinen inneren Aufruhr zu besänftigen und mich aus der
schrecklichen Gedankenwelt herauszuholen.
Doch
meine Gefühle liefen Amok und die Hoffnung, diese unter Kontrolle zu bringen,
schwand mit jedem Gedanken an das Erlebte, das wie ein Brandmal, unwiderruflich,
in meinem Gedächtnis war.
Ich hörte
mich schluchzen, schreien, spürte wie ich mich am Boden wand, hilflos,
gebrochen, geschüttelt von Weinkrämpfen, erfüllt von Emotionen, … Angst, Wut,
Unsicherheit, Entschlossenheit, Hass, … bis ich schließlich nur ein Ziel vor
Augen hatte: Rache!
Sie kam
leise, wie ein Flüstern, breitete sich aus, wurde lauter, erfüllte mich mit
Energie, bis ich glaubte sie schreien zu hören. Sie schrie nach Vergeltung, für
meine Mutter, für Gabriel, für das Leben, dem man mich beraubt hatte.
Die Wut
in mir schien grenzenlos, hob mich empor und verlieh mir ein Gefühl der
Euphorie, … der Macht.
Die Wände
des Zimmers erzitterten und Bilder fielen klirrend zu Boden. Die Luft um mich
herum schien immer dicker zu werden, getränkt von Energie die aus meinem Körper
strömte. Vorhänge rissen und wirbelten durch den Raum, Glas zerbrach, Spiegel
zersplitterten.
„Mia,
Stopp!“, hörte ich Mr. McCansy rufen und öffnete meine Augen.
Der
Anblick der sich mir bot, hätte mich erschrecken sollen, doch die Wut in mir
ließ mich nicht klar denken. Um mich herum wütete ein Tornado, und nur ich saß
im windstillen Kern. Gegenstände flogen durchs Zimmer und prallten gegen die
Wände, während mein Blick auf Mr. McCansy gerichtet war, der im Türrahmen stand
und sein Gesicht mit seinem Unterarm schützte.
Im
nächsten Moment traf mich ein grelles Licht und ich wurde nach hinten gegen die
Mauer geschleudert.
Stille
folgte, bis Mr. McCansys Hand meine Schulter packte. „Mia bist du verletzt?“
Verwirrt
schüttelte ich den Kopf.
Die
Euphorie, die ich zuvor noch verspürt hatte und die in mir brannte, wie ein
helles Feuer, ließ mich nun frösteln, und ein Zittern ging durch meinen Körper.
Der Raum
glich einem Schlachtfeld. Nichts stand mehr an seinem Platz. Vorhänge waren
zerrissen, das Bett stand in einer anderen Ecke und Scherben übersäten den
Boden. „Was ist passiert?“
„Es ist
Zeit, dass wir einige Sachen besprechen!“ Er streckte mir eine Hand entgegen,
um mir aufzuhelfen. „Komm. Wir gehen in mein Büro.“
Ich
ignorierte seine Hand und stand mit zitternden Knien auf. Ich wollte niemanden
berühren, wollte keine Gefühle aufnehmen, wollte meine eigenen Gefühle nicht
fühlen.
Geplagt
von Verwirrung und Entsetzen, folgte ich ihm den Korridor entlang, bis zu einer
großen Flügeltür, hinter der sich ein riesiges Büro befand.
Obwohl
der Raum die Größe eines Appartements hatte, wirkte er mit seinen dunklen
Möbeln, den holzvertäfelten Wänden und dem Teppich, dessen Farbe an feuchtes
Moos erinnerte, beengend.
Es roch
nach Holzpolitur, deren Duft nach Citrus, zusammen mit dem Geruch von
Kaminfeuer, schwer in der Luft hing. Der Schein der überdimensionalen
Kronleuchter schien den Raum nicht wesentlich aufzuhellen, tauchte jedoch die
Längswand, auf der lebensgroße Portraits hingen, in ein warmes Licht.
Ich
verschränkte meine zitternden Hände vor der Brust und versuchte meine innere
Unruhe zu verbergen, indem ich mich auf die Bilder konzentrierte und sie mit
einem vorgespielten Interesse der Reihe nach begutachtete.
Mein
Kunstverständnis glich dem einer Stubenfliege, aber die kräftigen Farben,
zusammen mit den gezielten Pinselstrichen, schienen den Ölgemälden einen Hauch
von Leben zu verleihen und ließen den Betrachter glauben, einen Teil der
Persönlichkeit des Abgebildeten zu erahnen.
Wäre nicht
die Angst vor Mr. McCansys Erklärung - vor einer Enthüllung, die ich nicht
wissen wollte, vor einer Ahnung, die ich lieber beiseite schob -, dann hätte
ich diese Kunstwerke durchaus zu schätzen gewusst.
Doch das
ungute Gefühl, dass ich nicht das war, was ich glaubte zu sein, dass ich in
einer Welt gelebt hatte, die einem Unbeschwertheit nur vorgaukelte und, dass
ich nun die Wahrheit erfahren würde, die ich eigentlich nicht wissen wollte,
nagte an mir und ließ mich die Reihe der Gemälde nur halbherzig abschreiten …
bis ich auf das Letzte stieß und augenblicklich erstarrte!
Der
Anblick dieser wunderschönen Frau mit ihrem engelsgleichen goldbraunen, langen
Haar und den grasgrünen Augen, weckte Erinnerungen in mir, die Trauer und
Freude teilten und
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