Mias verlorene Liebe
bist du mit meinem Vater verheiratet, und Ethan ist Chef des Unternehmens!“
„Ich liebe deinen Vater.“ Grace sah Mia eindringlich in die Augen. „Und was Ethan betrifft … glaubst du wirklich, in seinem Posten läge die Erfüllung seines Lebens?“ Eine gewisse Irritation schwang jetzt in ihrem Ton mit. „Meinst du, er hätte nie eigene Interessen … ein eigenes Ziel gehabt? Sieh ihn dir doch einmal an, Mia. Hältst du ihn für einen Mann, der seine Erfüllung darin findet, die Firma eines anderen Mannes zu leiten?“
Mia hatte Ethan abgöttisch geliebt. Den Ethan, der gern Spaß hatte, der leidenschaftlich war … Den jetzigen Ethan konnte sie letztlich überhaupt nicht mehr einschätzen.
„Da du unmissverständlich klargemacht hast, dass du nicht länger bleiben wirst, habe ich wohl nichts zu verlieren, wenn ich jetzt Klartext rede“, fuhr Grace entschlossen fort.
„Tu dir keinen Zwang an!“, erwiderte Mia steif.
Grace seufzte tief auf. „Es wäre wirklich leichter, wenn du William nicht so sehr ähneln würdest“, sagte sie kopfschüttelnd.
„Wem? Du irrst dich! Ich gleiche meiner Mutter …“, protestierte Mia.
„Vielleicht, was deinen Teint und die Haarfarbe betrifft, ansonsten bist du ganz der Vater.“ Grace musterte Mia. „Du hast wirklich keine Ahnung, was dein Verschwinden damals bei William, Ethan … der ganzen Familie … angerichtet hat, oder?“
„Kann schon sein. Aber eigentlich solltet ihr – Ethan und du – mir dankbar sein, dass ich den Weg für euch frei gemacht habe“, kam ohne Zögern ihre Antwort.
„Ich glaube wirklich, William hätte dich als Kind öfter mal übers Knie legen sollen.“
„Er hat mich nie geschlagen!“
„Das war vielleicht ein Fehler“, bemerkte Grace trocken. „Ich muss mich wirklich wundern, dass Ethan in den letzten Tagen nicht versucht hat, dich wachzurütteln … oder besser … wachzuküssen.“
„Wenn es dich beruhigt – er hat beides versucht. Vergeblich.“ Sarkastischer hätte Mias Stimme nicht klingen können.
„Wie interessant …“
„Was meinst du damit?“
„Verzeih mir bitte, Mia. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich hatte damals den Eindruck, dass du Ethan liebst …“
„Ich verzeihe dir überhaupt nichts!“ Mias Stimme hob sich. „Außerdem bin ich nicht mehr so naiv und vertrauensselig wie damals.“
Grace blickte Mia lange und eindringlich an. „Es ist dir anscheinend gelungen, die Männer dieser Familie kirre zu machen … aber ich warne dich jetzt ein für alle Mal: Mit mir wird dir das nicht gelingen! Erstens bin ich der Überzeugung, dass ich keinen Grund habe, mich bei dir zu entschuldigen … zweitens würde dir eine Entschuldigung auch nichts bringen … aber vor allem glaube ich, dass es Zeit für dich ist, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Mach endlich die Augen auf … die Wahrheit war immer direkt vor deiner Nase – du hättest nur zu fragen brauchen.“
10. KAPITEL
„Kannst du nicht schlafen?“
Mia wusste nicht, ob sie irritiert oder erfreut sein sollte, als Ethan die Terrasse betrat, wo sie schon seit einiger Zeit in der Dunkelheit saß. Nur am Horizont war ein heller Schimmer zu sehen – dort, wo in der Ferne Cannes lag.
Die Unterhaltung beim Tee war genauso steif und bemüht höflich verlaufen, wie Mia es befürchtet hatte. Die Themen rangierten von Fragen nach dem Flug bis hin zum Wetter und der Frage, ob man am nächsten Tag zum Essen in eines der regionalen Restaurants gehen sollte. Dabei konnte Mia noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sie dann überhaupt noch hier sein würde.
Als Grace schließlich vorschlug, früh ins Bett zu gehen, damit sie alle morgen frisch und ausgeruht wären, sprang Mia sofort erleichtert auf. Länger ertrugen ihre Nerven die gespannte Atmosphäre nicht mehr. Wie sich zu ihrem Leidwesen herausstellte, schlief sie sogar in ihrem früheren Zimmer.
Nach zehn Minuten allein in der vertrauten Umgebung ihres Jungmädchenzimmers mit all seinen Erinnerungsstücken war ihr klar, dass sie sofort hier herausmusste. In diesem Raum konnte sie kaum noch atmen.
„Darf ich mich zu dir setzen?“
Mia blickte auf. Ethans Gesicht lag im Schatten, und sie konnte nur das Glitzern seiner Augen sehen. Die Villa hinter ihm lag in tiefem Dunkel. Also haben zumindest Grace und William die Gelegenheit wahrgenommen, früh schlafen zu gehen.
„Klar, warum nicht?“
Ethan ließ sich neben ihr nieder.
„Alles okay?“
Genau das ist die Frage, dachte sie. Sie
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