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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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hübsch. Sehr versiert im Umgang mit Make-up und Handy. Sie ist eine umwerfende Erscheinung in Kostümen und hat bislang noch nicht das richtige Verständnis dafür entwickelt, was Hrithik eigentlich an mir findet. Das ist leider unsere einzige Gemeinsamkeit. Zum Glück lebt sie mittlerweile in Hannover und weilt nur noch bei uns in Hamburg, wenn sie ihre beste Freundin besucht – Melanie. Das ist Hrithiks bescheuerte Ex-Freundin, und Chadni macht überhaupt keinen Hehl daraus, wen sie für die bessere Wahl für ihren Bruder hält. Ein Stück weit kann ich sie verstehen. Gegensätze mögen sich zwar anziehen, aber wird er es nicht sehr bald bereuen, sich an eine 33-jährige Langzeitstudentin zu hängen, die ständig ihre Studienfächer wechselt und sich von einem Job zum anderen hangelt? Ich könnte »Oh, äh … ich weiß nicht« offenbar glatt zu meinem Lebensmotto machen.
    Toni und ich haben Hrithik kennengelernt, als wir im Studium mal eine Weile ehrenamtlich bei Amnesty International gearbeitet haben. Wir waren in der Südamerikagruppe, weil wir zu dem Zeitpunkt fanden, dass Argentinien ein cooles Reiseland sein müsste, und er war in der Gruppe, die Asylbewerber beraten hat. Wir haben uns schnell angefreundet, aber Melanie konnte nie viel mit uns Mädels anfangen. Deswegen haben wir ihn meist ohne sie getroffen. Ich selbst hätte zu dem Zeitpunkt wohl genauso wenig wie sie gedacht, dass Hrithik mal ausgerechnet mit mir vor dem Altar landen könnte. Zuerst kam er mir nämlich fast zu hübsch und dazu noch ein wenig steif vor. Und eine perfekt gestylte Blondine schien sein ideales Gegenstück zu sein. Dann entpuppte er sich aber als so liebenswerter, witziger, toller Mann, dass ich hin und weg von ihm war. Natürlich nur heimlich, er hatte ja eine Freundin. Zusammengekommen sind wir erst eine Weile nach der Trennung. Wenn ich Melanie heute mal zufällig auf der Straße begegne, bekomme ich Panikattacken und verspüre heftige Minderwertigkeitskomplexe. Die habe ich gar nicht mal so oft, und eigentlich finde ich sie selbst auch nicht sonderlich bewundernswert, aber leider hat sie alle Attribute, von denen wir glauben, dass Männer sie heiß finden. Gnadenloses Selbstvertrauen, das es ihr erlaubt, jeden Schwachsinn im Brustton der Überzeugung abzusondern, lange blonde Haare, eine extrem schlanke Figur und ein niedliches Barbie-Gesicht. Ihre noble Sonnenbrille trägt sie auch im Winter, dann allerdings nur noch im Haar. Nicht nur ihre Kleidung, auch ihre ganze Schminke – für meinen Geschmack trägt sie viel zu viel davon, schreit: »Chanel, Shiseido, Dior. Erobere die Trophäe, wenn du dich traust!« Sie ist der Typ Frau, dem nie Bolognese aufs schneeweiße Kleid tropft.
    Ich glaube nicht, dass sie mich – die Dauerstudentin mit skurrilen Jobs – als echte Konkurrenz ansieht. Wenn ich sie mit Hrithik gemeinsam treffe, lässt sie bei jeder Gelegenheit durchscheinen, dass sie ihn länger kennt und er nur bei mir ist, weil sie derzeit keine Verwendung für ihn hat. Wieso können Ex-Freundinnen nicht einfach ganz und gar und absolut aus dem Leben der Männer verschwinden? Zusammen mit ihren Anekdoten, die Charakterzüge offenbaren, die man selbst am Partner noch gar nicht kannte. Klar, jeder kitzelt bei seinen Mitmenschen andere Eigenschaften hervor – je nach eigener Veranlagung. Aber trotzdem wird mir dabei immer ein wenig mulmig. Das Einzige, was mich in solchen Momenten aufrechthält, ist, dass Hrithik sich von dem Gebaren scheinbar nicht beeindrucken lässt und ihre Tiraden auch nur widerwillig über sich ergehen lässt: »Erinnerst du dich noch an Tim? Der Typ, mit dem wir immer Tennis spielen waren? Der hat inzwischen die Kanzlei seines Vaters übernommen und hat jetzt ein Ferienhaus auf Mallorca. Der bedrängt mich immer so, ich solle mal mit ihm ausgehen. Aber hier lasse ich nur das Beste ran.« An der Stelle sieht sie begeistert an ihrem Luxuskörper hinunter, um dann Hrithik tief in die Augen zu schauen. Sie ist der Typ, der über sich selbst sagt, dass er nur mit Männern gut auskommt und deswegen mit den weiblichen Begleiterinnen auch nie ein Wort wechselt. Das finde ich sehr ungeschickt, weil ich glaube, dass es eigentlich sinnvoller ist, sich die Sympathien der Frauen als die der vergebenen Männer zu sichern … wenn man schon einmal berechnend vorgehen

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