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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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möchte. Dass sie am Ende doch immer einen männlichen Fan-Club um sich scharen konnte, hat Toni stets als zuverlässigen Beweis dafür angeführt, dass auf die Gehirnwindungen des anderen Geschlechts eben kein großer Verlass ist. Ganz erfolglos ist sie in ihrem Job zwar nicht, darin äußert sich aber laut Toni nur eine zweifelhafte Inselbegabung. Die Abneigung, die Toni für Melanie empfindet, beruhte schon immer auf Gegenseitigkeit. Sie beruhigt und bestätigt mich irgendwie, weil ich von meiner eigenen Ablehnung nicht glaubhaft behaupten kann, dass sie wirklich auf objektiven Kriterien beruht.
    Begegnungen mit Melanie sind zum Glück selten, aber doch immer gefolgt von kleinen Momenten der Eifersucht. Hrithik kichert dann immer und bezeichnet Melanie als »Planungs-Junkie, die keinen Mann, sondern einen dressierten Hamster braucht«. Ihre Beziehung ist dann auch an einer Banalität gescheitert. Hrithik wollte sich mit ihr kein Ferienhaus auf Mallorca kaufen, um dort die restlichen Urlaube seines Lebens zu verbringen. Weil sie aber angeblich nur unter Mittelmeersonne so richtig aufblüht, hat sie ihn vor die Wahl gestellt: Mallorca oder ein melanieloses Leben. Er hat sich für Letzteres entschieden. Das wurmt sie anscheinend immer noch. Ich könnte mich also eigentlich entspannt zurücklehnen, wenn mir meine eigenen Schwächen nicht so bewusst wären. Melanie steht zumindest beruflich mit beiden Beinen im Leben. Sie würde Hrithiks Kollegen jovial am Arm berühren und dabei mit juristischen Insiderwitzen signalisieren, dass man voll auf einer Wellenlänge liegt. An den Wochenenden würde sie die Lokalzeitung anrufen, damit die sie dabei ablichtet, wie sie mit huldvoller Miene einen Korb voller Obst und Gemüse in die Armenviertel bringt – oder zumindest irgendetwas Vergleichbares in Sachen »Charity« tut. Da mache ich nicht ganz so viel her. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen wir uns mal unter Hrithiks Kollegen tummeln, lächele ich meist nur höflich, wenn die anderen ein paar Highlights aus ihrem Kanzleileben zum Besten geben oder ausschweifend über die Eigenheiten von Richtern oder Kollegen lästern. Muss aber sagen, dass Hrithik sich bei solchen Anlässen stets tadellos verhält, mich zum Beispiel nie plötzlich allein stehen lässt oder so. Auch seine Begeisterung für solche Events hält sich glücklicherweise in Grenzen. Langer Überlegung kurzer Sinn – ich bin echt nicht erpicht darauf, Chadni wiederzusehen.
    Â»Na, die ist ja mal was ganz anderes«, war der erste Kommentar, den sie abgelassen hat, als sie mir zum ersten Mal begegnet ist. Was, wenn der Rest der Familie auch so drauf ist oder zumindest von ihr mit Vorwarnungen geimpft wurde?
    Â»Wann kommt deine Familie denn?«, frage ich vorsichtig.
    Â»In drei Wochen. Meine Schwester schläft bei einer Freundin. Aber meine Eltern würde ich gerne in unserem Schlafzimmer einquartieren, solange sie da sind.«
    Auf einmal scheint mir der Gedanke, mit meinen Freunden in einen Flieger nach Indien zu steigen, äußerst verlockend.
    Â»Klar können deine Eltern unser Schlafzimmer haben. Kein Problem«, sage ich trotzdem tapfer.
    Â»Falls dein Vater …«, Hrithik stammelt. Über meinen Vater zumindest habe ich ihn nicht im Ungewissen gelassen. Ich habe nur ein wenig an den Tatsachen gedreht. Hrithik denkt, er sei Yoga-Lehrer in Indien und fand das schon irritierend genug. Tippe, mit seinem »Ex-Schwiegervater« konnte er sonntags im Yachtclub aufkreuzen.
    Â»â€¦ also, vielleicht wäre es ja schön, wenn er auch käme.«
    Â»Ich glaube, das wird eher nicht passieren«, sage ich ruhig. »Aber darüber wollte ich sowieso noch mit dir sprechen. Ich habe mir überlegt, nach Indien zu reisen und ihn zu besuchen. Ich weiß nicht ganz genau, wo er ist. Auf den Postkarten stand keine genaue Adresse, und wir haben seit Jahren nicht miteinander telefoniert und …«
    Â»Ich habe ehrlich gesagt nie ganz verstanden, dass du zu deinem Vater gar keinen Kontakt mehr hast. Ganz ohne Familie … schwer vorstellbar für einen Inder«, sagt er grinsend. Dann wird er wieder ernst. »Ich finde die Idee richtig gut. Vielleicht hilft dir das für die Zukunft. Und ein klein wenig Abstand ist für uns sicher auch nicht verkehrt.« Bedeutungsvoll sieht er mich an und erinnert mich so an unser Gespräch am

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