Mich gibt s ubrigens auch fur immer
würde sagen, du musst gar nichts. Aber wenn du es anders empfindest und das dann deinem Glück im Weg steht â¦Â«, Peter sieht gekonnt grüblerisch drein. Er arbeitet als philosophischer Berater. Er geht mit Leuten, die zu viel Geld haben, am Fluss spazieren und redet mit ihnen über ihre Sinnkrisen und Kant. Eigentlich nimmt er also die Leute genauso aus wie mein Vater. Ob er allerdings wirklich sehr viele Kunden hat und damit überhaupt etwas verdient, haben wir noch nicht rausgefunden. Seine Antwort ist wohl typisch philosophisch. Wenn ich sie richtig verstanden habe, bedeutete sie wohl: »Machâs so oder auch so!« oder »Ich habe keinen blassen Schimmer.«
Juli sieht betrübt drein. »Vielleicht ist es gut für deinen Seelenfrieden, wenn du ihn zumindest zur Hochzeit einlädst. Nimm ihn noch mal unter die Lupe, jetzt, wo du ein wenig Abstand hast. Dann kannst du dich entweder mit ihm aussöhnen oder ihn guten Gewissens vergessen.«
»Aber wird es nicht merkwürdig, wenn er kommt und Tanja ihn dann bei ihrer Hochzeit zum ersten Mal wiedersieht? Dann ist sie davon bestimmt so abgelenkt, dass sie ihren groÃen Tag gar nicht mehr richtig genieÃen kann.« Damit hat Toni wohl recht.
»Aber was soll ich denn machen? Vielleicht nach Indien fahren?«
»Nun ja, das könnte ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung sein. Deine schönste Erinnerung sitzt dort und in Form von deinem Vater auch deine schlimmste. Vielleicht würde dich die Konfrontation mit beiden in eine Art karmisches Gleichgewicht katapultieren?« Peter sieht mich herausfordernd an.
»Hä?«, fragen Toni und Juli wie aus einem Mund.
»Oh Gott.« Ich ächze schwer. »Das hat in meinen Ohren sogar irgendwie Sinn gemacht!«
»Na ja, falls du nicht als Vollwaise in die Ehe gehen willst â¦Â« Toni ist echt knallhart.
»Wenn du gehst, komme ich mit!«, sagt Juli bestimmt.
Ãberrascht sehe ich sie an.
»Klingt interessant! AuÃerdem vermisst mich Alexander dann vielleicht so sehr, dass er auch vor mir auf die Knie fällt. Wer weiÃ?«
»Nicht du auch noch«, ächzt Toni. »Meine Güte, vermisst ihr nicht auch manchmal unsere Single-Zeiten?«
Ich denke kurz nach. So lange sind besagte Zeiten schlieÃlich noch gar nicht her. Und sie waren wirklich schön, aber ich glaube, selbst unsere emanzipierte Toni möchte ihren Paul nicht wirklich gegen die alten Zeiten eintauschen. Die Weigerung, über die Ehe auch nur nachzudenken, ist sozusagen ihre letzte Bastion gelebten Feminismusâ. Nachdem sie jahrelang nur sporadische und sehr kurze Beziehungen mit dem »wertloseren« Geschlecht eingegangen ist, hat ihr Chef und Freund, Paul, sie auch privat ein wenig gebändigt. Seither handelt es sich bei ihren halbherzigen Attacken wohl eher um ein wenig Maulheldentum.
»Nun ja, in meinem Fall ist der Kerl, der mir Probleme bereitet, mein Vater â¦Â«
»Stimmt«, sagt Toni. »Sag rechtzeitig Bescheid, dann komme ich auch mit. Paul kann ruhig mal zwei Wochen ohne mich auskommen. Länger wird das ja wohl nicht dauern.« Dann schaut sie Peter missbilligend an.
»Ãhem ⦠ja ⦠Indien, klar. Natürlich würde auch ich dich gerne auf diesem schwierigen Pfad begleiten«, sagt er schnell.
»Schön, dass ihr mitkommen würdet. Vielen Dank dafür. Aber ich weià nicht, ob ich überhaupt fahren möchte.« Weià ich wirklich nicht.
îµ
M eine Schwester kommt zu Besuch, meine Eltern auch. Sie möchten dich natürlich unbedingt kennenlernen«, eröffnet Hrithik mir, als ich mich erschöpft neben ihm aufs Sofa fallen lasse.
»Ich hatte ihnen erzählt, dass ich dich heiraten möchte und habe es danach nicht berichtigt, um sie nicht zu sehr durcheinanderzubringen.«
Ich zucke zusammen. Fast hätte ich vergessen, dass unsere Hochzeit ja noch keinesfalls besiegelte Sache ist. Und dies ist in meinen Augen keinesfalls der ideale Zeitpunkt, um seiner Familie gegenüberzutreten. Ich muss mir vorher unbedingt noch ein paar Bollywood-Filme angucken, um auf die Begegnung vorbereitet zu sein. Müssen nicht die Schwiegertöchter den Vätern die FüÃe küssen, oder so? Falls ja, sollte man ihnen dann kulturell so weit entgegenkommen oder grenzt das zu sehr an Selbstverleugnung? Seine Schwester kenne ich immerhin schon. Wie er ist Chadni Juristin, wie er ist sie auffallend
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