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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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rein, womöglich bekommen wir auch noch einen Gin Tonic!«
    Ich hebe gespielt mahnend meine Augenbrauen.
    Â»Sie ist Großbritannien-Fan«, sagt Lilly mit unschuldigen großen Augen.
    Dachte ich es mir doch. Davon gibt es viele. Mein Freund ist auch so einer. »Haben die nicht Ewigkeiten euer Land und eure Kultur unterdrückt?«, habe ich ihn mal gefragt.
    Er hat nur gegrinst: »Das ist lange her. Müsste ich mich heute entscheiden, ob ich mit Gandhi oder der Queen ins Bett gehe, würde ich die Queen wählen.«
    An der Stelle musste ich lachen. Ernsthaft kann man mit ihm über solche Dinge nicht diskutieren. Außerdem würde sogar ich bei dieser Wahl die Queen nehmen, oder in meinem Fall vielleicht doch eher Prinz Philipp. Man hat wohl mehr Gedankenfreiheit, wenn man einem Volk angehört, das Opfer von irgendetwas war. Dann darf man sich so richtig ungehemmt über alles lustig machen. Ich lächele Lilly zu: »Gut, dann gehen wir zu Elizabeth. Da wollte ich mich schon immer mal umschauen. Ich hole nur kurz meine Jacke.«
    Â»Holst du meinen dicken Mantel auch noch? Dann muss ich nicht Treppen steigen, und der Fahrstuhl macht immer so komische Geräusche.« Sie drückt mir ihren Zimmerschlüssel in die Hand. »Ich möchte den lilafarbenen, bitte.«
    Â»Na klar.«
    Auch Lillys Zimmer riecht nach den leckeren Veilchenpastillen. Auf ihrem Bett liegt ein schwerer Überwurf aus orangefarbenem Samt, darauf viele pinke Kissen aus Wildseide. Es sieht zugleich farbenfroh und elegant aus – trotz der gewagten Farbkombination. Ich widerstehe der Versuchung, einen Blick in ihren Kleiderschrank zu werfen und schnappe mir nur schnell die lila Wolljacke vom Garderobenständer.
    Â»Fein.« Lilly klatscht in die Hände, als ich mit der Jacke zurückkomme. Sie streift sie flink über und hakt mich unter: »Dann brauche ich den blöden Stock nicht!«, erklärt sie.
    In der Tür rennt uns fast ein gedankenversunkener Lothar um, ohne uns zu bemerken.
    Â»War das etwa ein Geigenkasten in seiner Hand?« Lilly ist ganz aus dem Häuschen.
    Â»Sieht ganz so aus«, sage ich und schaue ihm hinterher.
    Â»Seltsam.« Sie sieht nachdenklich aus.
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    I m Laden von Lillys Freundin brennt noch Licht, und eine ältere Dame räumt in hohen Regalen herum. Lilly klopft an die Scheibe, und Elizabeth zuckt kurz zusammen. Als sie Lilly erkennt, strahlt sie aber übers ganze Gesicht und kommt auf die Tür zu. Offenbar sind wir wirklich willkommen. Sie schließt die Ladentür auf und reißt Lilly beherzt in ihre Arme.
    Â»Elizabeth, das ist Tanja. Ich habe dir schon von ihr erzählt.«
    Â»Ah, die Beinahe-Inderin?«
    Â»Genau.« Beide grinsen.
    Ich mag es nicht sonderlich, wenn Leute über mich reden, als wäre ich nicht anwesend. Ich finde es auch befremdlich, wenn Menschen, von deren Existenz ich bislang nicht einmal etwas geahnt habe, so einiges über mich zu wissen scheinen. Ich folge den beiden trotzdem in den Laden.
    Elizabeth runzelt die Stirn, während sie Lilly und mich auf ein altmodisches Sofa mit bestickten Kissen dirigiert. »Das Einzige, was ich euch anbieten kann, ist ein Kräutertee. Oder soll es lieber Chai sein?« Sie zwinkert mir zu.
    Also wirklich!
    Â»Kräuter«, sage ich vehement. Sie schaut zu Lilly.
    Â»Kräuter, wenn du nichts Anständiges hast.«
    Selbst wenn ihr Getränkelager nicht gut sortiert sein sollte, scheint sie an Büchern alles gesammelt zu haben, was es gibt. Ein dunkles Regal reiht sich bei Elizabeth, ich weiß ihren Nachnamen nicht, an das nächste. Im schwachen Licht einer altmodischen Bankerlampe mir goldenem Sockel und grünem Schirm kann ich nicht alles entziffern. Aber an den Regalen sind goldene Beschläge angebracht. Darin sind die jeweiligen Themen eingraviert. »Schiffe«, »Länder«, »Astrologie«, »Astronomie«, »Romane« etc. Die Schiffsecke ist ziemlich groß.
    Â»Mein Mann war Seefahrer«, sagt Elizabeth auf einmal, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
    Ich schaue überrascht und dann bedrückt und will gerade anheben, Beileidsbekundungen zu äußern, da grinst sie auch schon:
    Â»Nein, er ist nicht tot, nur kein Seefahrer mehr. Er sitzt vermutlich gerade zu Hause vor dem Fernseher.«
    Â»Du solltest mal das obere Stockwerk sehen. Bücher über Bücher gestapelt. Ein Chaos. Trotzdem kann dir

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