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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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dass Chadni immer noch schadenfroh grinst und ihre Eltern ein wenig irritiert wirken. Meine Wangen brennen – die eine vor Schmerz, die andere vor Scham. Mit so fester Stimme wie möglich bitte ich sie hinein und platziere sie schon mal rund um den Esstisch im Wohnzimmer. Während ich die Vorspeisen und Getränke auftische und dabei natürlich mit der Hüfte gegen die Tischplatte knalle, bedaure ich innerlich, dass keiner von ihnen Alkohol trinkt. Dann werde ich ihn mir auch verkneifen müssen, obwohl ich einen Gimlet gerade bitter nötig hätte. Wenn doch wenigstens Hrithik endlich käme. Fast bin ich Chadni dankbar dafür, dass sie in einem fort auf Englisch mit Hindi-Versatzstücken plappert. Ich setze mich einfach dazu, stochere appetitlos in meinem eigenen Essen rum, und versuche, so auszusehen, als würde ich ihr gebannt zuhören.
    Plötzlich schauen mich alle erwartungsvoll an. Ich habe wohl eine Frage verpasst. »Verzeihung?«, frage ich höflich.
    Uma Raichand sieht für eine Sekunde etwas ungeduldig aus.
    Â»Ich sagte, ich habe gehört, du studierst Kunstgeschichte. Was macht man damit?«
    Betreten schaue ich auf den Tisch und rette mich mit einem Blick auf die leeren Teller aus der misslichen Lage.
    Â»Ihr seid ja schon lange fertig. Ich mache jetzt die Pasta, einverstanden?«, sage ich und springe auf.
    Â»Pasta?«, fragt Chadni und sieht entsetzt drein. Oh, nein, ich hätte das Indienbuch doch ausführlicher lesen sollen. Bestimmt habe ich nun doch irgendeinen Nahrungs-Fauxpas à la heilige Kuh begangen.
    Â»Ich esse abends keine Kohlenhydrate«, sagt sie bestimmt. Und ich dachte, dieser Trend sei längst abgeebbt. Bei ihr scheint er zu wirken. Wäre sie noch schlanker, wäre sie nicht vorhanden. Eine leichte Verzweiflung überfällt mich, weil wir nicht viele Alternativen zur Pasta im Haus haben. Hrithiks Eltern verdrehen grinsend die Augen, nehmen den Spleen der Tochter also nicht so ernst. Das beruhigt mich etwas.
    Â»Was gibt es denn zu den Nudeln?«, fragt Chadni.
    Â»Garnelen und Frühlingszwiebeln.«
    Â»Dann nehme ich nur davon ein wenig.«
    Problem gelöst. Ich gehe wieder zur Küchenzeile und mache mich ans Werk. Noch bevor ich alle Zutaten in die Pfanne geworfen habe, höre ich den Schlüssel in der Haustür. Hrithik. Erleichtert lasse ich meinen Atem fließen, den ich bis gerade eben angehalten habe. Nachdem er seine Familie begrüßt hat, kommt er sofort zu mir und drückt mir einen Kuss in den Nacken. »Das riecht fantastisch, Tanja!«, sagt er gut vernehmlich, dann etwas leiser »danke«.
    Â»Kein Problem«, flüstere ich lässig zurück, jetzt, wo alles überstanden ist. »Setz dich hin, ich komme gleich.«
    Als ich mit den Nudeln wiederkehre, ist Chadni gerade dabei, Hrithik über Melanies großartige Leistungen der letzten Zeit zu unterrichten, die vor allem beinhalten, irgendwelche Leute über den Tisch gezogen zu haben. Meine Abneigung wächst. Wenn sie so weitermacht, sehe ich schwarz für unsere Zukunft als Schwägerinnen.
    Â»Die schafft es nach ganz oben, ich sag’s dir«, ruft Chadni begeistert.
    Hrithik nickt höflich, hat aber immerhin den Anstand, mich dabei ein wenig entschuldigend anzusehen.
    Â»Nettes Mädchen«, brummelt Raghav. Für eine Sekunde denke ich doch glatt, er meint mich, weil ich ihm gerade einen dampfenden Teller vor die Nase stelle. Aber sein Kommentar gilt natürlich Melanies grandiosen Erfolgen. Dann sieht er zu mir hoch. »Was machen Sie noch gleich?«
    Sie haben die unbeantwortete Frage also nicht vergessen – und müssen sie nun ausgerechnet an einer Stelle platzieren, an der es richtig wehtut: im direkten Vergleich mit Melanie.
    Â»Ich studiere Kunstgeschichte.«
    Â»Und was macht man damit?«
    Â»Nun, man kann in Museen oder Galerien arbeiten, mit viel Glück sogar eine eigene eröffnen«, sage ich vorsichtig.
    Â»Ist es das, was du machen willst?«, fragt Uma mit mildem Interesse.
    Â»Ja … nein …vielleicht. Ich bin mir noch nicht ganz sicher.«
    Jetzt sehen beide Eltern etwas überrascht drein.
    Â»Aber bist du denn nicht bald fertig? Wie alt bist du denn?«
    Verzweifelt auf Hilfe hoffend, schaue ich zu Hrithik. Der verputzt aber ganz entspannt sein Essen. Merkt er denn gar nicht, auf was für eine Katastrophe wir gerade

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