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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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zusteuern?
    Â»Dreiunddreißig«, hauche ich.
    Die Überraschung auf Umas und Raghavs Gesichtern geht übergangslos in aufrichtiges Entsetzen über. Die blöde Chadni kichert wieder. Um mich ein wenig zu entspannen, male ich mir aus, wie ich sie an ihren Stuhl fessele und mit Pasta knebele. Nein, ich würde sie damit richtig abfüttern, bis sie um Gnade winselt und der Anzeiger ihrer Waage ein unerträgliches Kilo nach oben schnellt.
    Â»Das wäre dir mit Melanie nicht passiert. Da hättest du jetzt schon ein Ferienhaus auf Mallorca und …«, Chadni redet munter weiter.
    Das gibt es doch gar nicht. Ich mag meine Fehler haben, aber wie haben es diese Eltern geschafft, einen so tollen Mann wie Hrithik und gleichzeitig ein Gör wie Chadni großzuziehen? Offenbar hat sie jetzt auch für Hrithik den Bogen überspannt. Ich wusste gar nicht, dass er so vorwurfsvoll gucken kann. Und es wirkt auch noch.
    Â»Aber das willst du ja alles gar nicht«, beendet Chadni kleinlaut ihre Wunschfantasien von einem Bruder, der auf Mallorca den Gastgeber in Segelschuhen mimt.
    Â»Stimmt genau. Und würdest du wie ein normaler Mensch essen, müsstest du zugeben, dass niemand so gut kocht wie Tanja.« Aufmunternd berührt Hrithik meine Hand … Der ist ja doch genauso blöd wie seine Schwester. Ich fühle mich geohrfeigt. Das Bemerkenswerteste an mir sind meine Kochkünste? Nicht, dass ich nicht schon selbst mit diesem niederschmetternden Gedanken kokettiert hätte. Aber es aus Hrithiks Mund zu hören, ist eine ganz andere Geschichte. Wenn das der Grund ist, warum er mich Melanie vorzieht, bin ich mir nicht ganz sicher, ob das wirklich die richtige Basis für eine moderne Ehe ist.
    Â»Ich arbeite übrigens auch«, sage ich. Damit seine Eltern nur nicht denken, ich würde ihrem Sohn auf der Tasche liegen. »Ich koche in einem Altersheim«, ergänze ich trotzig.
    Â»Die können sich freuen. Es schmeckt wirklich sehr gut«, sagt Uma Raichand beschwichtigend – und wächst mir ein kleines Stückchen ans Herz. Ich entspanne mich wieder ein wenig, bin aber trotzdem froh, als der Abend endlich vorbei und Chadni aufgebrochen ist. Hrithiks Eltern ziehen sich sehr bald ins Schlafzimmer zurück. Kein Wunder nach dem langen Flug. Erschöpft setze ich mich neben Hrithik aufs Sofa, und wir sehen schweigend noch ein wenig fern, bevor wir auch ins Bett fallen. Der Verlauf des Abends wurmt mich aber immer noch so sehr, dass es eine Weile dauert, bis ich endlich seliges Vergessen im Schlaf finde. Vielleicht sollte ich allein nach London auswandern?
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    A m nächsten Morgen werde ich durch lautes Klappern in unmittelbarer Nähe meines Ohres wach. Uma macht sich in unserer Mini-Küche zu schaffen. Schlagartig bin ich bei Bewusstsein – und merke, dass ich auf der kleinen Liegefläche des Klappsofas ziemlich verkeilt mit Hrithik daliege und die Bettdecke so verrutscht ist, dass man unsere ineinander verschränkten Beine gut erkennen kann. Ich richte mich auf. Was macht Uma da? Es ist noch ganz dunkel. Und hätte ich verschlafen, wäre Hrithik schon bei der Arbeit. Ich taste mit der Hand auf dem Fußboden nach meinem Handy.
    Â»Guten Morgen«, sagt Uma gut gelaunt und perfekt frisiert, als sie meine Bewegung bemerkt.
    Â»Guten Morgen«, entgegne ich, so gut gelaunt es mir um sechs Uhr an einem völlig lichstrahlfreien Wintermorgen gelingt.
    Â»Kann ich dir helfen?«, frage ich besorgt, als mir mein Quasi-Gastgeber-Status wieder bewusst wird. Umständlich klettere ich über Hrithik, der mit sehr gesunden Tiefschlafphasen gesegnet ist. Er zuckt nicht mal mit der Wimper, als mein Ellenbogen etwas unsanft in seiner Magengrube landet.
    Â»Ich suche den Tee.« Uma klappert ungerührt weiter.
    Â»Warte, ich mache das.« Ich öffne die Schublade, in der ich alle Tee-Utensilien bunkere.
    Genau diese Reaktion wollte Uma vermutlich provozieren. Zumindest setzt sie sich mit einem zufriedenen Lächeln an den Esstisch.
    Â»Habt ihr gut geschlafen?«, murmele ich. Was man seine Gäste halt so fragt.
    Â»Sehr gut, danke.« Was höfliche Gäste halt so erwidern. Zum Glück pflegt Hrithik zumindest eine indische Tradition: den morgendlichen Schwarztee mit einer widerlichen Menge an Milch darin. Deswegen haben wir immer beides im Haus.
    Â»Steht ihr immer so früh auf?«, will ich von Uma wissen.
    Uma lacht.

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