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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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glaube ich, die einen blenden nur besser als die anderen.«
    Â»Du schreibst Bücher!«
    Â»Und wollte als Kind Schauspielerin werden. Du weißt doch selbst, wie zufällig ich da reingerutscht bin und keinesfalls schon als Kleinstkind die Notizblöcke meiner Eltern mit fantastischen Kurzgeschichten zugekritzelt habe.«
    Â»Das ist wie mit Männern«, fügt Juli gleich altersweise hinzu, obwohl sie nur ein Jahr älter ist als ich. »Irgendwann hat man eben den passenden gefunden. Manche haben das Glück, dass es schon mit achtzehn passiert. Andere müssen erst älter werden. Unterschätze nicht den Zufall. Wäre dir so ein Abschluss wirklich ein innerstes Bedürfnis, würdest du ihn machen. Aber irgendwann wirst du sicher irgendwo stehen und vielleicht erst, wenn du mittendrin steckst, und denken: Hoppla, das ist es ja!«
    Wie merkwürdig, fast das Gleiche hat Elizabeth auch gesagt, nur ein wenig knapper. Es erscheint mir zwar komisch, Beziehungen mit dem Beruf zu vergleichen, aber langsam bekomme ich das Gefühl, die beiden könnten recht haben. Je häufiger ich in Elizabeths Laden stehe, desto wohler fühle ich mich.
    Jedes Mal, wenn mir ein wirklich guter Einfall für die Dekoration der Tische kommt oder ein Kunde zum wiederholten Mal um Rat fragt, weil er mit der letzten Empfehlung so zufrieden war, habe ich ein ganz warmes Gefühl in der Magengegend. Aber was Jobs angeht, traue ich meinem Bauchgefühl schon lange nicht mehr.
    Â»Und, wirst du ihm an die Füße fassen? Kannst du ruhig sagen, ich sage Toni ganz sicher nichts.« Juli zwinkert mir verschwörerisch zu.
    Ich muss laut lachen. »Ja, werde ich. Aber ich werde keinen Seidensari tragen.« Ich habe Juli von Melanies dreister Schleimerei bei den potenziellen Schwiegereltern erzählt.
    Â»Verdammt, dann hast du keine Chance«, sie lacht wieder. »Aber darf ich beim Abendessen dabei sein? Ich liebe dein Tandoori und bin natürlich gar nicht neugierig auf Hrithiks Familie!« Sie reißt bittend die Augen auf.
    Ich muss lachen. »Es wird kein Tandoori geben. Ich muss nicht gleich mit meiner Neu-Schwiegermutter in deren Landesküche konkurrieren. Ich dachte an etwas Mediterranes. Ein paar Gemüse-Vorspeisen, dann Spaghetti mit Garnelen vielleicht.« Das hätte ich glatt vergessen, einkaufen muss ich ja auch noch. Und wenn ich so über die Menüfolge nachdenke, kommen mir schon wieder Zweifel. Sollte ich doch Tandoori kochen, um mein ernsthaftes Bemühen um die andere Kultur zu signalisieren?
    Â»Mach dir nicht so viele Sorgen«, sagt Juli. »Die können froh sein, dich als Schwiegertochter zu bekommen.«
    Â»Und wenn sie doch lieber eine Melanie hätten?«
    Â»Dann sind sie doof und brauchen uns nicht weiter zu interessieren.«
    Freunde sind doch etwas Wunderbares. Ich schaue auf die Uhr. Ich muss noch einkaufen, und ich wollte noch Stefan anrufen, um ihm mitzuteilen, dass er ein paar meiner Schichten übernehmen kann. Dann habe ich mehr Zeit für den Buchladen. Und wenn ich in Indien bin, kann er sogar alle haben. Ich umarme Juli zum Abschied und wünschte wirklich, sie könnte bei dem Abendessen an meiner Seite sein.
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    N achdem ich eine Wagenladung Gemüse und Garnelen aus dem Supermarkt geschleppt habe, lasse ich mich aufs Sofa plumpsen, noch bevor ich die Einkäufe ausgepackt habe. Erst mal telefoniere ich mit Stefan und biete ihm meinen Job im Altersheim an. Der ist vor Begeisterung, dass ich ihn nicht vergessen habe, so aus dem Häuschen, dass ich glatt einen Heiligenschein um mein Haupt spüre, als ich auflege. Wette, meine Aura ist golden. Jetzt muss ich nur noch ein wunderbares Menü für Hrithiks Familie zaubern. Vielleicht sollte ich das Ganze doch positiver sehen. Bislang habe ich ja wie eine Waise gelebt, ist doch toll, nun eine Familie dazuzubekommen. Allerdings samt böser Stiefschwester, die Gott sei Dank nicht bei uns nächtigen wird. Und in zwei Wochen ist der ganze Spuk ja schon wieder vorbei. Womöglich sind sie mir bis dahin so ans Herz gewachsen, dass ich sie furchtbar vermissen werde, sobald sie wieder in Indien weilen.
    Hrithik hat ihnen erzählt, ich studiere Kunstgeschichte. Das klingt ganz gut, finde ich, auch wenn ich ihn demnächst damit enttäuschen muss, dass ich diese Last – das Studium – von meinen Schultern abgeworfen habe. Das habe ich schließlich nur getan, um

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