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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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wird, dass wir uns an diesem Abend nicht mehr in den Armen liegen werden. Ich halte den Auftrag absichtlich so vage, wie er es getan hat.
    Â»O.k.«, sagt er ruhig, und ich würde am liebsten aufschreien. Er ist sich also auch nicht mehr sicher.
    Â»Ich denke dabei ja auch nur an dich«, sagt er. »Diese dauernde Ungewissheit kann dich einfach nicht glücklich machen. Melanie hat gesagt …«
    Jetzt schreie ich doch. Es ist nur ein kurzer, aber lauter Schrei, bei dem ich mit Tränen in den Augen vom Sofa aufspringe. »Wenn dich so interessiert, was Melanie sagt, dann geh doch zu ihr. Sie hat sicher nichts dagegen. Mich interessiert es aber überhaupt nicht. Also, bitte, verschone mich mit guten Ratschlägen von dieser blöden Kuh.«
    Ich schlüpfe ohne ein weiteres Wort ins Bad, schminke mich ab, putze mir schnell die Zähne und verschwinde dann ins Schlafzimmer, um mich auf dem Bett zusammenzurollen. Komisch, vor einer Woche dachte ich noch, bei meiner Abreise wäre meine einzige Sorge die bevorstehende Begegnung mit meinem Vater. Stattdessen steht plötzlich meine ganze Beziehung in Frage.
    Als Hrithik sich zu mir gesellt, stelle ich mich vorsichtshalber schlafend. Er liegt eine gefühlte Ewigkeit stumm neben mir. Dann dreht er sich um und legt vorsichtig den Arm um mich. Ich schmiege mich fest an ihn. Ich liebe ihn ja und er mich doch hoffentlich auch. Ich wünschte, er würde es aussprechen, ich würde es gerne noch einmal hören, bevor ich abreise. Aber ich bringe es auch nicht über die Lippen. Erstaunlicherweise schlafe ich trotzdem irgendwann ein.
    Als ich aufwache, steht Hrithik mit Anzug und Krawatte vor mir. Er räuspert sich: »Ich könnte mir einen halben Tag frei nehmen und dich zum Flughafen fahren.«
    Das klingt nach einem Friedensangebot. Aber ich bin noch zu angespannt, um einzuschlagen.
    Â»Das brauchst du nicht. Juli kommt nachher vorbei, und wir nehmen uns ein Taxi«, sage ich ein wenig abweisend.
    Ganz Herr der Lage lässt er sich von meinem Tonfall nicht aus der Ruhe bringen, setzt sich auf die Bettkante und küsst mich sanft. »Genieß die Reise. Du wirst mir fehlen.«
    Mir steigen schon wieder Tränen in die Augen. Aber ich halte sie zurück, so gut ich kann.
    Er küsst mich noch einmal und steht auf und geht. Ich schluchze in mein Kissen, bis Juli an der Tür klingelt.
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    D as kann doch nicht wahr sein«, rufe ich entgeistert, als wir in der Ankunftshalle des Hamburger Flughafens eintrudeln.
    Â»Was ist denn los?« Juli sieht sich ratlos um und kann nichts entdecken, was meinen Aufruhr rechtfertigen würde. Ich aber: Da steht eine große, schlaksige Gestalt vor unserem Schalter. Sie trägt einen funkelnagelneuen Trekkingrucksack, an dem noch das Preisschild hängt und strahlt über das ganze Gesicht, als sie mich erkennt. Das Schlimmste ist die alberne Mütze mit dem Inkamuster und den Ohrenklappen.
    Ich fauche Stefan sofort an: »Was zur Hölle machst du hier? Fährst du in den Urlaub? Aber du sollst doch meine Schichten im Altersheim übernehmen.«
    Â»Habe ich abgesagt.« Er sieht verlegen zu Boden und scheint immerhin etwas zerknirscht zu sein. Da greift sofort wieder der Welpenschutz, und ich frage etwas freundlicher. »Wohin soll es denn gehen?«
    Â»Na, nach Indien natürlich!«
    Â»Waaaaas?« Dafür, dass ich sonst als eher ruhig verschrien bin, werde ich im Moment erstaunlich oft laut. Aber man kann eben nur begrenzt viel ertragen. Und meine Grenze wird gerade massiv überschritten.
    Â»Ich habe deinen Nachnamen und verschiedene Orte in Indien gegoogelt, und dabei bin ich auf die Internetseite deines Vaters gestoßen. Sieht echt spannend aus. Wie eine Erfahrung, die ich unbedingt gemacht haben muss.«
    Oh Gott, ich habe ihm von der Indiensache erzählt, als ich ihn gebeten habe, meine Schichten zu übernehmen. Natürlich habe ich nur in abgewandelter Form davon berichtet. So als sei es ganz normal, meinen Vater in Indien zu besuchen und als würde ich das ständig tun. Ich habe nicht wenig Lust, Stefan zu erwürgen.
    Â»Und woher wusstest du, welchen Flug wir nehmen würden?«
    Â»Ins System gehackt«, sagt er lässig.
    Verdammter Freak.
    Â»Ihr kennt euch?«, fragt Juli halb entsetzt und halb kichernd, den Blick auf Stefans Ohrklappen gerichtet.
    Â»Lange Geschichte«, fauche ich und füge dann sanfter hinzu.

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