Mich gibt s ubrigens auch fur immer
allein schon, weil alle unterschiedlicher Meinung darüber sind, was nun zu tun sei.
Toni ist erbost über Hrithiks Verhalten und dass er Melanie ins Spiel gebracht hat und sich von ihr als Waffe gegen mich benutzen lässt und würde ihn zu Kreuze kriechen lassen. Ganz ihrer Meinung.
Peter hat volles Verständnis für Hrithik und sagt, er mache sich halt Sorgen um mich, und ich solle nicht so zickig sein. Er verstehe auch gar nicht, warum ich mich so aufrege, schlieÃlich habe Hrithik gar nichts getan und könne auch nichts dafür, dass ihm auf einmal ein bescheuertes Golfbuch geschenkt werde. Ganz seiner Meinung.
Juli findet zwar auch, er hätte Melanie gar nicht zuhören, schon gar nicht mit ihr über mich reden dürfen. Und das Buch mit der bescheuerten Widmung hätte er als fiesen Affront gegen mich erkennen müssen, statt geschmeichelt zu sein. Aber er sei eben auch nur ein Mann. Sie meint, ich solle von selbst noch einmal das Gespräch suchen. Ihn drum bitten, mir Zeit zu lassen. Dann könnte ich ihm und mir beweisen, dass es mir mit dem Buchladen ernst sei. Und dass ich Indien ja auch nutzen könne, um noch mal über mich und meine berufliche Zukunft nachzudenken. Ganz ihrer Meinung.
»Sie muss ihm gar nichts beweisen«, zischt Toni. War ja klar, jetzt, wo Paul wieder spurt, hat sie wieder eine groÃe Klappe, was die Verurteilung männlichen Fehlverhaltens angeht.
Am Ende schwirrt mir der Kopf von all diesen Wahrheiten. Muss nur noch herausfinden, wo meine liegt. Wahrscheinlich wieder mal irgendwo in der Mitte.
»Holst du mich dann morgen früh mit dem Taxi ab?«, frage ich Juli erschöpft. Sie nickt. Dann umarmen wir uns alle, und ich habe Tränen in den Augen, als würde ich die anderen mindestens ein Jahr nicht mehr sehen. Und auch weil ich denke, dass Hrithik und ich bei meiner Rückkehr vielleicht schon kein Paar mehr sind. Bitte, bitte, lass Hrithik nicht zu Melanie gefahren sein, um von ihr noch mehr tiefgründige und unheimlich verständnisvolle Analysen über mich zu hören. Bitte, so mein StoÃgebet, lass es nicht zu, dass er sich von Melanie trösten lässt. Gib ihr Aufträge, die sie ans andere Ende Deutschlands
führen.
Als ich nach Hause komme, wartet Hrithik dort auf mich. Wir sind beide ein wenig befangen.
»Wo warst du denn?«, will ich wissen und versuche, es nicht zu besorgt klingen zu lassen.
»Spazieren«, sagt er abweisend.
Erleichterung durchströmt mich. Leider habe ich für solche Situationen kein besonderes Talent. Eigentlich würde ich ihn jetzt gerne umarmen und mich versichern, dass unsere kleine Welt noch in Ordnung ist. Auf der anderen Seite könnte er das so deuten, als wolle ich ihn um Verzeihung bitten. Und dazu bin ich nicht bereit. Deswegen warte ich mal, was er für einen Lösungsvorschlag hat.
Nach einer langen Schweigepause, ich habe mich mittlerweile neben ihn gesetzt, fährt er sich nervös durch die Haare. »Vielleicht ist es ja ganz gut, wenn du nach Indien fährst. Dann kannst du endlich mal in Ruhe über alles nachdenken, wie wir es geplant haben.«
Und über was alles genau soll ich nachdenken? Ãber meine Jobsituation? Oder über unsere Beziehung? Dass ich mit ihm zusammenbleiben will, muss ich nicht mehr groÃartig entscheiden. Das weià ich auch so. Allerdings möchte ich, dass er mich so nimmt, wie ich bin.
Ich verstehe ja, dass er sauer ist, dass ich ihm nichts erzählt habe. Aber er könnte seinerseits auch verstehen, dass ich mich gescheut habe, von einem weiteren Jobwechsel und dem endgültig hingeschmissenen Studium zu berichten â solange er von Anwalts-Ex-Freundinnen Golfbücher geschenkt bekommt. Meine Situation scheint ihn tatsächlich zu beunruhigen, seit Melanie ihn darauf gestoÃen hat. Und das ist es, was mich wirklich stört. Warum lässt er sich von so offensichtlichen Manipulationsversuchen aus solch fragwürdiger Quelle beeinflussen? Bis dahin hat er es wohl mehr als süÃe Macke gesehen, sich ein bisschen über mich lustig gemacht oder mir auch mal Ratschläge gegeben. Denn er weià ja, dass ich mir ständig Gedanken über meine Zukunft mache. Leider komme ich immer wieder zu anderen Ergebnissen. Ob er wirklich mit mir leben kann?
»Vielleicht solltest du die Zeit auch noch mal nutzen, um über alles nachzudenken«, sage ich sehr traurig und erschöpft, als mir klar
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