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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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»Entschuldigung, Juli. Erkläre ich dir gleich.«
    So wütend ich auch auf Stefan bin, ist es mir doch ein bisschen peinlich, dass er besser vorbereitet ist als ich. Wieso bin ich nicht auf die erstaunlich simple Idee gekommen, meinen Vater einfach zu googeln? Stattdessen habe ich seine letzte Karte im Gepäck und den vagen Vorsatz, an diesen Ort zu fahren und ihn dort einfach zu suchen.
    Â»Also, Juli und ich geben jetzt unser Gepäck auf und gehen danach noch einen Kaffee trinken …«, sage ich zwischen zusammengepressten Zähnen.
    Â»Au ja, etwas Koffein könnte ich auch vertragen.« Stefan klatscht in die Hände.
    Â»â€¦ und dabei besprechen wir Mädchenkram. Ohne dich. Verstanden?«
    Als wir ein paar Meter zurückgelegt haben, fragt Juli fast ein wenig entrüstet. »Woher kennst du den? Wird der uns jetzt etwa die ganze Zeit begleiten?«
    Das wird er wohl tun, ob wir wollen oder nicht.
    Â»Es tut mir so leid«, sage ich zerknirscht zu Juli, nachdem ich beim Kaffee alles erklärt habe.
    Â»Du kannst ja nichts dafür«, entgegnet sie wenig überzeugt.
    Â»Aber ist das nicht schon Stalking? Vielleicht kann die Flughafenpolizei ihn verhaften.«
    Â»Gute Idee«, sage ich matt.
    Aber Juli hat schon weiter gegrübelt: »Andererseits kommt er mir für einen Stalker viel zu harmlos vor – gar nicht so wie in ›Weiblich, ledig, jung sucht …‹.« Juli wäre nicht Juli, wenn sie nicht einen Filmvergleich parat hätte, an dem sie das echte Leben misst.
    Aber sie hat recht. Stefan ist wohl kaum gemeingefährlich. Er ist nur ein einsamer Junge ohne Freunde, der noch nie etwas außerhalb der Aufsicht seines Vaters erlebt hat. Wenn er sich nun auch noch unbedingt in die Hände meines Erzeugers begeben will, bitte schön! Ich wasche meine Hände in Unschuld.
    Â»Nun ja, mir scheint wirklich, du wirst auf meine moralische Unterstützung angewiesen sein«, sagt Juli und kichert. Das ist das Wunderbare an ihr, schlechte Laune ist selten und wird nie länger als zwei Minuten durchgehalten. »Nach allem, was du erzählst hast, werden sich dein Vater und dein Ziehsohn blendend verstehen.«
    Â»Er ist nicht mein …«
    Â»Pscht, nicht wieder aufregen. Wir schaffen das schon. Viel blöder finde ich, dass du mit Hrithik so auseinandergegangen bist. Aber ich werde alles tun, um dich abzulenken. Ich bin mir ganz sicher, am Ende liegt ihr euch in den Armen, und alles wird gut.«
    Â»Ich hätte ihm von dem neuen Job erzählen sollen, oder?«
    Â»Ja.« Eine knappe, ehrliche Antwort. Hätte Juli die nicht etwas verständnisvoller verpacken können?
    Traurig schaue ich auf die verbliebene Kaffeepfütze auf den Boden meines Styroporbechers.
    Â»Aber ich finde es auch saudämlich, dass Melanie bei einem Treffen mit seinen Eltern aufgekreuzt ist, und dann noch die Sache mit dem Geschenk. Das hätte er echt in den nächsten Altpapiercontainer werfen sollen. Es muss ihm doch klar gewesen sein, dass das totaler Mist dir gegenüber ist.«
    Heißt das, zwischen Hrithik und mir herrscht damit auf eine ungewöhnliche Art Gleichstand? Das wäre zwar sehr angenehm, aber noch keine Lösung für das schwelende Problem. Ich vermute ja insgeheim, er denkt, auf mich sei kein Verlass und ich sei nicht die Frau, mit der man eine gemeinsame Zukunft planen könnte. Sonst hätte Melanie ihn doch nicht so schnell mit ein paar winzigen Andeutungen nachdenklich gestimmt. Dabei betrifft meine vermeintliche Planlosigkeit doch nur den Job. Na gut, ich habe den Heiratsantrag nicht sofort angenommen – aber das war doch nur den dramatischen Umständen geschuldet.
    Â»Ein Gutes hat es ja, dass ich gestern Abend noch unsere Sitzplätze im Internet gebucht habe«, wechselt Juli das Thema.
    Â»Bestimmt«, murmele ich immer noch geistesabwesend.
    Â»Dein kleiner Psychofreund bekommt ganz sicher keinen Platz mehr neben uns, und wir können noch ein paar Stunden in Ruhe plauschen.«
    Das ist tatsächlich von Vorteil. Man muss eben immer im Schlimmen das Gute sehen. Schlimm, dass er überhaupt mitkommt. Gut, dass wir erst mal noch unsere Ruhe haben.
    Die Freude währt aber nicht lange. Als wir endlich alle Kontrollen hinter uns gelassen haben und unsere Namen unter denen der anderen Zuspätkommer für den ganzen Flughafen hörbar aufgerufen wurden, kommen wir japsend an unseren

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