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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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Höflichkeit für ein paar Tage nach Deutschland reist, um mich dort im Anzug zum Altar zu führen, um dann wieder aus meinem Leben zu verschwinden? Oder um mir sacht übers Haar zu streicheln und ein paar tröstende Worte zu murmeln, falls ich am Ende ohne Bräutigam dastehe? Ich habe keine Ahnung. Ich spreche leise, als ich Juli davon erzähle, weil ich von Stefan keine begeisterten Kommentare über coole Hippie-Väter hören will.
    Â»Nun ja, egal, was du dir jetzt ausmalst, es wird sowieso anders kommen. Also kannst du dich auch entspannen und im Hier und Jetzt bleiben.«
    Oh je, ganz im Hier und Jetzt also, offenbar wurde Juli bereits vom Indienfieber gepackt.
    Â»Und wenn es doof wird, reisen wir einfach weiter. Ist doch super hier«, meint sie.
    Je näher wir kommen, desto lieber würde ich gleich weitereisen. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Aber egal, wie diffus das Gefühl war, war es doch so stark, dass es mich hierhergeführt hat.
    Die Fähre hält in einem Dorf, von dem aus wir uns noch etwa eine Stunde durch die Wildnis schlagen müssen, bevor wir zum Ashram gelangen, wie Stefan es nennt. Ein paar kleine Kinder laufen uns noch eine ganze Weile neugierig hinterher und überreden uns, ein paar Rupien bei ihnen zu lassen. Auch wenn die Hitze eher trocken ist, kleben meine Oberschenkel an den Beinen meiner langen Baumwollhose.


    D as Haus ist sehr lang, hat dafür aber nur ein Geschoss. Es ist knallpink mit blau gestrichenen Fensterläden aus Holz und einem flachen, nur ganz leicht spitz zulaufenden Reetdach. Es sieht erstaunlich gepflegt aus und liegt nur ein paar Meter vom Wasser entfernt. Eigentlich dürfte es nach mehreren Jahren Monsun nicht mehr so gut aussehen. Vor dem Haus sitzt ein Haufen Menschen – teils auf der Erde, teils in Campingstühlen. Schlagartig fühle ich mich in eine Siebziger-Jahre-Doku versetzt. Da gibt es den Typen, der lässig auf der Gitarre klimpert, die schon etwas älteren Mädels in gebatikten Wickelkleidern und Männer in dünnen weißen Leinenhosen mit knallbunten Hemden darüber. Einer steht sogar auf dem Kopf. Irgendwie scheinen auch alle an den gleichen Holzperlenkettchen-Verkäufer geraten zu sein, vielleicht werden die Dinger hier ja auch kostenlos verteilt – als eine Art Rosenkranz. Und statt Weihrauch sorgt hier immer noch Haschisch für Erleuchtung. Der muffig-süße Geruch in der Luft lässt keine
andere Deutung zu. Dem Gitarrenspieler machen SitarKlänge Konkurrenz, die aus einem batteriebetriebenen
CD-Player dröhnen. So ähnlich klang die Musik der Schlangenbeschwörer in Cochin. Schon da habe ich die Kobras
darum beneidet, taub zu sein. Eine Dauerbeschallung mit den vibrierenden Melodien müsste ausreichen, um das Hirn so weit aufzuweichen, dass ich auch bald auf dem Kopf stehe. Ich fühle mich schuldig. Ich habe meine beste Freundin und unseren neuen Freak-Freund in einen fleischgewordenen Hippie-Albtraum verschleppt. Entschuldigend sehe ich zu Juli und sage nur »Auweia«.
    Juli kichert: »Ich bekomme gleich einen Lachkrampf, aber einen richtigen.«
    Von Stefan kommt nur »Cooooooool«.
    Weniger voreingenommene Besucher könnten dies für einen friedlichen Garten Eden halten, aber ich bin nun einmal mit dem Herrn und Gott dieser Friedenstruppe verwandt. Die Jünger ignorieren uns, bis wir direkt vor ihnen stehen.
    Â»Hi«, sage ich etwas unbeholfen in die Runde. Nur milde interessiert schauen ein paar von ihnen zu uns hoch.
    Â»Nicht noch mehr Neuzugang«, zischt eine rot gelockte Frau ihrer grau gelockten Sitznachbarin zu. »Wo sollen wir die noch alle unterbringen?«
    Â»Shanti und Preity haben bald die letzte Stufe erreicht und werden uns verlassen. Dann ist hier doch wieder Raum für Neues«, antwortet ihre Kollegin beschwichtigend und lächelt uns zu. »Hi. Wollt ihr zu uns?«
    Â»Auf keinen Fall«, würde die ehrliche Antwort lauten. Etwas zurückhaltender sage ich. »Wir wollen zu Kurt.«
    Â»Zu wem?«, blafft die Rothaarige.
    Â»Zu Kurt?«, wiederhole ich, diesmal als Frage formuliert.
    Â»Kenn ich nicht«, gibt sie knapp zurück und wendet sich ab. Sie streicht sich durchs Haar und lässt die vielen Armbänder klimpern. Ich hoffe doch, dass mein Vater nichts mit all diesen Frauen hat.
    Â»Sei nicht so gemein«, sagt die Grauhaarige. »Wir waren alle mal neu hier.«
    Auf ihre

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