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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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verschrobene Art scheint sie ganz nett zu sein. Aber irgendwie stört mich die entrückte Nachsichtigkeit in ihrer Stimme noch mehr, als die Zickigkeit der anderen.
    Â»Ich bin seine Tochter«, sage ich und recke energisch mein Kinn empor. Das sollte mir doch wohl schlagartig ein wenig Respekt sichern.
    Â»Das sind wir alle«, zischt die Rothaarige zurück. »Aber wir haben es uns verdient. Du kannst nicht hier ankommen und den Status gleich für dich beanspruchen.«
    Jetzt werde ich echt sauer. »Bist du sicher, dass du beim Geburtsdatum nicht ein bisschen geschummelt hast? Mein Vater dürfte noch nicht zeugungsfähig gewesen sein, als du das Licht der Welt erblickt hast.«
    Juli bekommt einen Lachkrampf. Stefan erstarrt, und meine mir bislang noch völlig unbekannte »Schwester« springt auf, als wolle sie mir an die Gurgel gehen.
    Â»Wir haben uns sicher vertan«, sage ich zu Stefan und Juli. »Lasst uns gehen.«
    Jetzt sieht Stefan enttäuscht aus.
    Â»Meinst du echt?«, fragt auch Juli. »Das Haus sieht genauso aus, wie das, das Stefan mir auf seinem iPhone gezeigt hat.«
    Tja, das kann ich nicht leugnen. Zu ärgerlich, dass die globale Vernetzung mittlerweile auch in der Pampa funktioniert.
    Â»An der Furie kommen wir doch jetzt eh nicht vorbei. Lass uns zumindest warten, bis sie verschwunden ist. Vielleicht sind wir ja auch wirklich falsch.«
    Juli sieht zweifelnd drein, Stefan beleidigt.
    Â»Ganz sicher nicht.« Er betont jedes Wort extra deutlich.
    Plötzlich packt mich jemand am Arm. Es ist der Typ, der bis gerade eben im Kopfstand verharrt hat. Seine lockigen Haare stecken in einem Zopf, durch seine runden Brillengläser sieht er mich eindringlich an.
    Â»Hör nicht auf Ishika. Jeder hat das recht, hier zu
sein.«
    Â»Ishika? Ich hätte sie jetzt eher für eine Beatrix gehalten«, murrt Juli. Ich erinnere mich, dass Juli in der Schule neben einer doofen, streberhaften Beatrix saß.
    Â»Das Erste, was wir hier ablegen, sind unsere Namen. Sie sind nur ein Wortgefängnis für unser wahres Selbst. Wir nehmen Namen an, die unserem Auftrag in der Welt entsprechen«, sagt der Typ in diesem nervig entspannten Tonfall, den man sich hier wohl irgendwann zulegt.
    Â»Hä?«, frage ich ungeniert.
    Â»Das Ablegen der Namen, die wir uns nicht selbst ausgesucht haben, versinnbildlicht das Ablegen aller aufgestülpten Attribute, hinter denen sich unser wahres, schönes Ich verbirgt.«
    Stefan schaut den Typen ganz gebannt an, Juli kichert ungläubig, was dem Kopfsteher aber nicht die kleinste Gemütsregung entlockt.
    Â»Ishika ist noch ganz am Anfang, noch sehr gefangen in ihren Zwängen.«
    Â»Und wie heißt du?«, will Stefan wissen.
    Â»Derzeit Aman.«
    Â»Derzeit?«, frage ich entgeistert.
    Â»Unsere Namen ändern sich mit unseren Aufgaben. Je nachdem, in welchem Wust von Trieben und Sorgen wir gefangen sind, müssen wir sie nach und nach abarbeiten. Unser aktueller Name richtet sich nach dem, was uns derzeit am dringlichsten beschäftigt.«
    Â»Und was bedeutet Aman?«, frage ich nun doch neugierig nach, ohne es zu wollen.
    Â»Ruhe. Ich denke, ich habe die letzte Stufe erreicht und werde bald weiterziehen.«
    Wir Eindringlinge sehen betreten zu Boden, aber vermutlich aus verschiedenen Gründen. Während bei Juli und mir Fassungslosigkeit und Belustigung vorherrschen, senkt Stefan seinen Blick aus Ehrfurcht. Jedenfalls deutet sein gemurmeltes »Cooooool« darauf hin.
    Aman, der sicher in Wirklichkeit Rudolf oder Heinzi heißt, sieht mich an.
    Â»Du bist wirklich die Tochter von Vadin, oder? Ihr habt die gleichen Augen.«
    Nicht, dass ich das hören möchte, meinem Vater möchte ich im Moment so unähnlich wie nur möglich sein. Andererseits – der Guru und die angehende Auraleserin, wenn das nicht nach einem perfekten Schurkenduo klingt.
    Â»Vadin …«, wiederholt Stefan bewundernd, als handele es sich dabei um seinen Lieblingscomic-Helden, und sieht Aman mit leuchtenden Augen an.
    Â»Gelehrter Redner. Das bedeutet Vadin«, antwortet der freundlich. »Ich denke, du wirst dich hier wohlfühlen, scheint mir genau das zu sein, was du brauchst«, sagt er. Ich wäre mir nicht so sicher, dass die Gehirnwäsche einer Sekte Stefan irgendwie weiterbringt. Aber erstens will ich es mir nicht gleich mit den Jüngern meines Vaters verscherzen, falls wir doch

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