Mich gibt s ubrigens auch fur immer
hierüber lachen, falls ich es überlebe. Ich bin definitiv in der falschen Gruppe. Ich bin in einem ganz falschen Körper. Dieser hier jedenfalls tut so weh, dass ich ihn zu gerne loswerden würde.
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E s ist eine groÃe Erleichterung, Juli in der Meditationsgruppe wiederzusehen. Bin neidisch, als ich ihre Aryuveda-Erfahrung mit meiner Kampfstunde vergleiche. Warum nur habe ich entschieden, mir Selbstliebe und Selbstannahme mit Fäusten einbläuen zu lassen, und nicht wie Juli, mit pflegenden Ãlen?
»Also, ich finde unsere Methode besser: den Körper streicheln und verwöhnen, bis all die Akzeptanz, die wir ihm so zukommen lassen, endlich auch nach innen dringt«, kichert sie halb belustigt, halb entsetzt, als sie meine blauen Flecke sieht. Sehnsüchtig schaue ich auf ihre samtig strahlende Haut. Ich überlege kurz, ob es ein sehr groÃes Zeichen von Schwäche ist, wenn ich nun zugebe, die falsche Wahl getroffen zu haben. Juli versucht, mich zu überreden, nie wieder in die Kampfstunde zu gehen. Aber eigentlich will ich mir diese BlöÃe vor Kurt nicht geben.
»Ich glaube, ich ziehe das durch«, sage ich gelassen.
»Spinnst du? Die machen da Hackfleisch aus dir.« Mit einer Hand tippt sie gegen meine Ohrwunde und hält mir dann vorwurfsvoll ihren mit meinem Blut beschmierten Finger entgegen.
Alle schauen uns böse an, weil unser Geschnatter sie von der Rede des Meditationsleiters ablenkt. Beschämt schweigen wir und verharren nun mit vor der Brust gefalteten Händen im Schneidersitz, während er etwas von Indianern und Geld, das man nicht essen kann, erzählt. In der Mitte unseres Kreises liegt eine Lotusblüte, auf die wir uns konzentrieren sollen, bis auch unser Geist erblüht. Der Lehrer steht derweil auf und zieht ein paar Runden, um unseren Zustand zu überprüfen. Ab und zu tatscht er uns ab, um Blockaden zu lösen. Ich verspanne mich dabei aber immer mehr. Wie gesagt, es fällt mir nicht leicht, mich in die Hände Fremder zu begeben. Siedend heià fällt mir an dieser Stelle ein, dass Julis und meine Schonfrist vorbei ist. Ab heute müssen wir die Nächte im Gemeinschaftsschlafsaal verbringen. Aber vorher steht noch das gemeinsame Abendessen an, bei dem wir endlich Stefan wiedertreffen.
Irgendwo hat er ein T-Shirt mit Yin-und-Yang-Zeichen aufgetrieben. Als er uns sieht, ist er schon halb dabei, einen Freudenschrei auszustoÃen. Dann schluckt er ihn doch noch runter, was sehr lustig aussieht. Wahrscheinlich ist ihm gerade sein neues, würdevolles Ich eingefallen, zudem so viel Begeisterung einfach nicht passen würde. In einem künstlich gedehnten Tonfall sagt er: »Hallo, wie schön euch wiederzusehen.«
Um ihn ein wenig zu ärgern, tun Juli und ich sehr geheimnisvoll, als er uns nach unserem Aufenthalt auf dem Festland befragt.
»Manche Erfahrungen muss man selbst machen«, raune ich mit meiner tiefsten Stimme.
Seine Augen funkeln neidisch, er sagt aber nichts.
Erst als wir nach dem Essen noch einen Spaziergang unter Palmen machen und die anderen uns nicht mehr zuhören, erzählt er, dass er die letzten Tage nicht ganz so klasse fand.
»Morgen darf ich auch endlich. Es war echt ein bisschen langweilig hier. Tagsüber konnte ich nur rumlaufen, weil man an keiner Gruppe teilnehmen darf, solange der Zugang zum Ich noch nicht freigelegt ist.«
»Oh â wie traurig«, sagt Juli grinsend.
»Also, ich bin ja ganz froh, dass unsere Sinnsuche in einer Woche abgeschlossen ist«, sage ich und zeige Stefan die blauen Flecken an meinem Dekolleté, indem ich den Ausschnitt meines T-Shirts leicht nach unten ziehe.
»Wow. Darf ich mal anfassen?«
Entgeistert starre ich ihn an und lasse den Ausschnitt wieder hochrutschen. »Meine blauen Flecke? Du spinnst wohl. Das sind keine Stigmata, nix heilige Wunden. Die stammen von Ishira.«
Stefan sieht immer noch ganz versonnen drein. Er ist eben noch jung. Bei der Vorstellung, wie sich Frauen verschwitzt auf einer Matte herumwälzen, geht sicher so einiges mit ihm durch.
»Hoffentlich komme ich auch in die Gruppe.«
Hoffentlich nicht. Ein bisschen habe ich mich an ihn gewöhnt, aber nicht so sehr, dass ich einen Nahkampf mit dem Jungen erstrebenswert finde.
»Gehst du da morgen echt wieder hin?« Juli schaut mich verwundert an. »Das ist doch total krank, die ganze Geschichte. Nicht, dass du auch noch kreischend auf
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