Mich gibt s ubrigens auch fur immer
ihr neues Lieblingsgeräusch zu sein. »Was meinst du, wie viele überarbeitete, frustrierte Manager insgeheim davon träumen, ein kleines Café, einen Buchladen oder sonst irgendetwas zu eröffnen und es nur nicht tun, weil sie nicht den Mumm haben, die eingefahrenen Bahnen zu verlassen, in die Mami und Papi sie einst geschubst haben?«
»Na ja, viel Mumm brauche ich ja nicht. So viel setze ich schlieÃlich nicht aufs Spiel. Eigentlich sogar gar nichts«, wende ich ein.
»Siehst du, das ist ja noch viel besser.«
Ich schaue zweifelnd drein.
»Hey, du Undankbare«, Juli stöÃt mir in die Rippen. »Sieh es jetzt endlich mal als tolle Chance an und nicht als Risiko, das dir möglicherweise eine andere Chance verbaut. Elizabeth hat dir angedeutet, dass du den Laden vielleicht irgendwann einmal übernehmen kannst. Wie fühlt sich das an?«
»Jetzt gerade? Super.«
»Und wenn du dir dich in zehn Jahren vorstellst, in diesem Laden, wie fühlt sich das an?«
»Immer noch super, aber �«
»Du hast jetzt in diesem Moment bei dem Gedanken nicht das leiseste Bauchgrummeln?«
»Nein, eigentlich nicht«, gebe ich zu.
»Dann ist jetzt Schluss mit dem Gejammer. Besser geht es doch gar nicht«, schlieÃt sie bestimmt. »Kann ich dich für eine Stunde alleine lassen? Ich muss noch etwas erledigen.«
»Etwas Geheimes?«
»Ja«, kommt es ungewohnt verstockt.
Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich noch ein wenig allein meinen Gedanken nachhängen kann. Ich verabschiede mich von ihr mit einer Umarmung. »Wir treffen uns im Hotel?«
Wir haben entschieden, einfach wieder in das gleiche Hotel wie in der ersten Nacht zu gehen.
Juli nickt mit aufgeregt funkelnden Augen. Was sie wohl vorhat?
Ich beschlieÃe, noch ein wenig am Hafen entlangzustreifen. Direkt neben den Booten wird der Fang weiterverarbeitet. Der intensive Fischgeruch aus den Töpfen, in denen am Boden sitzend gegart wird, macht mich ein wenig schummrig. Auch die Menschen, die sich drum herum drängen. Sie reden so aufgeregt miteinander, als stritten sie um ein Leben. Vermutlich geht es am Ende nur um den Preis. Ãberall stehen Fahrräder mit blauen Plastikkästen herum. Die sind mit ihrer silbrig glänzenden Ware so überfüllt, dass man denkt, die Fische springen gleich wieder heraus. Und auch in der indischen Tierwelt gibt es ein Kastensystem: Die Krähen müssen um ihren Anteil am Fang kämpfen, die süÃen, kleinen Katzen bekommen von den Fischern immer mal wieder kleine Exemplare zugeworfen. Die satten Vierbeiner bleiben neben den Stand sitzen, putzen sich und wirken, als würden sie auch dem Treiben zuschauen. Dazwischen hört man immer irgendwo den Ruf »Chai, Chai, Chai«. Ich erhöre ihn, kaufe mir einen Pappbecher Tee und setze mich an den Sandstrand, so nahe ans Wasser, dass ich den Trubel in meinem Rücken kaum noch wahrnehme. Das erste Mal bin ich vollkommen entspannt. Das Treffen mit Kurt habe ich hinter mir, und es hat gar nicht so wehgetan. Die Zukunft mit Hrithik liegt vor mir, und vielleicht habe ich sogar einen echten Traumjob in petto. Ich habe sogar schon wieder neue Dekorationsideen im Kopf und frage mich, ob man nicht auch noch wechselnde Leckereien anbieten könnte. Dann wären die vielen Jahre in Küchen von Restaurants und im Altersheim nicht für die Katz, und wir würden wirklich alle Sinne ansprechen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto aufgeregter fiebere ich meinem nächsten Treffen mit Elizabeth entgegen.
Als ich ins Hotel zurückkomme, ist Juli schon da. Sie hüpft mit ihrem Hintern auf dem Deckel eines riesigen Koffers herum, den ich noch nie gesehen habe.
»Ist da La-Perla-Unterwäsche drinnen, oder warum hast du das scheuÃliche Ding geklaut.«
»Es war der billigste«, rechtfertigt sich Juli leicht auÃer Atem. »Und ich musste ihn kaufen, um meine ganzen anderen Einkäufe darin unterzubringen.«
Ich sehe an einer Ecke einen glitzernden Stofffetzen heraushängen. Ich weià ja, dass Juli fast so gerne in Geschäfte wie ins Kino geht, aber hat sie es nicht ein klein wenig übertrieben?
»Hast du die halbe Stadt leer gekauft? Die Sachen ziehst du doch in Deutschland niemals an.« Ich runzele die Stirn und deute auf den Glitzerstoff.
»Hier gibt es nichts zu sehen«, faucht Juli mich an und verdeckt mir mit einem Bein den Blick auf die
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