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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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schrecklich vermisst, du Pessimistin. Du hast ihn kein einziges Mal angerufen in den zwei Wochen.« Vorwurfsvoll schaut sie mich an. Stimmt, das ist für meine Verhältnisse ungewöhnlich. Eigentlich hätte ich ihn jeden Tag sprechen wollen. Aber nachdem wir doch vereinbart hatten, über alles noch mal nachzudenken, sollte er schließlich auch den Raum für solche Gedanken haben.
    Ich lese trotz Julis Einwänden zuerst die E-Mail von Lilly.
    Liebe Tanja,
    weil ich dir keine Konkurrenz als Braut machen wollte, und weil es für mich die zweite Ehe ist, habe ich beschlossen, dass Lothar und ich in aller Stille am 23. März heiraten. Zwei Tage nach euch. Könntest du so nett sein, deine indischen Freunde zu fragen, ob das ein passender Termin für uns wäre? Lothar hat am 16.5.1937 Geburtstag, und ich bin am 8.12.1942 geboren (sollte die Jahreszahl bei den Berechnungen entscheidend sein, bin ich 1936 geboren). Wir würden aber auch bei schlechten Sternen den Termin wohl nicht verschieben. Schließlich haben wir nicht mehr so viel Zeit wie ihr. Wir würden die Flitterwochen gerne an der Ostsee verbringen und wollten dich fragen, ob dein Angebot, uns dorthin zu fahren, noch steht? Denn selbstverständlich hält mich der Ehestand nicht davon ab, weiter meinen eigenen Interessen nachzugehen. Ich bin eine emanzipierte Frau und werde weiter meine Liste abarbeiten. An ein paar Punkten will Lothar sogar teilnehmen – zum Beispiel bei der Sache mit den Haien. Vielleicht kann man sich dort ja sogar unter Wasser trauen lassen? Hilfst du uns? Ich bin sehr glücklich und hoffe, dir geht es mindestens so gut wie mir,
    deine Lilly
    P.S.: Ich hatte recht. Lothar hat doch eine romantische Ader. Erinnerst du dich an das eine Mal, als wir ihn mit der Geige gesehen haben? Er schleicht sich regelmäßig raus, um in der Fußgängerpassage zu spielen. Nicht wegen des Geldes, sondern nur um sich am Klang an der freien Luft zu erfreuen. Ist das nicht rührend? Ein Mann, der ein Instrument beherrscht! Wusstest du, dass auf meiner Liste auch steht, Klavierspielen zu lernen. Das werden wunderbare Duette. Aber nur kein Neid, Kleines!
    Beim Lesen hat sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht geschlichen. Jetzt bin ich bereit für Hrithiks E-Mail! Was sollte mich nun noch schocken? Lothar und Lilly? Unfassbar eigentlich, aber es fühlt sich irgendwie goldrichtig an.
    Â»Alles klar bei dir?«, fragt Juli besorgt. »Wie du den Rechner anschaust … du siehst ein bisschen irre aus. Dich hat doch kein verspätetes Sumpffieber gepackt?«
    Ich schüttele den Kopf und muss wider Willen hysterisch kichern. Das gibt es doch alles gar nicht.
    Â»Wirklich alles gut? Wenn du mir nicht sofort sagst, was du hast, rufe ich einen Krankenwagen.«
    Â»Alles bestens«, ächze ich unter Gelächter. »Lothar und Lilly heiraten.«
    Â»Sind das die Verrückten aus deinem Altersheim?«
    Â»Genau«, sage ich, »vielleicht sogar die Verrücktesten von allen. Sie wollen in einem Haifischbecken heiraten.«
    Â»Oh«, sagt Juli jetzt auch ein wenig verstört. »Nun in dem Alter macht einem der Gedanke an das Ableben vielleicht nicht mehr so viel Angst. Ich möchte ja zu gerne in einer schottischen Schmiede heiraten. So wie in den Jane-Austen-Filmen. Könntest du das Alexander vielleicht mal suggerieren? Und mir noch einen guten Tipp geben, wie man Männer dazu bringt, einen Antrag zu machen?« Juli sieht verträumt drein.
    Â»Für den Antrag fällt mir vielleicht noch etwas ein, aber nicht unbedingt dafür, dass die Hochzeit auch wirklich stattfindet.« Ich starre immer noch auf Hrithiks ungeöffnete E-Mail. Hätte er nicht zumindest einen dezenten Hinweis im Betreff unterbringen können? So etwas wie »Du bist immer noch die Frau meines Lebens« oder »Entwarnung: Ich mache hiermit nicht Schluss«? Sie ist auf einen Tag nach meiner Abreise datiert. Das finde ich eher unheilverkündend.
    Â»Hör auf, Trübsal zu blasen, und lies endlich die E-Mail«, fordert Juli mich genervt auf. Und schließlich folge ich ihrem Befehl.
    Liebe Tanja,
    ich weiß nicht, ob du überhaupt eine Gelegenheit findest, diese Nachricht zu lesen. Aber ich hoffe es sehr. Ich möchte, dass du bei dem Abenteuer deines Lebens weißt, wie sehr ich dich liebe. Ich wünschte immer noch, du hättest etwas mehr Vertrauen zu mir gehabt und mir von deinem

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