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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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Goldmünzen.
    Â»Irgendwelche Esswünsche für heute Abend?«, lenke ich ein.
    Â»Kentucky Fried Chicken. Bitte, bitte, bitte … irgendetwas, wo keine Kokosnuss drin ist, sonst sterbe ich.«
    Eine kulinarische Katastrophe, die aber vielleicht als sanfter Wiedereinstieg in die westliche Welt durchgehen kann. Ich willige schnell ein. Eigentlich hätte ich jetzt auch Lust auf eine ekelhaft große, vor Fett triefende Ladung frittierten Huhns mit ein paar Pommes.
    Nachdem wir unseren Vorsatz in die Tat umgesetzt haben, liegen wir am Abend völlig erschöpft auf unserem Bett, halten uns die Bäuche und lauschen dem Konzert an Verdauungsgeräuschen.
    Â»Auweia«, ruft Juli und lacht laut. »Was für ein Trip.«
    Das kann man wohl sagen.
    Â»Du weißt aber, dass du in kaum mehr als einem Monat heiratest? Habt ihr euch eigentlich schon um irgendetwas gekümmert? Ich meine jetzt so banale Dinge wie den Termin beim Standesamt, einen netten Landgasthof, in dem ihr uns anschließend bewirtet, das Rahmenprogramm …«
    Â»Hör auf, hör auf, sonst will ich am Ende gar nicht mehr heiraten«, unterbreche ich Juli halb lachend, halb verzweifelt. »Ich war mir über eine Woche lang nicht sicher, ob ich überhaupt noch eine Braut sein werde. Falls wir das nicht mehr hinbekommen, verschieben wir den Termin eben.«
    Â»Und was sagen die Sterne dazu?«, neckt Juli mich. Ich richte mich auf und schaue auf sie runter.
    Â»Wir leben ja noch eine Weile. Irgendwann in den nächsten fünfzig Jahren werden sie ja wohl mal wieder günstig für uns stehen, und wenn nicht … Oh, wusstest du, dass du richtig grün bist?« Um Julis Kopf herum schwebt ein smaragdfarbenes Glitzern.
    Â»So übel ist mir aber gar nicht.« Juli schaut zweifelnd zu mir hoch.
    Â»Nein, ich meine doch deine Aura.«
    Sie fasst mir an die Stirn. »Komisch, die ist gar nicht heiß. Es wird Zeit, dass wir nach Hause fahren, sonst wirst du mir noch wunderlich.«
    Da fällt mir ein, dass ich meinen Freunden ja nichts von meiner neu erworbenen Gabe erzählt habe. Komisch, irgendwie scheine ich Auren immer dann besonders gut wahrnehmen zu können, wenn ich gar nicht daran denke, vollgefuttert oder sonst irgendwie indisponiert bin. Jetzt habe ich aber keine Wahl mehr. Ich weihe Juli ein.
    Â»Abgefahren«, sagt sie nur. Nach kurzem Nachdenken will sie wissen: »Und was bedeutet Grün? Ist das etwas Gutes?«
    Â»Na ja, es gibt so viele Grüntöne und nicht immer eine einheitliche Deutung. Und die Farben eines Menschen ändern sich auch immer wieder. Aber du bist kräftig smaragdgrün. Ich glaube, das heißt, dass du offen bist und bereit, dich anderen ganz zuzuwenden.«
    Â»Klingt doch nicht übel.«
    Kaum eine Minute später höre ich ihren gleichmäßigen Atem, ihre Faszination für Auren scheint sich im Rahmen zu halten. Ich schließe meinen Augen und versuche, ihrem Beispiel zu folgen. Morgen sehe ich Hrithik wieder. Wenn zwischen Aufbruch und Ankunft nur nicht diese endlosen Stunden Flug wären.


    D ie endlosen Stunden Flug vergehen dann allerdings … wie im Flug eben. Wir schlafen die ganze Zeit. Wahrscheinlich muss unser Unterbewusstsein jetzt erst mal die seltsamen zwei Wochen verarbeiten. Zumindest träume ich sehr wirres Zeug. Mein Vater auf einem Berg von Kokosnüssen. Ishira, die ein paar der Früchte aus dem Stapel zieht und sie nach mir wirft. Stefan, der plötzlich Zithar spielt. Vielleicht kann ich ja nicht nur Auren erkennen, sondern plötzlich sogar hellsehen, und aus dem Jungen wird ein weltberühmter Musiker. Der ganze Stolz seines Vaters.
    Endloser als der mehrstündige Flug erscheint mir die halbe Stunde am Gepäckband nach der Ankunft. Der Gedanke, dass Hrithik vielleicht nur eine Wand von mir entfernt auf mich wartet, macht mich ungeduldig. Ich möchte ihn umarmen, mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben, um seinen Duft einzuatmen und ihn nicht mehr loslassen. Als mein Koffer reinrollt, greife ich ihn mir und stürze zur Tür. »Entschuldigung«, rufe ich Juli über die Schulter zu, die noch auf ihr Gepäck wartet.
    Â»Lauf schon«, ruft sie gelassen.
    Es scheint mein Glückstag zu sein. Als ich durch die Tür gehe, sehe ich ihn in der Menschenmasse sofort. Genau genommen sehe ich nur ihn. Seine Augen strahlen, als er mich kommen sieht. Ich beschleunige meinen Schritt

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