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Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Mich gibt s ubrigens auch fur immer

Titel: Mich gibt s ubrigens auch fur immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seidel Jana
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Brücke seines Lebens und schaue, was passiert.
    Â»Führst du mich zum Altar, Papa?«, frage ich ernst, schaue in seine Augen und wende den Blick nicht ab.
    Kurz fürchte ich, er bricht wieder in Tränen aus. Aber dann umarmt er mich lachend und ergreift meine Hand. »Nichts lieber als das, Tanja.«
    Puh, das war es also. Es ist alles andere als perfekt, aber ich bin es auch nicht. Wir mögen niemals die tolle Familie sein, in der alle bei 70. Geburtstagen aufeinander glucken und den neuesten Tratsch über die Verwandtschaft ausplaudern. Aber wir sitzen jetzt hier zusammen, und ich glaube, wir sind beide froh, dass es so ist. Vieles ist noch nicht gesagt. Aber vielleicht macht das ja auch gar nichts. Vielleicht fühlt sich dieser Moment ja gerade deswegen so sehr nach einer echten Familie an, weil nichts an ihm perfekt ist.
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    I ch könnte meine neu gewonnene Reife dafür verwenden, nicht trotzig in der Kampfgruppe zu verweilen. Tue ich aber nicht. Auch wenn es Juli und mein Vater nicht verstehen – ich bin gerade so in Fahrt und entdecke den Spaß dabei, Dinge zu Ende zu bringen. Und sollte mich das schließlich einen Schneidezahn kosten, verbuche ich das eben als Lehrgeld. Nur Stefan versteht mich … irgendwie. »Es ist ja nicht so, als hättest du eine Wahl, wir müssen leben, was in uns ist«, sagt er einmal, als ich ihm beinahe die Nase gebrochen hätte. Ich muss lachen und klopfe ihm auf die Schulter.
    Â»Du bleibst hier, wenn Juli und ich fahren, oder?«
    Â»Ja.«
    Â»Aber ich muss das bitte deinem Vater nicht sagen, oder?«
    Â»Hast du Angst, er steckt den Buchladen in Brand? Keine Sorge, so etwas tut er nicht. Und ich habe ihm auch nichts von dir gesagt. Genau genommen, habe ich nur einen Zettel auf den Küchentisch gelegt, auf dem stand, dass ich in Indien bin.«
    Â»Aber du weißt: Eltern sind auch nur Menschen. Melde dich irgendwann mal bei ihm.«
    Â»Auf einmal?«
    Ich muss lachen. »Ja, auf einmal.«
    Nach unserem Gespräch verlaufen die Begegnungen mit meinem Vater erschreckend normal. Wir essen abends gemeinsam und lachen über Julis Witze. Das Beste ist, dass ich nun in seiner Nähe völlig entspannt bin. Was verdammt viel ist, wie ich finde. Als Juli und ich schließlich nach Kochi aufbrechen, weil wir den letzten Abend dort verbringen wollen, wo wir die Reise begonnen haben, umarmen Kurt und ich uns sogar etwas länger. Wir sind dabei immer noch etwas unbeholfen und versprechen uns nichts, außer dass wir uns bei der Hochzeit sehen werden. Vielleicht räume ich zu Hause endlich das Kabuff auf, werfe die Gegenstände weg, die er mir geschenkt hat, die ich unmöglich finde und weise denen einen richtigen Platz in der Wohnung zu, die mir gefallen. Ganz so, wie man es bei einem echten Vater täte. Diesen Entschluss gefasst, kann ich nur noch an eines denken: Hrithik. Ich bin so aufgeregt, ihn wiederzusehen, dass Juli wenig Freude an mir haben wird. Als wir in Fort Kochi ankommen und uns sofort wieder dieser unverwechselbare Wirrwarr an Gerüchen in die Nase steigt, ist es ein bisschen so, als hätte ich die letzten Tage nur geträumt.
    Juli scheint etwas weniger sentimental zu sein. »Ich brauche ein Internet-Café«, ächzt sie. Leicht weggetreten begleite ich sie bei ihrer Suche. Als sie eines gefunden hat, lasse ich mir auch einen freien Platz zuweisen und entdecke überrascht, dass mir tatsächlich jemand geschrieben hat. Neben dem üblichen Quatsch – Werbung und Nigerianer mit kranker Mutter, die ganz viel Geld in einem Geldkoffer gebracht bekommen wollen – habe ich sogar gleich drei echte Nachrichten. Von Lilly, Hrithik und völlig unverständlicherweise von Chadni. Woher hat die überhaupt meine Adresse? Ich beschließe zuerst die E-Mail von Lilly zu lesen, weil ich vor Hrithiks Botschaft ein bisschen Angst habe. Was, wenn er anders als ich, ganz und gar nicht zu dem Schluss gekommen ist, dass all unsere Querelen völlig nichtig sind und wir einfach zusammenzugehören.
    Â»Ich mag Hrithiks E-Mail nicht öffnen«, sage ich laut und beiße auf meinen Fingernägeln herum.
    Â»Wieso das denn?«, fragt Juli entgeistert.
    Â»Vielleicht löst er ja die Verlobung«, gebe ich kleinlaut zu bedenken.
    Â»Pffff«, Juli bläst sich ungeduldig eine Haarsträhne aus der Stirn. »So ein Quatsch, der will dir sicher nur sagen, dass er dich

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