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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Sie ein ehrgeiziger junger Mann waren und sich zumindest nach außen hin von Ihrer Familie distanzieren wollten?«
    »Nein, das stimmt nicht. Ich wollte zwar einen amerikanischer klingenden Namen, aber distanzieren wollte ich mich von niemandem.«
    Ich sah Opparizios Augen kurz in Richtung seiner Anwälte zucken.
    »Sie wurden ursprünglich nach Ihrem Onkel benannt, richtig?«, fuhr ich fort.
    »Nein, das ist nicht wahr«, antwortete Opparizio rasch. »Ich wurde nach niemandem benannt.«
    »Sie hatten einen Onkel, der Antonio Luigi Apparizio hieß, derselbe Name, der auf Ihrer Geburtsurkunde steht, und Sie wollen behaupten, das war reiner Zufall?«
    Opparizio merkte, dass es ein Fehler gewesen war zu lügen, und versuchte das wieder auszubügeln, womit er die Sache nur schlimmer machte.
    »Meine Eltern haben mir nie erzählt, nach wem sie mich benannt haben oder dass sie mich überhaupt nach jemandem benannt haben.«
    »Und ein kluger Kopf wie Sie konnte sich das nicht selbst denken?«
    »Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich kam mit einundzwanzig an die Westküste und war meiner Familie nicht mehr nahe.«
    »Meinen Sie, geographisch?«
    »In jeder Hinsicht. Ich habe ein neues Leben angefangen. Ich habe mir hier eine Existenz aufgebaut.«
    »Ihr Vater und Ihr Onkel waren in organisierte Kriminalität verwickelt, richtig?«
    Freeman legte umgehend Einspruch ein und bat darum, an die Richterbank kommen zu dürfen. Als wir uns dort einfanden, hätte nur noch gefehlt, dass sie die Augen verdrehte, um ihre Frustration zum Ausdruck zu bringen.
    »Euer Ehren, genug ist genug. Der Verteidiger schreckt nicht einmal davor zurück, den Ruf seines eigenen Zeugen in den Schmutz zu ziehen. Damit muss endlich Schluss sein. Wir sind hier in einer Gerichtsverhandlung, nicht beim Tiefseefischen.«
    »Euer Ehren, Sie haben mich angehalten, rasch vorzugehen, und genau das tue ich. Ich kann den Beweisantritt erbringen, dass ich hier keineswegs nur aufs Geratewohl nach Informationen fische.«
    »Und worin besteht der, Mr. Haller?«
    Ich reichte Perry ein dickes gebundenes Dokument, das ich an die Richterbank mitgebracht hatte. Zwischen seinen Seiten standen mehrere verschiedenfarbige Haftnotizen hervor.
    »Das ist der vom U.S. Attorney General erstellte ›Kongressbericht über organisierte Kriminalität‹. Er stammt aus dem Jahr 1986, und der damalige Attorney General war Edwin Meese. Wenn Sie die mit der gelben Haftnotiz markierte Seite aufschlagen, werden Sie in dem hervorgehobenen Abschnitt meinen Beweisantritt finden.«
    Der Richter las die Passage und drehte dann das Buch herum, damit auch Freeman sie lesen konnte. Bevor sie fertig war, entschied er über den Einspruch.
    »Stellen Sie Ihre Fragen, Mr. Haller, aber ich lasse Ihnen höchstens zehn Minuten Zeit, um die einzelnen Punkte miteinander zu verbinden. Wenn Ihnen das bis dahin nicht gelungen ist, drehe ich Ihnen den Hahn ab.«
    »Danke, Euer Ehren.«
    Ich kehrte ans Pult zurück und stellte die Frage, anders formuliert, noch einmal.
    »Mr. Opparizio, wussten Sie, dass Ihr Vater und Ihr Onkel Mitglieder der sogenannten Gambino-Familie waren, einer Gruppierung, die der organisierten Kriminalität zugerechnet wird?«
    Opparizio hatte gesehen, wie ich dem Richter das gebundene Dokument gegeben hatte. Er wusste, dass ich etwas hatte, um meine Frage zu untermauern. Statt es rundweg zu leugnen, versuchte er es mit einer ausweichenden Antwort.
    »Wie bereits gesagt, kehrte ich meiner Familie den Rücken, als ich zu studieren begann. Ich hatte keinerlei Kenntnisse von dem, was sie danach getan haben. Und davor wurde ich in nichts Derartiges eingeweiht.«
    Jetzt war der Moment gekommen, gnadenlos zuzuschlagen, Opparizio an den Rand des Abgrunds zu drängen.
    »War Ihr Onkel wegen seiner Brutalität und Gewalttätigkeit nicht als Anthony ›The Ape‹ Apparizio bekannt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »War Ihr Onkel nicht eine Art Vaterfigur für Sie, weil Ihr richtiger Vater den größten Teil Ihrer Jugend wegen Erpressung im Gefängnis saß?«
    »Mein Onkel hat zwar finanziell für uns gesorgt, aber er war keine Vaterfigur.«
    »Als Sie mit einundzwanzig Jahren an die Westküste zogen, stand dahinter die Absicht, sich von Ihrer Familie zu distanzieren, oder sollten Sie vielmehr an der Westküste ein zweites wirtschaftliches Standbein für Ihre Familie aufbauen?«
    »Das ist eine groteske Unterstellung! Ich bin hierhergekommen, um Jura zu studieren. Ich hatte nichts und

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