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MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg

MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg

Titel: MicrDolly - 07 - Dolly hat Heimweh nach der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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habe keines. Das muß jemand anderem gehören, schau doch mal nach, was für ein Name drinsteht.“
Dolly drehte und wendete das Tuch. Da unten! Ganz klein waren Buchstaben zu erkennen.
„P. Dupont“, buchstabierte Dolly. „Du lieber Himmel, wie ist denn Mademoiselles Tuch zu dir geraten? Ach natürlich! Das kann nur neulich bei der Strand-Party passiert sein, bei dem überstürzten Aufbruch. Sicher hatte sie es verloren, und ich habe es mit all den anderen Sachen mitgegriffen.“
Dolly betrachtete das Tüchlein nachdenklich. „Typisch Mademoiselle – all diese Röschen und Vergißmeinnicht. Sie ist und bleibt eine Romantikerin! Hallo, da kommt mir eine fabelhafte Idee!“
„Schrei doch nicht so! Vor Schreck habe ich einen Strich mitten durch meine Zeichnung gemacht!“
„Bist du gar nicht neugierig?“
„Doch, schon.“
„Mir ist eingefallen, wie wir mit dem Tuch von Mademoiselle unserm lieben Monsieur Monnier einen herrlichen Streich spielen können!“ Dolly flüsterte der Freundin ins Ohr, was sie sich ausgedacht hatte, als hätten die Wände Ohren.
„Und du glaubst, das klappt?“ fragte Susanne ungläubig.
„Ich denke schon.“
Am nächsten Nachmittag hatten sie einen Gast zum Tee. Felicitas war gekommen, um die Schwester in ihrem Reich zu besuchen. Dolly hatte aus der Schulküche Kuchen und Plätzchen organisiert, die da täglich frisch hergestellt wurden.
„Der Kuchen ist ein bißchen glitschig“, meinte Dolly, „Will hat mal wieder die Mengen verwechselt, aber er schmeckt einfach himmlisch!“
Die Mädchen ließen sich Tee und Kuchen schmecken.
„Was ist denn das?“ fragte Felicitas plötzlich und deutete auf den Schrank, den Dolly aus Versehen offengelassen hatte.
„Das dort oben? Ach, das ist Monsieur Monniers alter Strohhut, er ist bei der Strand-Party angebrannt. Ich habe ihn nur deshalb dort aufgehoben, um ihm bei Gelegenheit einen neuen, ähnlichen zu kaufen.“
„Kannst du ihn nicht mir geben?“ fragte Felicitas lauernd.
„Nein, ich brauche ihn noch. Was willst du denn damit?“
„Och, nur so, ich habe da eine Idee.“
„Das scheint eine Familienkrankheit zu sein“, sagte Susanne und schaute Dolly durchdringend an.
„Du kannst ihn später haben, wenn ich den Kauf erledigt habe“, meinte Dolly.
„Dann gib mir doch wenigstens das Band!“ bettelte Felicitas.
„Na schön.“
Dolly stand auf und ging zum Schrank. Sie holte den Strohhut und ihre Nagelschere heraus und trennte das blau-weiß-rote Band vorsichtig ab.
„Willst du mir nicht verraten, wozu du es brauchst?“ fragte sie.
„Später.“ Felicitas lächelte geheimnisvoll.
„Es hat doch nichts mit dem Streich zu tun, den wir Monsieur Monnier spielen wollen?“
„Aber nein!“ versicherte Felicitas. „Im Gegenteil.“ Daß dieses Gegenteil „Mademoiselle Dupont“ hieß, sagte sie allerdings nicht.
Am nächsten Morgen beim Frühstück richtete es Dolly so ein, daß sie neben Monsieur Monnier saß. Sie umsorgte ihn mit betonter Liebenswürdigkeit, goß ihm Kaffee ein, suchte das knusprigste Brötchen für ihn aus und stand extra auf, um ihm seine Lieblingsmarmelade zu holen.
„Sie umsorgen mich wie eine Tochter“, sagte Monsieur Monnier gerührt. Was er nicht merkte, war, daß Dolly sich an seiner Jacke zu schaffen gemacht hatte und sein blütenweißes Taschentuch gegen ein anderes, rosenbesticktes, das leicht nach Parfüm duftete, ausgetauscht hatte.
Gleich die ersten zwei Stunden an diesem Morgen gehörten der französischen Literatur. Und wie meistens deklamierte auch heute Monsieur Monnier mit viel Gefühl und Leidenschaft eine Szene aus einem Klassiker des französischen Theaters. „Phädra“ von Racine hatte er sich zum Thema gewählt, und Phädras Seelenschmerz war es, der sich aus Monsieur Monniers Mund mit vielen Seufzern und Schluchzern auf die mehr oder weniger andächtig lauschenden Schülerinnen ergoß. Auf Monsieur Monniers Stirn erschienen die ersten kleinen Schweißtropfen, Dolly sah es mit Entzücken. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
Doch Monsieur war noch nicht so weit. Jetzt klagte der unglückselige Königssohn sein Liebeslied um die schöne Aricia. Da…
„Mon amour!“ schluchzte Hippolyt-Monsieur. „Meine Geliebte!“ Er griff nach seinem Taschentuch, um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Auf halbem Weg blieb sein Arm in der Luft stehen. Monsieur Monnier schaute fassungslos auf das Etwas aus Spitzen und Rosen in seiner Hand und erstarrte. Ungläubig drehte er es hin und her,

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